Ob Teil einer interÂnaÂtioÂnaÂlen BeweÂgung oder tradiÂtioÂnelÂles EngaÂgeÂment in der Schweiz: StifÂtunÂgen beweÂgen die NachÂhalÂtigÂkeit und setzen sich für die Umwelt ein.

1000 MilliÂarÂden Bäume pflanÂzen weltÂweit lautet das ambiÂtioÂnierte Ziel. «Wenn es uns gelingt, haben weltÂweit rund 350 MillioÂnen Menschen Arbeit – insbeÂsonÂdere in EntwickÂlungsÂlänÂdern», sagt MariÂanne Jung. ZusamÂmen mit Pirmin Jung hat sie 2016 die StifÂtung Plant-for-the-Planet Schweiz gegrünÂdet. «Die Bäume werden bewirÂken, dass der Boden wieder fruchtÂbar wird, die BiodiÂverÂsiÂtät zurückÂkommt und das lokale Klima posiÂtiv beeinÂflusst wird. Sie speiÂchern ganz viel CO2 und sie geben uns einen ZeitÂjoÂker von bis zu 15 Jahren, um das 2‑Grad Ziel zu erreiÂchen», sagt ihr Gründungspartner.
Die Idee der StifÂtung geht auf den DeutÂschen Felix FinkÂbeiÂner zurück. Als 9‑Jähriger forderte er 2007 alle Kinder auf, eine Million Bäume zu pflanÂzen. Gemäss der interÂnaÂtioÂnaÂlen BeweÂgung Plant-for-the-Planet wurde dieses Ziel 2010 erreicht. 2011 starÂtete als FolgeÂproÂjekt die 1000-MilliÂarÂden-Bäume-KampaÂgne. Dass die AufforsÂtung eine valable MöglichÂkeit ist, um das Klima zu retten, zu diesem Schluss kam auch eine Studie des CrowÂther Lab der ETH Zürich von 2019. AllerÂdings dränge die Zeit, denn es dauert Jahre, bis die Wälder genüÂgend gewachÂsen sind und ihre volle Wirkung als CO2-SpeiÂcher zum Tragen kommt.
Ohne SchutzÂwald geht es nicht

Bäume prägen unsere LandÂschafÂten, Städte, Felder oder Berge. In den 80ern rückÂten sie in den Fokus der UmweltÂdisÂkusÂsion: WaldÂsterÂben. «Es war der AuslöÂser», sagt Dunja L. Meyer, verantÂwortÂlich zur ÖffentÂlichÂkeitsÂarÂbeit über die GrünÂdung der StifÂtung BergÂwaldÂproÂjekt 1987. «WaldÂsterÂben war damals in aller Munde.» Es bildete sich eine kleine Gruppe. Sie wollte anpaÂcken statt nur diskuÂtieÂren, und sie gingen in den Wald arbeiÂten. Das BergÂwaldÂproÂjekt war geboÂren. Mit ihrem EngaÂgeÂment will die StifÂtung den NaturÂschutzÂgeÂdanÂken mit dem Menschen verbinÂden. «Ganz selbstÂloÂsen NaturÂschutz gibt es wohl nicht», sagt Dunja L. Meyer. Denn der BergÂwald habe viele FunkÂtioÂnen, von denen die Menschen profiÂtieÂren: Er ist SchutzÂwald für die BergÂreÂgion und durch die HochÂwasÂserÂreÂguÂlieÂrung wirkt er bis ins FlachÂland. Er bindet CO2 und liefert Holz als Baustoff.
Die KlimaÂerÂwärÂmung treibt gewisse TierÂarÂten immer höher in die Berge. Doch am Gipfel ist Schluss.


