50 Jahre Stimm- und Wahlrecht für Frauen. Erst. Ein Anlass zum Feiern? Ja und nein.
Ja – viel ist erreicht. So ist der Frauen-anteil im Bundesparlament bei den nationalen Erneuerungswahlen 2019 auf rekordhohe 40 Prozent angestiegen.
«Helvetia ruft!», eine überparteiliche Bewegung für Frauen in die Politik, wurde 2018 auf den Plan gerufen, aufgrund der Besorgnis einer drohenden Verschlechterung des Frauenanteils bei den damals anstehenden nationalen Wahlen. Sie hat Frauen aufgefordert, sich zur Wahl zu stellen, und sie hat die Kandidierenden mit Workshops und Mentorings auf das Mandat vorbereitet. Ziel der Bewegung ist, dass in der Schweiz Frauen und Männer zu gleichen Teilen politische Entscheidungen treffen. Die durch Kathrin Bertschy und Flavia Kleiner initiierte, überparteiliche Bewegung «Helvetia ruft!» wird heute von hunderten von Frauen getragen und ist bei alliance F angesiedelt. alliance F versteht sich als die Stimme der Frauen in der Schweizer Politik.
Lohn- und Chancengleichheit?
Nein – bei der Lohn- und Chancengleichheit etwa gibt es noch erheblichen Nachholbedarf. Tatsache ist, dass in Verwaltungs- und Stiftungsräten sowie in Geschäftsleitungen, insbesondere bei KMU und Grossunternehmen, die Frauen immer noch stark untervertreten sind. Ist es die späte Einführung der politischen Rechte für Frauen, die nachwirkt? Darüber sollte im laufenden Jahr nachgedacht werden. Die Internetseite von CH2021.ch gibt Einblick in die Geschichte der Frauenrechte in der Schweiz.
Brüder ohne Schwestern
Die Schweiz sei ein «Volk von Brüdern ohne Schwestern» monierten 1948 die Schweizer Frauenverbände gegenüber dem Bundesrat. Dessen Motto war die «Schweiz, ein Volk von Brüdern», anlässlich der Feiern des 100-jährigen Bestehens der Bundesverfassung. Damals kannten bereits die meisten europäischen Länder das Stimm- und Wahlrecht für Frauen. Fast zehn Jahre später, am 5. März 1957 erteilte der Gemeinderat von Unterbäch, Wallis, gegen den Willen der Landesregierung den Frauen ein einmaliges Stimmrecht. Unterbäch wird heute auch das «Rütli der Schweizer Frau» genannt. Es sollte weitere 14 Jahre dauern bis den Frauen am 7. Februar 1971 ihre demokratischen Rechte zugesprochen wurden. Zu verdanken ist dies einem jahrzehntelangen Kampf mutiger Frauen. Der Verein CH2021 bietet insbesondere für das Jubiläumsjahr eine schweizweite Plattform zur Information und Vernetzung. Auch was der späte Zeitpunkt der Gewährung des späten Stimm- und Wahlrechts für Frauen heute bedeutet, soll 2021 diskutiert werden.
Ein Anlass zum Feiern?
Es ist wichtig, dass Erreichtes gefeiert und gewürdigt wird, online
einstweilen und später im Jahr vielleicht vor Ort. Ebenso wichtig ist es innezuhalten, um darüber nachzudenken, woran es wirklich liegt, dass es nach wie vor benachteiligte Branchen gibt und Branchen, in welchen die Frauen in den Führungsfunktionen stark untervertreten sind.
Das Jubiläum 50 Jahre Frauenstimmrecht fokussiert auf die Frauen. Sie stehen im Rampenlicht und sind nicht einfach mitgemeint.