Bild: Jan Huber

Stif­tun­gen mit spezi­el­len Möglich­kei­ten und beson­de­ren Ansprüchen

Der Kanton Zürich verbessert die Rahmenbedingungen für Stiftungen. Für Corporate Foundations sind insbesondere die erweiterten Möglichkeiten bei unternehmerischen Fördermodellen attraktiv.

Die gesell­schaft­li­che Wahr­neh­mung von Unter­neh­men verän­dert sich. Mit den Wert­vor­stel­lun­gen wandeln sich auch Ansprü­che und Erwar­tun­gen. Die Konzern­ver­ant­wor­tungs­in­itia­tive hat diese Viel­schich­tig­keit aufge­zeigt. Unter­neh­men sind nicht mehr nur Produk­ti­ons­be­triebe, Arbeit­ge­ber oder Steu­er­zah­ler. In Nach­hal­tig­keits­be­rich­ten rappor­tie­ren sie trans­pa­rent über ihre Anstren­gun­gen und über Erreich­tes im Ökolo­gi­schen und Sozia­len. Um diese Enga­ge­ments zu bündeln – oder wirkungs­voll zu ergän­zen – führen einige Unter­neh­men eine eigene Corpo­rate Foun­da­tion. Auch diese verän­dern sich. «Waren Corpo­rate Foun­da­ti­ons früher vor allem auf Repu­ta­ti­ons­ziele ausge­rich­tet, so entwi­ckeln sie heute mehr Eigen­stän­dig­keit und können so zur Trans­for­ma­tion hin zu einer nach­hal­ti­ge­ren Wirt­schaft beitra­gen», heisst es im Stif­tungs­re­port 2023.

Geld, Wissen, Ressourcen

Die Verbin­dung zum Unter­neh­men bleibt bestehen. Diese Nähe bringt Vorteile, welche die Stif­tun­gen ihren Zweck wirkungs­vol­ler erfül­len lassen. «Unter­neh­mens­stif­tun­gen zeich­nen sich dadurch aus, dass sie vieler­lei Unter­stüt­zung durch das Mutter­haus erhal­ten», sagt Stefan Huber Fux, Geschäfts­füh­rer der Swiss Re Foun­dation. «Dabei denke ich neben Geld auch an perso­nelle Unter­stüt­zung, Hilfe in der Kommu­ni­ka­tion oder im IT-Bereich», fügt er an. Die Stif­tung der Swiss Re enga­giert sich, um die Gesell­schaft wider­stands­fä­hi­ger zu machen und soziale und huma­ni­täre Probleme zu lindern. Dank der Verbin­dung von Stif­tung und Unter­neh­men profi­tie­ren die Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen der Swiss Re Foun­da­tion von Frei­wil­li­gen­ein­sät­zen und Pro-Bono Coaches der Swiss Re Mitar­bei­ten­den. Auch Banken enga­gie­ren sich im Phil­an­thro­pie­sek­tor und betrei­ben Stif­tun­gen, um gemein­nüt­zige Enga­ge­ments im Sinne der Bank oder ihrer Kund:innen umzusetzen. 

Wirk­same Phil­an­thro­pie erfor­dert Kompe­tenz, Enga­ge­ment und Ressourcen.

Curdin Dusch­letta, Head Social Impact & Phil­an­thropy Schweiz bei UBS

Diese Verbin­dung ermög­licht einen zusätz­li­chen Wirkungs­be­reich, der die Kompe­ten­zen der Bank bei der Umset­zung mitein­be­zieht. Curdin Dusch­letta, Head Social Impact & Phil­an­thropy Schweiz bei UBS, sagt: «Wirk­same Phil­an­thro­pie erfor­dert Kompe­tenz, Enga­ge­ment und Ressour­cen.» Die umfas­sen­den gemein­nüt­zi­gen Enga­ge­ments von UBS über Jahr­zehnte haben der Bank Erfah­rung und weit­rei­chende Netz­werke in der Phil­an­thro­pie gebracht, die sie ihren Kund:innen anbie­tet. «Wir unter­stüt­zen sie dabei, mit ihrem Beitrag die grösste Wirkung zu erzie­len; beispiels­weise mit der UBS Opti­mus Foun­da­tion, der UBS Phil­an­thropy Foun­da­tion und neu auch mit UBS Bene­fi­zia Suisse», sagt er. Dass der Kanton nun die Rahmen­be­din­gun­gen anpasst, sieht er posi­tiv. «Ein zeit­ge­mäs­ses Regel­werk am Stand­ort Zürich erlaubt Stif­tun­gen einen grös­se­ren Entwick­lungs- und Entfal­tungs­raum – und trägt so nicht zuletzt auch zur Umset­zung der Sustainable Deve­lo­p­ment Goals (SDG) der Verein­ten Natio­nen bei», sagt er. Mit einer Initia­tive will der Kanton den Stif­tungs­stand­ort stär­ken. Umge­setzt hat er bereits eine Praxis­an­pas­sung zur Steu­er­be­frei­ung für gemein­nüt­zige Stiftungen.