Und er ist LebensÂraum für eine VielÂfalt an Tieren und PflanÂzen. Sie fügt an: «Auch BiodiÂverÂsiÂtät ist ein Dienst der Natur an den Menschen.» Das InterÂesse der Menschen an diesem Wissen steigt. Das merkt auch das BergÂwaldÂproÂjekt. Denn es lebt von der FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit. «Immer mehr Menschen melden sich aktuÂell, weil sie sich für die Umwelt engaÂgieÂren wollen», stellt Dunja L. Meyer fest. Corona habe diese EntwickÂlung noch verstärkt. Viele Menschen bleiÂben in der Schweiz. Und diesen FreiÂwilÂliÂgen verschafft das Projekt in einer Woche erlebÂbare ErkenntÂnisse über den BergÂwald. InsbeÂsonÂdere für SchüÂleÂrinÂnen und SchüÂler bieten solche ProjektÂwoÂchen oft SchlüsÂselÂerÂlebÂnisse, die sich im KlasÂsenÂzimÂmer nicht in der gleiÂchen Art vermitÂteln lassen. «Wer im steiÂlen BergÂwald steht und weit unten das durch den Wald geschützte Dorf erblickt, dem leuchÂtet sofort ein, dass ein Leben in der Schweiz ohne SchutzÂwälÂder nicht möglich ist», sagt sie. Doch die StifÂtung lebt nicht nur von der FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit. Um diese Einsätze zu ermögÂliÂchen, ist die StifÂtung auf SpenÂden angeÂwieÂsen. Denn eine ProjektÂwoÂche ist mit hohen Kosten verbunÂden für profesÂsioÂnelle BegleiÂtung, UnterÂkunft und VerpfleÂgung, TransÂportÂmitÂtel und WerkÂzeuge. Deshalb seien sie genauso auf Gross- und KleinÂspenÂder angeÂwieÂsen wie auf Menschen, die freiÂwilÂlig arbeiÂten kommen.
Es gibt nicht «zu viel» oder «zu wenig»

EbenÂfalls in der BergÂwelt liegt der SchweiÂzeÂriÂsche NatioÂnalÂpark. Dabei steht das SchutzÂgeÂbiet als Ganzes im Fokus. «Wir schütÂzen nicht nur Tiere, PflanÂzen und LebensÂräume, sondern sämtÂliÂche natürÂliÂchen Prozesse, das ÖkosysÂtem als Ganzes», sagt Hans Lozza, KommuÂniÂkaÂtiÂonsÂleiÂter des NatioÂnalÂparks. Nach einem LawiÂnenÂnieÂderÂgang verschwinÂden vielÂleicht gewisse Arten, dafür finden andere einen neuen LebensÂraum. «Wir werten auch nicht. Es gibt nicht ‹zu viel› oder ‹zu wenig› von einer Art. Die Anzahl IndiÂviÂduen ist Ausdruck für das herrÂschende KräfÂteÂverÂhältÂnis.» Mit diesem GedanÂken hat sich der Park seit seiner GrünÂdung 1914 entwiÂckelt. «Es war eine Zeit der wirtÂschaftÂliÂchen EntwickÂlung und auch eine tourisÂtiÂsche BoomÂzeit. Viele RessourÂcen wie Wälder oder WildÂtiere wurden überÂnutzt und weite Teile des GebirÂges für WeideÂzweÂcke genutzt», sagt der KommuÂniÂkaÂtiÂonsÂleiÂter über die Gründungszeit.
IntenÂsiÂver BergÂbau, KahlÂschlag, KalkÂbrenÂneÂrei und WeideÂgang prägÂten die Gegend bei Zernez. Eine Gruppe von PersönÂlichÂkeiÂten aus dem städÂtisch-bürgerÂliÂchen Kreis in Basel – insbeÂsonÂdere NaturÂwisÂsenÂschaftÂler – erkannte den HandÂlungsÂbeÂdarf. Sie wollÂten ein Stück Natur «für alle Zeiten» der menschÂliÂchen Nutzung entzieÂhen und für die natürÂliÂche EntwickÂlung reserÂvieÂren. SeitÂher haben sich die Themen teilÂweise geänÂdert. «Doch der Druck auf natürÂliÂche RessourÂcen ist nach wie vor hoch», sagt Hans Lozza. «Neue BedroÂhunÂgen sind entstanÂden. So etwa die tourisÂtiÂsche ÜberÂnutÂzung des AlpenÂraums. Es gibt kaum noch RückÂzugsÂgeÂbiete für die Tiere, weder im Sommer noch im Winter.» Die VeränÂdeÂrung der LandÂschafÂten und ihre Folgen für die Tiere beobÂachÂtet auch die SchweiÂzeÂriÂsche VogelÂwarte Sempach. Dass in der Schweiz alle beim Thema Vogel gleich an Sempach denken, hat nichts damit zu tun, dass es sich um eine für OrniÂthoÂloÂgen ausserÂgeÂwöhnÂliÂche Region handeln würde.

