Der Impuls kommt aus der Gemeinschaft

Die richtige Zielgruppe

Eine Stif­tung für das soziale Enga­ge­ment, ein Unter­neh­men für die wirt­schaft­li­chen Aspekte: Mit einem ganz­heit­li­chen Ansatz fördert die bioRe Stif­tung Bioland­bau in Indien und Tansania.

«Wir haben schnell gemerkt, dass wir die Frauen im Bioland­bau schu­len müssen», sagt Christa Suter, Geschäfts­füh­re­rin der bioRe Stif­tung. Diese fördert den biolo­gi­schen Anbau von Baum­wolle. Bei den ersten Schu­lun­gen in Indien erschie­nen jeweils die regis­trier­ten Bauern und somit die Männer. Dies erwies sich als wenig ziel­füh­rend: «In indi­schen Fami­lien verrich­ten die Frauen oft land­wirt­schaft­li­che Arbeit und sie über­neh­men die Aufga­ben im Haus. Das heisst nicht, dass die Männer nicht arbei­ten. Sie haben andere Aufga­ben. So sind sie etwa für die Bewäs­se­rung zustän­dig.» Um effek­tiv zu wirken, musste die Stif­tung die Frauen errei­chen. Gemischte Lern­grup­pen sind aus kultu­rel­len Grün­den nicht möglich. So sind die heute über 80 Frau­en­grup­pen entstan­den. In diesen lernen sie bspw., wie sie mit Präpa­ra­ten aus Knob­lauch, Zwie­beln oder Chili Schäd­linge biolo­gisch bekämp­fen. In den Schu­lun­gen erfah­ren die Frauen nicht nur das Wie, sondern auch das Warum. Dieses Wissen sorgt für eine kompe­tente Umset­zung. «Die Idee ist, dass Frauen das Wissen weiter­ver­mit­teln. 800 Frauen sind es unter­des­sen. 2021 sollen es 1000 werden», so Christa Suter.

Mehr als Ressourcengewinnung

Den Grund­stein für bioRe in Indien legte Patrick Hohmann vor 30 Jahren. Der Stif­tungs­grün­der und heutige Ehren­prä­si­dent des Stif­tungs­ra­tes lancierte 1991 ein Projekt für den Anbau von Biobaum­wolle. 1994 folgte die Grün­dung des Projek­tes in Tansa­nia. Die Projekte waren seit Anbe­ginn geprägt vom Grund­ge­dan­ken, die Förde­rung der wirt­schaft­li­chen Entwick­lung mit dem sozia­len Aspekt zu verknüp­fen. Waren zu Beginn die sozia­len Enga­ge­ments im norma­len Geschäfts­be­trieb inte­griert, zeigte sich bald, dass dies zu komplex gewor­den war. Eine Stif­tung als Träge­rin des sozia­len Enga­ge­ments schien die ideale Form. 1997 grün­de­ten Remei und Coop die bioRe Stif­tung. Diese Lösung hat den Vorteil, dass das Enga­ge­ment nicht vom Geschäfts­gang abhän­gig ist. «Alle wirt­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten rund um das Produkt blei­ben im Unter­neh­men Remei gebün­delt. Die bioRe Stif­tung kümmert sich dage­gen um das Soziale und die Gemein­schaft», sagt Christa Suter. Trotz dieser orga­ni­sa­to­ri­schen Auftei­lung bleibt die Stif­tung elemen­ta­rer Bestand­teil des Biobaumwollprojektes.

In Indien kümmern sich Frauen um die Arbeit auf dem Feld und eignen sich Kompe­ten­zen im biolo­gi­schen Land­bau an.

Auf Bedürf­nisse reagieren

Der ganz­heit­li­che Ansatz ist ein wich­ti­ger Erfolgs­fak­tor der Stif­tung. So unter­stützt sie nur Projekte, die aus der Gemein­schaft heraus formu­liert wurden. «Die Stif­tung reagiert auf Bedürf­nisse. Ein Impuls aus der Gemein­schaft löst die Projekte aus», sagt Christa Suter. Zu den auf diese Weise erfolg­reich lancier­ten Projek­ten gehö­ren die Saat­gut­for­schung und die Schu­len. Die Problem­stel­lung ist der Kern der Enga­ge­ments. «Wir woll­ten nicht 18 Schul­häu­ser bauen, sondern Schul­bil­dung ermög­li­chen.» Der Impuls kam von einem Bauern. Die Kinder wurden in seiner Stube zusam­men­ge­führt, um mit einem Schul­all­tag zu begin­nen. Dabei ging es um ganz rudi­men­täre Dinge: den Kindern zeigen, was Schule ist, dass sie gepflegt erschei­nen und dass sie ihre Schul­sa­chen mit dabei haben. Das war Basis­ar­beit, um das Thema der Bildung über­haupt in die Gemein­schaft zu brin­gen. Heute liegt ein Augen­merk auf der Quali­tät der Schul­bil­dung. Dabei versteht sich die Stif­tung nicht als Konkur­renz zum Staat. «Wir haben auch schon Schu­len geschlos­sen, nach­dem in der Nähe eine staat­li­che Insti­tu­tion eröff­net worden war», sagt Christa Suter. Aktu­ell besu­chen 1261 Kinder die Anima­ti­ons­schu­len, 694 Jungen und 567 Mädchen. «Es ist eine Inves­ti­tion in die selbst­be­stimmte Zukunft der Mädchen, dessen sind sich die Mütter bewusst», betont Xenia Ritter, die Kommu­ni­ka­ti­ons­be­auf­tragte von bioRe. Die Stif­tung hat auch gehol­fen, die sani­täre Situa­tion für die Frauen zu verbes­sern. In den länd­li­chen Regio­nen Indi­ens ist diese oft unge­nü­gend. Teils fehlen Toilet­ten ganz. Staat­li­che Projekte mit finan­zier­ten Gemein­schafts­toi­let­ten schei­ter­ten. Christa Suter erzählt: «So hatten uns die Männer berich­tet, dass sie gerne Toilet­ten zum Schutz ihrer Frauen woll­ten.» Uns war klar, dass diese unmit­tel­bar neben dem Wohn­haus sein muss­ten. Dies gewährte Sicher­heit und gab den Frauen die Möglich­keit für Privat­sphäre, gerade wenn sie ihre Tage hatten. Ausser­dem garan­tierte diese Lösung, dass sich jemand für das WC verant­wort­lich fühlte und dieses reinigte.

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