Stand­ort insge­samt relevant

Die Attrak­ti­vi­tät des Stand­orts für Stif­tun­gen ist bei Corpo­rate Foun­da­ti­ons nicht isoliert zu betrach­ten. Sie kann sich auf die Unter­neh­men auswir­ken. Matthias Inauen, Leiter Firmen­an­sied­lun­gen im Kanton Zürich, sagt: «Gute Rahmen­be­din­gun­gen für Stif­tun­gen, so wie wir sie soeben mit unse­ren steu­er­li­chen Anpas­sun­gen geschaf­fen haben, sind inso­fern auch für Unter­neh­men rele­vant und können bei Firmen­an­sied­lun­gen zukünf­tig als Mehr­wert für die Stand­ort­at­trak­ti­vi­tät ins Feld geführt werden.» 

Mit den neuen steu­er­recht­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen, unse­ren zugäng­li­chen Aufsichts­be­hör­den, die sich durch ein moder­nes Stif­tungs­ver­ständ­nis auszeich­nen, und den zahl­rei­chen Corpo­rate Foun­da­ti­ons gehört der Kanton Zürich zu den führen­den Stiftungsstandorten.

Matthias Inauen, Leiter Firmen­an­sied­lun­gen im Kanton Zürich

Insge­samt beob­ach­tet er, dass gerade grös­sere Firmen ihr gemein­nüt­zi­ges Enga­ge­ment zuneh­mend in Form von Corpo­rate Foun­da­ti­ons bündeln. «Wenn der Kanton Zürich hier­für ein attrak­ti­ves Umfeld bietet, stei­gen die Chan­cen, dass ein Unter­neh­men seine Corpo­rate Foun­da­tion auch hier in Zürich grün­det oder ansie­delt». Aber nicht nur die gesetz­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen sind ausschlag­ge­bend. Auch formale Anpas­sun­gen liefern Argu­mente. Matthias Inauen weist darauf hin, dass seit kurzem Jahres­be­richte und Stif­tungs­do­ku­mente sowohl bei der Zürcher wie auch der natio­na­len Aufsichts­be­hörde in engli­scher Spra­che einge­reicht werden können. Für Unter­neh­men mit Englisch als Firmen­spra­che sei dies eine enorme Erleich­te­rung, ist er über­zeugt. Doch der Aufwand des Kantons lohnt sich. Jede neue Stif­tung poten­ziert den Effekt der Initia­tive, weil sie den Stand­ort noch attrak­ti­ver macht. Für die Corpo­rate Foun­da­ti­ons trägt das vorhan­dene Netz­werk wesent­lich dazu bei, einen Stand­ort posi­tiv zu beur­tei­len. Sie suchen den Austausch mit ande­ren Stiftungen. 

Stär­kung des Standorts

Auch der Zugang zu inter­na­tio­na­len NGOs ist für ihre Arbeit rele­vant. «Und diese sind in Zürich in hohem Masse vorhan­den», sagt Matthias Inauen. Er erwar­tet eine weitere Stär­kung des Stand­orts, dank der verbes­ser­ten Rahmen­be­din­gun­gen. «Mit den neuen steu­er­recht­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen, unse­ren zugäng­li­chen Aufsichts­be­hör­den, die sich durch ein moder­nes Stif­tungs­ver­ständ­nis auszeich­nen, und den zahl­rei­chen Corpo­rate Foun­da­ti­ons gehört der Kanton Zürich zu den führen­den Stif­tungs­stand­or­ten.» Davon profi­tiert der Kanton Zürich insge­samt. Die Erfah­rung zeige, dass die meis­ten Stif­tun­gen, auch wenn sie inter­na­tio­nal fördern, einen Teil ihrer Mittel für Zürcher Projekte einset­zen würden, was wiederum dem Stand­ort zugute komme. Und: «Eine von PwC und Swiss­Foun­da­ti­ons vor eini­gen Jahren publi­zierte Studie hat errech­net, dass Förder­stif­tun­gen mit ihren Ausschüt­tun­gen über die Zeit einen höhe­ren volks­wirt­schaft­li­chen Nutzen erzie­len, als wenn diese Vermö­gen besteu­ert würden», sagt Matthias Inauen. Er verweist auf den Nutzen, der über die Förder­tä­tig­keit hinaus­geht: «Stif­tun­gen bezie­hen Dienst­leis­tun­gen, ihre Vermö­gen werden vom Zürcher Finanz­platz verwal­tet, ihre Mitar­bei­ten­den bezah­len im Kanton Steu­ern und über ihre Ausschüt­tun­gen leis­ten sie einen nicht uner­heb­li­chen Beitrag an die kanto­nale Entwicklung.»