«Der Name ist histoÂrisch bedingt», sagt Livio Rey. Der GrünÂder, Alfred SchifÂferle lebte in Sempach. 1924 wurde die SchweiÂzeÂriÂsche VogelÂwarte Sempach zur ErforÂschung des VogelÂzugs im AlpenÂraum gegrünÂdet. 30 Jahre später wurde sie in eine StifÂtung umgeÂwanÂdelt. Ihre Arbeit bleibt aktuÂell. Biologe und MediÂenÂspreÂcher Livio Rey erklärt: «Ehemals häufige Arten sind aufgrund der IntenÂsiÂvieÂrung der LandÂwirtÂschaft prakÂtisch verschwunden.»

Eine grosse Krise
«Neue» Arten stellt Livio Rey dafür im SiedÂlungsÂraum fest. Viele Arten seien «eingeÂwanÂdert», die eigentÂlich im Wald lebten. Er nennt Amsel, BuchÂfink oder KohlÂmeise als Beispiele. Die VegeÂtaÂtion wie in einem Park reiche ihnen. Zu posiÂtiv will er diese EntwickÂlung jedoch nicht werten. «Obwohl sich die SiedÂlungsÂfläÂchen ausgeÂdehnt haben, hat die Anzahl Vögel nicht im gleiÂchen Mass zugeÂnomÂmen», sagt er. Viele naturÂferne Gärten, die viel zu häufig gemäht würden oder gar nur aus SchotÂter bestünÂden, seien für die Natur komplett wertÂlos. Oder die BesitÂzer pflanÂzen gebietsÂfremde Arten. Livio Rey bilanÂziert: «Der SiedÂlungsÂraum dehnt sich aus, aber SiedÂlungsÂvöÂgel können nicht profiÂtieÂren.» Die AusdehÂnung des SiedÂlungsÂraums bedingt, dass er in den Fokus der NachÂhalÂtigÂkeit und der UmweltÂtheÂmaÂtik rückt.

Mit einem SchwerÂpunkt auf BiodiÂverÂsiÂtät im SiedÂlungsÂraum hat die Sophie und Karl Binding StifÂtung ihre FörderÂtäÂtigÂkeit im UmweltÂbeÂreich neu defiÂniert. «2018 hat der StifÂtungsÂrat entschieÂden, sich mit einem neuen grosÂsen operaÂtiÂven Projekt auf BiodiÂverÂsiÂtät zu fokusÂsieÂren», sagt Jan SchuÂdel, BereichsÂleiÂter Umwelt & SoziaÂles. Und er erkennt eine DringÂlichÂkeit in diesem Thema: Ein DritÂtel der PflanÂzen- und TierÂarÂten in der Schweiz ist bedroht. TrockenÂwieÂsen und Weiden sind besonÂders betrofÂfen. Seit 1900 hat ihre Fläche um bis zu 95 Prozent abgeÂnomÂmen, wie das BundesÂamt für Umwelt festÂstellt. «Ein schleiÂchenÂder Verlust», sagt Jan Schudel.
«Oft geschieht er fern der Medien, obwohl es eine grosse Krise ist.» Mit dem Fokus auf die SiedÂlungsÂbioÂdiÂverÂsiÂtät will die StifÂtung das Thema nun angeÂhen und dafür sensiÂbiÂliÂsieÂren. «Es geht um die VielÂfalt der Natur vor der HausÂtür, auch von EntscheiÂdungsÂträÂgern», sagt Jan SchuÂdel. «Die wollen wir erreiÂchen. Unser Ziel ist, die VielÂfalt im verdichÂteÂten SiedÂlungsÂraum aufzuzeigen.»
