Diese drei Entwicklungen in der Philanthropie beeinflussen die Umwelt.
Die Corona-Pandemie führt uns, über die Notlage der öffentlichen Gesundheit und alle damit verbundenen Folgen hinaus, die unmittelbaren Auswirkungen globaler Herausforderungen auf unser Leben vor Augen. Dies gilt auch für den Klimawandel, der uns alle beschäftigt. Wie antizipiert die Philanthropie diesen laufenden Prozess? Welche Konzepte entstehen auf Veranlassung von mit der Spendenvergabe befassten Organisationen oder gewinnen an Bedeutung?
Die Swiss Philanthropy Foundation (SPF) zählt als Dachstiftung zu diesen Akteuren. Sie ist in privilegierter Position Teil dieses Ökosystems und zeugt davon, was die Geldgeber bei ihrem Engagement oder Stiftungen in ihrer strategischen Entwicklung antreibt. Die Dachstiftung ist mit rund 46 aktiven, philanthropischen Fonds, die ihrer Struktur angegliedert sind, ein grossartiges Ökosystem, in dem sich Entwicklungen, welche die Welt der Philanthropie bewegen, erkennen lassen. Ich stelle Ihnen nachfolgend drei davon vor, die mit der wachsenden, jedoch noch unzureichenden Sorge um die Umwelt in Verbindung stehen.
1. In Systemen statt Projekten denken
Wir beobachten, dass Spender die sogenannte anwaltschaftliche Arbeit stärker unterstützen. Insbesondere wenn es darum geht, Staaten an die Erfüllung ihrer Klimaschutzverpflichtung zu gemahnen. In erster Linie sind es Verbände oder Forschungszentren wie das Council on Economic Policies in Zürich, die Staaten auf ihre Pflichten angesichts der Szenarien, die Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten ankündigen, ansprechen.
Die SPF beherbergt einen Teil der Aktivitäten der Initiative Financing for Biodiversity, die durch die MAVA-Stiftung initiiert wurde und der sich die Moore-Stiftung angeschlossen hat. Strategie dieses Fonds ist es, Einfluss auf das System zu nehmen, indem dazu beigetragen wird, die Finanzwelt besser mit der Erhaltung und Wiederherstellung der Natur in Einklang zu bringen. Sie unterstützt beispielsweise innovative Ansätze zur Integration der Natur in die Märkte für Staatsanleihen.
2. Zusammenarbeiten ja, aber mit maximaler Agilität
Die Zusammenarbeit zwischen Geldgebern ist nicht nur eine Frage der Ressourcen, sondern auch der Innovation hinsichtlich der Art und Weise, wie die Auswahl und der anschliessende Einsatz der Mittel organisiert wird. Partners for a New Economy ist eine weitere Initiative unter dem Dach der SPF. Der kollaborative Fonds wurde 2015 durch vier Stiftungen gegründet, deren Vision es ist, dass die Wirtschaft ebenso im Dienste der Natur wie der Menschen stehen kann — und muss. Im Jahr 2020 sind die Laudes- und die Ford-Stiftung dem wegbereitenden kollaborativen Fonds beigetreten, was die Relevanz seiner Strategie bestätigt.
Wir sind fest davon überzeugt, dass die Möglichkeit, Mittel in einer Drittstruktur zu bündeln, es den Vergabestiftungen erlaubt, sich vor allem dank der gemeinsamen Verwaltung auf die Auswirkung der Massnahmen zu konzentrieren. Auch für die Unterstützungsempfänger vereinfacht sich die Beziehung, wenn nicht mit mehreren Organisationen vielfache Kontakte gepflegt werden müssen. Eine einfache und professionelle Infrastruktur erleichtert derartige Zusammenarbeiten, um in einem Themenbereich, der Ressourcen ebenso wie Effizienz erfordert, agil zu bleiben.
3. Transparenz ist gut, Kohärenz ist besser
Meine Bewunderung galt schon immer Pionieren, die Wege beschreiten, die sich andere noch nicht unbedingt zu gehen wagen. Bertrand Piccard hat im April dieses Jahres 1000 kosteneffiziente Lösungen zum Schutz des Klimas angekündigt. Staaten wurden aufgerufen, einen regulatorischen Rahmen zu gestalten, der Anreize zur Förderung der Rolle von Unternehmen und denjenigen, die sie finanzieren, schafft. Im Bereich der Philanthropie sind die Zahlen bekannt. Es ist jedoch gut, noch einmal daran zu erinnern. In der Schweiz vergeben Stiftungen fast CHF 1.5 Milliarden, von denen nur ein kleiner Teil in den Umweltschutz fliesst. Die gleichen Stiftungen verfügen im Übrigen zusammen über ein Vermögen von schätzungsweise CHF 100 Milliarden.
Selbst wenn diese Rechnung an Grenzen stösst, da die Umwelt ein Querschnittsthema ist, zeigt sie, inwieweit die Stiftungen eine proaktive Herangehensweise an die Art und Weise, wie ihr Vermögen verwaltet und wie es verteilt wird, haben könnten. Bei SPF werden in Abstimmung mit dem jeweils beteiligten Gründer bzw. der Gründerin des Fonds 80 % der Mittel nachhaltig investiert. Diese investierten Gelder sind daher, ebenso wie die vergebenen Mittel, kohärent mit ihrer Zielsetzung.
Die Bedeutung der Umweltfragen, die sich uns stellen, sollte uns ebenso viel Demut wie Ehrgeiz eingeben. Die obigen Beispiele machen deutlich, dass Stiftungen wie Spender neue Wege zur Umsetzung ihrer Strategie wagen müssen, da die Zeit drängt. Die Zivilgesellschaft braucht Vorhersehbarkeit, damit es für unser System und unseren Planeten zu einem Wandel kommt. Wie Albert Einstein bereits im vergangenen Jahrhundert erkannte, ist Mut eine der Antriebskräfte des Wandels: «Wenn Sie immer das tun, was Sie schon immer getan haben, werden Sie auch immer das gleiche Ergebnis erhalten.» Jetzt sind Sie am Zug.