Lukas, was sind Förderallianzen überhaupt?
Lukas Hupfer: In einer Allianz verfolgen mehrere Organisationen ein gemeinsames Ziel; in einer Förderallianz sind das dann eben Förderorganisationen. Allianzen sind formell mehr oder weniger strukturiert und absichtlich auf Langfristigkeit ausgelegt. Das unterscheidet sie von einer Ad-hoc-Kooperation oder der in der Philanthropie verbreiteten kollektiven Förderung. Bei Letzterer beschliessen mehrere Förderer unabhängig und allenfalls ohne Kenntnis voneinander, ein bestimmtes Projekt zu unterstützen.
Wo liegen die Vorteile einer Förderallianz?
Förderallianzen beruhen auf einer gemeinsam entwickelten Strategie, die sicherstellt, dass alle beteiligten Partner ihre Ressourcen und Massnahmen auf ein klar definiertes Ziel hin ausrichten. Dies stärkt die Wirkung, vermeidet Doppelspurigkeiten und schafft Kontinuität und Stabilität. Eine Allianz erleichtert dadurch auch gemeinsame Lernprozesse und den Transfer von Best Practices deutlich und sie reduziert das Risiko durch geteilte Verantwortung. Schliesslich kann der gemeinsame Auftritt der Förderer die Sichtbarkeit und den Einfluss in der Öffentlichkeit und in politischen Diskursen erhöhen.
Das klingt grossartig. Warum setzen nicht alle Förderorganisationen auf diese Karte?
Sich auf ein Ziel zu einigen, ist leichter gesagt als getan. Bei allem Gemeinsamen bringen die Partner oft Unterschiede in Kultur, Werten und Perspektiven mit. Diese Vielfalt zu erkennen und nutzen, ist zentral für eine realistische Zielsetzung und Erwartungshaltung. Allianzen operieren zudem oft auf einer höheren, systemischen Ebene. Gewisse Stiftungen bevorzugen aber weiterhin Projekte mit klarer Attribution und Kausalität: «Unser Beitrag hat dieses Projekt erlaubt. Eine Allianz im Gegenzug bewirkt, wie gesagt, aber mehr als das.»
Hast du ein Beispiel?
Mit dem aussenpolitischen Think Tank foraus habe ich vor wenigen Jahren selbst eine Förderallianz aufgebaut und erlebt: Fünf Stiftungen finanzieren gemeinsam mit Kernfinanzierung die Weiterentwicklung der Organisation. Nach dem Aufbau der Allianz findet nun auch ein regelmässiger inhaltlicher Austausch zu gemeinsamen Interessen der Stiftungen und foraus statt: Welche Trends kommen auf uns zu? Wie unterhalte ich eine Community? An diese positiven Erfahrungen und Ergebnisse sollten wir aus meiner Sicht anknüpfen und einen Schritt weitergehen: Eine umfassende Allianz vereint aus meiner Sicht nicht nur Förderorganisationen, sondern auch mehrere Geförderte.
Wie tragen Con·Sense und StiftungSchweiz zur Stärkung von Förderallianzen bei?
Wir sind überzeugt: Förderallianzen werden in der Philanthropie angesichts des zunehmend volatilen Umfelds immer wichtiger. Sie geben gemeinnützigen Organisationen Planungssicherheit, Stabilität und die nötigen Ressourcen, um handlungsfähig zu bleiben und flexibel auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Kurz: Sie stärken ihre Resilienz.
Damit das Potenzial von Netzwerken stärker ausgeschöpft und Förderallianzen künftig leichter und effizienter aufgesetzt werden können, geben wir ihnen in einem Webinar eine Bühne anhand von Beispielen von Organisationen, die Erfahrungen aus erster Hand beisteuern. StiftungSchweiz bringt zudem das neue Netzwerk-Modul zum Einsatz, um den Aufwand rund um die Abstimmung der Organisationen zu reduzieren, und entwickelt ein Framework mit Prozessen, Hilfsmitteln und Templates, das den Aufbau von Förderallianzen erleichtert.