Zwei GigaÂbyte Daten
Mit einem Preis will die Binding StifÂtung nun das BewusstÂsein für das Thema stärÂken. 2021 wird die StifÂtung zum ersten Mal den mit 100’000 FranÂken dotierÂten Binding Preis für BiodiÂverÂsiÂtät vergeÂben (nach RedakÂtiÂonsÂschluss). Bis zum 31. Januar konnÂten InterÂesÂsierte ihre Projekte einreiÂchen. Und bereits die AusschreiÂbung hat eine grosse Wirkung erzielt. «Wir haben zwei GigaÂbyte Daten erhalÂten», sagt Jan SchuÂdel. «Ein enorÂmes EngaÂgeÂment zeigt sich in den ProjekÂten. SchulÂklasÂsen haben mitgeÂmacht, ganze VerwalÂtungsÂabÂteiÂlunÂgen zusamÂmenÂgeÂarÂbeiÂtet. Wir haben starke Videos erhalÂten – toll, wenn man so etwas erlebt.» BeweÂgen will auch Plant-for-the-Planet. «1000 MilliÂarÂden Bäume, das sind 150 Bäume pro ErdenÂbeÂwohÂner», rechÂnet MariÂanne Jung. «Ja, das klingt im ersten Moment nach viel. Es ist eine HerkuÂlesÂarÂbeit.» Wenn allerÂdings UnterÂnehÂmen mitmaÂchen und bspw. ihren eigeÂnen Wald pflanÂzen, um CO2-neutral zu werden, ergibt dies eine Menge an Bäumen. AllerÂdings will Plant-for-the-Planet diese Bäume nicht alle selber pflanÂzen. Pirmin Jung erklärt: «VielÂmehr will man neben den eigeÂnen PflanÂzunÂgen alle die andeÂren BaumÂpflanzÂproÂjekte in den verschieÂdensÂten Ländern und RegioÂnen koorÂdiÂnieÂren und über die Plant-for-the-Planet-App einen einfaÂchen Zugang von interÂesÂsierÂten privaÂten und instiÂtuÂtioÂnelÂlen SpenÂdern zu diesen ProjekÂten ermögÂliÂchen.» Dass sich das GrünÂderÂpaar überÂhaupt für das Thema engaÂgiert, hat mit ihrem eigeÂnen berufÂliÂchen HinterÂgrund zu tun. Als BauinÂgeÂnieure setzen sie auf den WerkÂstoff Holz. «Das ist ja gerade das posiÂtive ErgänÂzende: Jeder Baum wird gepflanzt und irgendÂwann alt. Würde man ihn nicht ernten, würde er mit der Zeit selber umfalÂlen und vermoÂdern – das im Holz gespeiÂcherte CO2 würde wieder in die Luft gelanÂgen», sagt er. «Für uns ist klar, dass wir auf der einen Seite die Regen- und UrwälÂder erhalÂten müssen, ohne KomproÂmisse. Die übriÂgen Wälder sollen aber aktiv und vor allem nachÂhalÂtig bewirtÂschafÂtet werden, um möglichst viel CO2 zu binden und es langÂfrisÂtig in ProdukÂten und GebäuÂden einzuÂlaÂgern.» Dabei setzen sie auf an die örtliÂche SituaÂtion angeÂpasste MischÂwälÂder. Aus diesen sollen von Zeit zu Zeit einzelne Stämme geernÂtet und so junge Bäume nachÂgeÂpflanzt werden.
Vögel sind beliebte Tiere
Die BeruÂfung für das EngaÂgeÂment der StifÂtung kennt auch Livio Rey. «Ich wollte mich schon immer für die Natur engaÂgieÂren, aufkläÂren und VerständÂnis schafÂfen.» Es sei wichÂtig zu zeigen, dass Krähen hochÂinÂtelÂliÂgent und sozial sind, nennt er als Beispiel. DesweÂgen will er das VerständÂnis für die Tiere fördern. HilfÂreich sei, dass Vögel beliebte Tiere sind. Die Menschen fühlen sich mit ihnen verbunÂden. Während des ersten LockÂdowns hätte die VogelÂwarte Sempach ausserÂgeÂwöhnÂlich viele AnfraÂgen erhalÂten. «Die Menschen haben die Vögel wahrÂgeÂnomÂmen. Sie fragÂten, welchen Vogel sie geseÂhen haben, wie sie einen NistÂkasÂten montieÂren oder den Garten naturÂnah gestalÂten können.» Er stellt eine emotioÂnale Bindung fest. Doch wenn es um die ArguÂmente geht, zählen für ihn die Fakten. Und diese sind wenig erfreuÂlich. «Seltene Arten werden noch selteÂner», sagt Livio Rey. Gerade die EntwickÂlung in den Feucht- und LandÂwirtÂschaftsÂgeÂbieÂten verschärft die SituaÂtion. Viele bedrohte Arten leben in diesen LandÂschafÂten. Und natürÂlich ist der KlimaÂwanÂdel eine grosse Sorge. «Es kann eng werden für Vögel, die in den Bergen leben. Aber gerade für BergÂvöÂgel hat die Schweiz eine grosse VerantÂworÂtung», sagt Livio Rey. Steigt die TempeÂraÂtur, müssen Vögel, die in kühleÂren TempeÂraÂtuÂren leben, ausweiÂchen, ihren LebensÂraum in höheÂren GebieÂten suchen. «Aber irgendÂwann ist man zuoberst auf einem BergÂgipÂfel», sagt er. Doch es gibt auch ErfolgsÂmelÂdunÂgen: Wo es grosse AnstrenÂgunÂgen gibt, zeige sich eine BesseÂrung. Livio Rey nennt den Kiebitz. «Er war vom AussterÂben bedroht, heute geht es ihm dank SchutzÂbeÂmüÂhunÂgen besser.» Viele Arten seien aber nicht so einfach zu fördern. HilfÂreich ist, dass die Themen NachÂhalÂtigÂkeit, Natur und Umwelt an BedeuÂtung gewinÂnen. «Vögel sind nicht unabÂhänÂgig vom Klimathema. Sie sind genauso vom KlimaÂwanÂdel betrofÂfen wie wir Menschen», sagt er.
