Schweizer Universitäten und Forschungseinrichtungen belegen in internationalen Rankings regelmässig Spitzenplätze. Dass dies so bleibt, dafür sorgen unter anderem private Förderer. Deren Beiträge machen gemäss Bundesamt für Statistik durchschnittlich bereits knapp ein Drittel der universitären Gesamtbudgets aus.
Was aber genau versteckt sich hinter dem Begriff «Drittmittel»? Der Blick zeigt: eine ganze Menge. Drittmittel reichen von kompetitiven nationalen und internationalen Forschungsmitteln des Schweizerischen Nationalfonds oder der EU über öffentliche und private Forschungsmandate, bis hin zu Weiterbildungs- und Dienstleistungserträgen, Schenkungen und Legaten. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Universitätsstiftungen zu, die über verschiedene Angebote private Fördermittel einwerben. Als Transfer- und Pooling-Gefässe spielen sie eine zunehmend wichtige Rolle in der Drittmittelfinanzierung. Die älteste Schweizer Universitätsstiftung, der Fonds général de l’Université de Genève, datiert auf 1945. Zwischenzeitlich sind in der Schweiz zehn weitere Universitätsstiftungen entstanden; 2021 die UniBE Foundation und die Fondation pour l’Université de Neuchâtel.
Risiko- und Innovationskapital
Private Stiftungsmittel spielen für Universitäten nicht primär aufgrund ihrer Finanzkraft eine wichtige Rolle. Die vier Stiftungen der ETH, der HSG, der Universität und des Universitätsspitals Zürich haben 2019 166 Millionen Franken eingeworben. Mit den 135 Millionen, die im selben Jahr von Mitgliedern des Branchenverbands SwissFoundations in den Bereichen Forschung und Wissenschaft investiert wurden, stellen sie sowohl im Verhältnis zur Summe aller Drittmittel als auch zu den Gesamtbudgets der Universitäten einen Nebenschauplatz dar. Viel interessanter ist die Art des Geldes. Private Mittel bieten Universitäten einen entscheidenden Spielraum für Risikofinanzierungen, für strategische Initiativen ausserhalb der staatlichen Regelfinanzierung, für Vernetzungen und innovative Partnerschaften. Als Beispiel dafür sei die von der UZH Foundation gemeinsam mit dem Novartis Venture Fonds gegründete UZH Life Sciences AG genannt, die Risikokapital an Start-ups im Life-Science-Bereich vergibt. Die Initiative zeigt zweierlei auf: nämlich, dass mit privatem Forschungsgeld neue Ansätze und innovative Kooperationsideen erprobt und dass Universitätsstiftungen aufgrund ihrer unabhängigen und eigenständigen Rechtsform solche Initiativen ausserhalb der streng regulierten universitären Rahmenbedingungen überhaupt erst lancieren können.
Breite Angebotspalette
Interessant ist ein Blick auf die vielfältige Angebotspalette der Universitätsstiftungen. Neben klassischen Einzelspenden können Spenderinnen und Spender ab einem bestimmten Fördervolumen individuelle Namensfonds und Unterstiftungen unter dem Dach der Universitätsstiftungen einrichten. Für zweckungebundene Spenden stehen bei der ETH oder den UZH-Stiftungen Polyfunds oder President’s Funds zur Verfügung. Potente Spenderinnen und Spender werden in Exzellenz oder Legacy Circles mit hochkarätigen und exklusiven Angeboten an die Universität gebunden und im Rahmen von Wissenschaftsdialogen in direkte Begegnungen mit Wissenschaftlern und Forscherinnen gebracht.
Transparenz als Vertrauensbasis
Private Mittel wirken häufig direkt in staatliche Aufgabengebiet hinein. Auch wenn die finanziellen Beiträge eher bescheiden sind, können sie Misstrauen wecken und Missverständnisse auslösen. Im universitären Umfeld ist dies in zweierlei Hinsicht der Fall: Eine solide staatliche Finanzierung ist und bleibt Grundlage für eine qualitativ hochstehende Lehre und Forschung. Die Zunahme von privaten Mitteln darf deshalb nicht dazu führen, dass die öffentlichen Mittel gesenkt werden. Entscheidend für die öffentliche Akzeptanz inner- und ausserhalb der Forschungsgemeinschaft ist zudem ein transparenter Umgang mit privaten Fördermitteln. Die meisten Universitätsstiftungen haben in den letzten Jahren einen Verhaltenskodex für die Entgegennahme und Veröffentlichung von eingeworbenen Mitteln entwickelt. Sie publizieren Listen der geförderten Professuren, legen Spenden ab einer bestimmten Summe offen und veröffentlichen die Donatoren auf ihrer Website.
Es bleibt zu wünschen, dass in den kommenden Jahren massgebliche neue Mittel ihren Weg in die private Forschungsförderung finden. Immerhin wurden 2020 in der Schweiz 95 Milliarden vererbt, fünfmal mehr als noch vor 30 Jahren. Die Universitäten jedenfalls scheinen gerüstet – was angesichts der drohenden Konsequenzen aus dem Scheitern des Rahmenabkommens für den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Schweiz auch dringend notwendig ist.