Jedes Jahr werden in der Schweiz hunderte Hektaren Grünland neu angelegt, etwa auf Biodiversitätsförderflächen in der Landwirtschaft, auf Böschungen im Strassenbau oder im Rahmen von Bauvorhaben. Meist werde dazu jedoch standardisiertes Saatgut verwendet, das nur selten zum regionalen Artenpool passe, schreibt Pro Natura: «Dies führt auf lange Sicht zur Verfälschung der regionaltypischen Pflanzenzusammensetzung und zur Verarmung der genetischen Vielfalt im Grünland.»
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, lancierte Pro Natura vor zehn Jahren das Projekt «Regio Flora». Es will die regionale Artenvielfalt im Wiesland durch vermehrte Direktbegrünungen fördern. Bei der Direktbegrünung wird entweder das Mahdgut einer Spenderfläche auf einer möglichst nahegelegenen Empfängerfläche ausgebracht (Heugrassaat), oder das regionale Saatgut einer artenreichen Spenderfläche wird für eine Aussaat verwendet. Beide Methoden dienen dazu, lokaltypische Pflanzenarten und ihre genetischen Eigenschaften zu erhalten.
Höhere Artenvielfalt
Das Projekt zeige Erfolge, schreibt Pro Natura: Seit der Lancierung von Regio Flora werde die Direktbegrünung mit regionalem Saatgut von immer mehr Landwirtschaftsbetrieben sowie von Fachleuten aus Naturschutz, Garten- und Strassenbau angewendet. Untersuchungen hätten ergeben, dass Flächen, die mit Mahdgut begrünt wurden, tendenziell eine höhere Artenvielfalt aufweise als mit Standardsaatgut begrünte Flächen.
Auf der Internetplattform regioflora.ch sind aktuell Spenderflächen für Direktbegrünungen in 18 Kantonen aufgeschaltet. Im April wurde zudem eine neue Geschäftsstelle eröffnet, die vom Bundesamt für Landwirtschaft für mindestens vier Jahre finanziert wird. Die Geschäftsstelle ist beim Departement für Agrar‑, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule in Zollikofen angesiedelt.
Regio Flora wurde von Pro Natura initiiert und in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt BAFU, dem Bundesamt für Landwirtschaft BLW, der landwirtschaftlichen Beratungszentrale AGRIDEA, Info Flora, der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus AGFF sowie 15 Kantonen entwickelt.