WaldÂsterÂben heisst heute Klimawandel
Der KlimaÂwanÂdel fordert auch den BergÂwald. «WaldÂsterÂben heisst heute KlimaÂwanÂdel», sagt Dunja L. Meyer. Dieser mache dem BergÂwald arg zu schafÂfen. Nicht alle Bäume würden die TrockenÂheit und die Hitze gleich gut vertraÂgen. Die grosse HerausÂforÂdeÂrung sei, den BergÂwald, insbeÂsonÂdere die SchutzÂwälÂder, fit für eine Zukunft zu machen, die niemand kennt. Die Forschung sucht nach Bäumen, die TrockenÂheit und Hitze gut vertraÂgen. Und der aktuÂelle WissensÂstand zeigt: «Die Fichte, mit der in der VerganÂgenÂheit viel aufgeÂforsÂtet wurde, ist leider nicht sehr trockenÂheitsÂreÂsisÂtent, da sie flache Wurzeln hat.» Da hilft es, dass das Thema immer mehr Menschen bewegt. Immer mehr OrgaÂniÂsaÂtioÂnen befasÂsen sich mit dem Thema Umwelt. Das sei posiÂtiv. Die Arbeit nehme ja auch stetig zu, sagt sie, und sieht nicht KonkurÂrenÂten, sondern MitstreiÂter für dasselbe AnlieÂgen. Ähnlich tönt es bei MariÂanne Jung. «Alle AktiÂviÂtäÂten, die mithelÂfen, dass sich die Erde nicht um mehr als zwei Grad erwärmt, sind posiÂtiv. Wir sehen da niemanÂden als KonkurÂrenÂten – vielÂmehr ist es ein grosÂses MiteinÂanÂder. Die AktiÂviÂtäÂten der KlimaÂbeÂweÂgung sensiÂbiÂliÂsieÂren die Menschen und das hilft uns direkt.» Denn mit ihrem EngaÂgeÂment will auch Plant-for-the-Planet Kinder und JugendÂliÂche in Bezug auf das Thema KlimaÂwanÂdel erreiÂchen. Bisher hat die interÂnaÂtioÂnale BeweÂgung 90’000 JugendÂliÂche und Kinder in 75 Ländern zu BotschafÂteÂrinÂnen und BotschafÂtern für KlimaÂgeÂrechÂtigÂkeit ausgeÂbilÂdet. Sie lernen, was KlimaÂkrise und KlimaÂgeÂrechÂtigÂkeit sind, wie BäumÂepflanÂzen die BiodiÂverÂsiÂtät, die FruchtÂbarÂkeit der Böden oder das lokale Klima beeinÂflusÂsen kann und wie sie selber aktiv werden können.

