Virtu­elle Zusammenkunft

proFonds, die Dachorganisation gemeinnütziger Stiftungen, packte die Chance in der aktuellen Krise, den 32. Schweizer Stiftungstag 2020 digital durchzuführen. Der Verband wartete mit einem reichhaltigen Programm und einer guten Mischung von Weiterbildung und Information auf. Die Leute schätzten es und konnten dies direkt im Chat kundtun.

«Die Leute am Rande der Gesell­schaft sind wunder­bare Menschen. Sie sind meine Vorbil­der, weil sie ehrlich und ohne Maske sind.» Mit diesen Worten beein­druckte Schwes­ter Ariane am dies­jäh­ri­gen Stif­tungs­tag. Zusam­men mit ihrem Verein «Incon­tro» umsorgt sie Bedürf­tige an der Lang­strasse und verteilt Lebens­mit­tel­pa­kete an Prosti­tu­ierte, Obdach­lose und Drogen­süch­tige. Als zwei­ter Vertre­ter von «Incon­tro» war Pfar­rer Karl Wolf auf dem Podium. Das Gespräch, mode­riert von proFonds Präsi­dent Fran­çois Geinoz, ging unter die Haut und war eines der High­lights des Tages: Am 20. Novem­ber 2020 fand der Stif­tungs­tag des Schwei­zer vom Dach­ver­band der gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen proFonds zum ersten Mal virtu­ell statt. Vor Ort in der Zürcher Villa Bleu­ler waren einzig die Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten. Die über 300 Teil­neh­men­den folg­ten der Veran­stal­tung online auf ihrem Computer. 

proFonds Präsi­dent Fran­çois Geinoz, Schwes­ter Ariane und Pfar­rer Karl Wolf im Gespräch (von links).

Nach der Eröff­nung der Veran­stal­tung durch Fran­çois Geinoz, rich­tete Bundes­rat Ueli Maurer einen Gruss­bot­schaft an alles Anwe­sen­den – per Video. Er betonte die Wich­tig­keit der gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen und bedankte sich für deren Engagement. 

proFonds infor­miert
Über die gene­relle Entwick­lung des Stif­tungs­sek­tors in der Schweiz infor­mierte Harold Grünin­ger von proFonds. Dabei erwähnte er, dass das Handels­re­gis­ter per 1. Januar 2020, rund 13’300 klas­si­sche Stif­tun­gen zählte. Das bedeu­tet, im Im Vergleich zum Vorjahr resul­tierte bei 349 Neuerrich­tun­gen und 216 Liqui­da­tio­nen ein Plus von 133 Stif­tun­gen. Den gröss­ten Zuwachs verzeich­ne­ten die Kanto­nen Genf, Zug und Wallis. Wobei er fest­stellte, dass die Welle von neuen Krypto-Stif­tun­gen abge­ebbt sei, so unver­hofft wie sie gekom­men sei. Chris­toph Degen, Geschäfts­füh­rer von proFonds und Sebas­tian Rieger von proFonds erläu­ter­ten aktu­elle recht­li­che und steu­er­li­che Entwick­lun­gen im Stif­tungs­sek­tor und Gemein­nüt­zig­keits­be­reich. Konkret spra­chen sie über die Heraus­for­de­run­gen für gemein­nüt­zige Stif­tun­gen in Krisen­zei­ten, welche Möglich­kei­ten sie bei finan­zi­el­ler Schief­lage haben oder wie sie reagie­ren können, wenn sie aufgrund der Krise den Stif­tungs­zweck nicht mehr erfül­len können. Auch grif­fen Sie aktu­elle poli­ti­sche Geschäfte auf. Sie infor­mier­ten über den Stand beim neuen Daten­schutz­ge­setz und dessen mögli­chen Folgen für den Stif­tungs­sek­tor. Bezüg­lich Parla­men­ta­ri­scher Initia­tive Lugin­bühl – mit Erneue­run­gen im Stif­tungs­recht sollte sie den Stif­tungs­stand­ort Schweiz stär­ken – zeig­ten sie die nächs­ten Schritt auf. Ganz aktu­ell war die Motion Noser. Der Bundes­rat hatte diese kurz vor dem Stif­tungs­tag abge­lehnt. Die Motion stellte die Steu­er­be­frei­ung wegen Gemein­nüt­zig­keit beim Einsatz von Mittel für poli­ti­sches Enga­ge­ment in Frage.

Sebas­tian Rieger, Chris­toph Degen und Harold Grünin­ger warten auf den Auftritt (von links).

Michael Harr, Geschäfts­lei­ter Pro Senec­tute beider Basel aufge­zeigt hatte, welche Chan­cen sie in der Krise nutzen und welche Soli­da­ri­tät sie erfah­ren. Mit den Resul­ta­ten des ersten Schwei­zer Stif­tungs­ba­ro­me­ters stellte Martina Benz, Redak­teu­rin DIE STIFTUNG Schweiz, das Befin­den der Stif­tungs­land­schaft vor. Über die Situa­tion am Spen­den­markt sprach Sibylle Speng­ler, Präsi­den­tin Swiss­fund­rai­sing. Mit eindrück­li­chen Zahlen zeigte sie die Veran­ke­rung des Spen­dens in der Schweiz: 84 Prozent aller Haus­halte spen­den. Und es gibt Poten­zial im Erbschafts­markt: 65 Milli­ar­den Fran­ken werden jähr­lich vererbt, wovon ein Prozent an Stif­tun­gen fliessen. 

Die Stif­tungs­welt wird digi­tal
Poten­zial sieht Peter Buss, Grün­der und Geschäfts­füh­rer Phil­an­thropy Services AG / StiftungSchweiz, Heraus­ge­ber von The Philanthropist insbe­son­dere in der Digi­ta­li­sie­rung. Er zeigte anhand von Fall­bei­spie­len, welche digi­ta­len Services bereits exis­tie­ren. Mit Blick auf andere Lebens­be­rei­che machte er das enorme Poten­zial für Stif­tun­gen sicht­bar. Obschon online kaufen allge­gen­wär­tig ist, beträgt der Anteil beim Spen­den gerade drei Prozent. Bester Beweis, wie schnell digi­tale Lösun­gen einen Gewinn brin­gen, war der gelun­gene erste virtu­elle Stif­tungs­tag, der trotz Krise einen Austausch der Bran­che ermög­lichte. Denn, wie Schwes­ter Ariane sagt, was sie in der aktu­el­len Situa­tion gelernt habe: «flexi­bel sein und immer wieder neue Antwor­ten finden. Die Krise ist noch nicht vorbei.»

Peter Buss erläu­tert die Digi­ta­li­sie­rung des Stiftungssektors.

StiftungSchweiz engagiert sich für eine Philanthropie, die mit möglichst wenig Aufwand viel bewirkt, für alle sichtbar und erlebbar ist und Freude bereitet.

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