Senior:innen mit tiefem Einkommen beziehen mehr Pflege- als Betreuungsleistungen, bei älteren Menschen mit höherem Einkommen ist es genau umgekehrt. Das geht aus einer Umfrage der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Universität Genf im Auftrag von Pro Senectute Schweiz hervor. Gemäss der Umfrage nehmen 8,3 Prozent der zu Hause lebenden Menschen über 65 Betreuungsleistungen wie Hilfe im Haushalt, beim Einkaufen und bei der Administration oder Begleitung zu Arztterminen in Anspruch. 6,7 Prozent beziehen medizinische Pflegeleistungen und 10,7 Prozent beides.
Betreuung muss selbst bezahlt werden
Eine nähere Analyse der Daten zeige, dass Senior:innen mit tiefem Einkommen mehr Pflegeleistungen beziehen als solche, die in besseren finanziellen Verhältnissen leben, schreibt Pro Senectute Schweiz in einer Mitteilung. Das sei auf ihren schlechteren Gesundheitszustand zurückzuführen. Gleichzeitig beanspruchen ärmere Senior:innen aber weniger Betreuungsleistungen, obwohl sie sehr wahrscheinlich auch hier Bedarf hätten. Menschen mit tiefen Einkommen können sich die Betreuung jedoch oft nicht leisten, da die Kosten dafür, anders als die Pflegekosten, nicht von der Krankenkasse übernommen werden. «Dies kann dazu führen, dass Betroffene früher in ein Alters- und Pflegeheim ziehen müssen, obschon sie nicht pflegebedürftig sind», so Pro Senectute.
Die Politik hat dieses Problem erkannt: Mit einer Änderung des Bundesgesetzes über Ergänzungsleistungen (ELG) beabsichtigt der Bundesrat, Betreuungsleistungen zu Hause neu über die EL mitzufinanzieren. Das könne dazu beitragen, den Bedarf an Betreuungsleistungen zu decken, schreibt die Pro Senectute. «Wenn dadurch kostspielige verfrühte Heimeintritte vermieden werden, entlastet eine solche Änderung des ELG auch die öffentliche Hand.»
Die Umfrage zum Bezug von Betreuungs- und Pflegeleistungen ist Teil des Altersmonitors von Pro Senectute. Für diese repräsentative Befragung wurden 2022 Menschen über 55 Jahren zu verschiedenen altersrelevanten Themen befragt.