Nicht nur der Regenwald
Um mit ihrer neuen AusrichÂtung im Bereich Umwelt möglichst effekÂtiv wirken zu können, hat sich die Sophie und Karl Binding StifÂtung mit ExperÂten und ExperÂtinÂnen primär aus Praxis und praxisÂoriÂenÂtierÂter WissenÂschaft sowie mit OrgaÂniÂsaÂtioÂnen wie Forum BiodiÂverÂsiÂtät oder Pro Natura ausgeÂtauscht. So hat die StifÂtung den FörderÂbeÂreich BiodiÂverÂsiÂtät und AufwerÂtung qualiÂtaÂtiv hochÂwerÂtiÂger LandÂschaftsÂräume entwiÂckelt. In der UmsetÂzung spielt auch die AbstimÂmung mit den andeÂren beiden FörderÂbeÂreiÂchen SoziaÂles und Kultur eine Rolle. «Wir bemüÂhen uns darum, dass es keine WiderÂsprüÂche gibt, auch innerÂhalb eines Bereichs», sagt Jan SchuÂdel und nennt als Beispiel, dass für die InstandÂsetÂzung einer TrockenÂmauer aus GrünÂden des KlimaÂschutÂzes nicht der HeliÂkoÂpter eingeÂsetzt werden sollte. Bei vielen ProjekÂten arbeite man mit andeÂren StifÂtunÂgen und weiteÂren OrgaÂniÂsaÂtioÂnen zusamÂmen. Denn alleine sei man oft kein Game-ChanÂger. Die RessourÂcen müssen sinnÂvoll eingeÂsetzt werden. Und wirken. Auch gegenÂüber der ÖffentÂlichÂkeit. Hier soll gerade der neue Preis seine AusstrahÂlung entfalÂten. Mit dem WaldÂpreis, den die StifÂtung 30 Jahre lang bis 2016 vergab, sei dies gelunÂgen. Nun soll dies bei der BiodiÂverÂsiÂtät gescheÂhen. Denn dies sei drinÂgend notwenÂdig. «Bei manchen Arten auf der Roten Liste, die vom AussterÂben bedroht sind, ist die EntwickÂlung dramaÂtisch», sagt Jan SchuÂdel und fügt an, «aber auch bei häufiÂgeÂren Arten ist ein deutÂliÂcher RückÂgang zu verzeichÂnen.» Hier fehle das BewusstÂsein in der GesellÂschaft für das Problem bei uns. DesweÂgen sei die KommuÂniÂkaÂtion wichÂtig. Es gebe eine DiffeÂrenz zwischen der wissenÂschaftÂliÂchen ErkenntÂnis und der öffentÂliÂchen WahrÂnehÂmung. «Nicht nur der RegenÂwald ist bedroht», sagt er, «auch bei uns sind Arten unmitÂtelÂbar vom AussterÂben bedroht oder gefährdet.»
Ein ausserÂgeÂwöhnÂliÂches Langzeitprojekt
Die BedeuÂtung der KommuÂniÂkaÂtion führt der NatioÂnalÂpark schon in der BeschreiÂbung seiner HauptÂaufÂgaÂben auf. Die ÖffentÂlichÂkeitsÂarÂbeit gehört neben NaturÂschutz und Forschung auch dazu. Der KommuÂniÂkaÂtiÂonsÂleiÂter sagt: «Alle drei AufgaÂben sind wichÂtig. Der Schutz schafft den Rahmen für dieses LangÂzeitÂexÂpeÂriÂment. Die Forschung zeigt, wie sich die Natur entwiÂckelt, wenn der Mensch über so lange Zeit nicht eingreift. Die ÖffentÂlichÂkeitsÂarÂbeit schliessÂlich ermögÂlicht Menschen einen Zugang zu wilder Natur und schafft AkzepÂtanz für dieses ausserÂgeÂwöhnÂliÂche LangÂzeitÂproÂjekt.» EntspreÂchend sind die SchutzÂbeÂstimÂmunÂgen klar und ermögÂliÂchen gleichÂzeiÂtig den TourisÂmus. Es herrscht ein WegeÂgeÂbot – es darf nicht überÂnachÂtet werden und der Zugang ist nur zu Fuss erlaubt. «Diese SchutzÂbeÂstimÂmunÂgen setzen wir durch, notfalls mit Bussen», sagt Hans Lozza. Wenn die Gäste auf den Wegen bleiÂben müssen, ist die Störung für Tiere und PflanÂzen viel weniÂger gross als in GebieÂten, die kreuz und quer beganÂgen werden. Pärke seien immer auch eine Chance, um den Menschen die Augen zu öffnen. «So können wir sie zu Fans von unbeÂrührÂter Natur werden lassen», sagt Hans Lozza. Die öffentÂliÂche WahrÂnehÂmung ist für den Park wichÂtig. Denn es werde schwieÂriÂger, für unspekÂtaÂkuÂläre HinterÂgrundÂarÂbeit grosse GeldÂgeÂber zu finden. Eine HerausÂforÂdeÂrung, die aktuÂell ansteht, ist die WeiterÂentÂwickÂlung des Unesco BiosÂfera EngiÂaÂdina Val MüstÂair. Der SchweiÂzeÂriÂsche NatioÂnalÂpark dient als KernÂzone dieses BiosphäÂrenÂreÂserÂvats. Hans Lozza: «Ziel ist es, eine ModellÂreÂgion zu schafÂfen, in der der Mensch nachÂhalÂtig mit den natürÂliÂchen RessourÂcen umgeht.»