Neue Finan­zie­rungs­for­men

Auch die Zürcher Kanto­nal­bank begrüsst die Initia­tive. «Die jüngst kommu­ni­zier­ten Mass­nah­men werden dazu beitra­gen, dass sich der ganze Phil­an­thro­pie-Sektor weiter profes­sio­na­li­siert und noch viel­fäl­ti­ger wird», sagt Hans­jörg Schmidt, Leiter Key Clients Stif­tun­gen. «Libe­ra­li­sie­rung und Profes­sio­na­li­sie­rung – der Stif­tungs­sek­tor wird seine sehr wich­tige Rolle im Bereich zwischen Wirt­schaft, Poli­tik und Gesell­schaft noch besser ausfül­len können.» Die Zürcher Kanto­nal­bank hat ihr lang­jäh­ri­ges Enga­ge­ment im Phil­an­thro­pie­be­reich erst kürz­lich mit der Grün­dung der ZKB Phil­an­thro­pie Stif­tung verstärkt. «Die neue Stif­tung wird sich in diver­sen phil­an­thro­pi­schen Dimen­sio­nen mit Projek­ten engagieren.» 

Libe­ra­li­sie­rung und Profes­sio­na­li­sie­rung – der Stif­tungs­sek­tor wird seine sehr wich­tige Rolle im Bereich zwischen Wirt­schaft, Poli­tik und Gesell­schaft noch besser ausfül­len können.

Hans­jörg Schmidt, Leiter Key Clients Stif­tun­gen bei der Zürcher Kantonalbank

Dass Stif­tungs­ka­pi­tal nun auch im Sinne von Venture Phil­an­thropy einge­setzt werden und so die gemein­nüt­zige Wirkung der Stif­tung noch weiter erhöht werden kann, bietet span­nende Möglich­kei­ten zur Verwirk­li­chung des Stif­tungs­zwecks. «In diesem Punkt ist die neue Policy des Kantons beson­ders bemer­kens­wert und will­kom­men», sagt er. 

Verstär­ken­der Effekt

Die Anpas­sun­gen bezüg­lich Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten zählt auch Stefan Huber Fux zu den Mass­nah­men, die neue Perspek­ti­ven eröff­nen: «Da wir zur Errei­chung unse­rer Wirkungs­ziele oft auf sozi­al­un­ter­neh­me­ri­sche Lösun­gen setzen, können wir künf­tig weitere Finan­zie­rungs­for­men anwen­den, die über die Schen­kung hinaus­ge­hen.» Schen­kun­gen seien nicht immer die beste Art der Förde­rung. Sie bergen zudem das Risiko, dass sie zu einer Markt­ver­zer­rung führen können. Mit den neuen Rahmen­be­din­gun­gen, welche die Förder­tä­tig­keit nicht mehr auf à‑fonds-perdu-Beiträge beschrän­ken, sieht er zusätz­lich die Möglich­keit eines verstär­ken­den Effekts: «Im besten Fall erlaubt uns die neue Praxis, unsere Mittel im Sinne eines Wirkungs­mul­ti­pli­ka­tors mehr­fach einset­zen zu können, was unsere Gesamt­wir­kung erhö­hen dürfte.» 

Im besten Fall erlaubt uns die neue Praxis, unsere Mittel im Sinne eines Wirkungs­mul­ti­pli­ka­tors mehr­fach einset­zen zu können.

Stefan Huber Fux, Geschäfts­füh­rer der Swiss Re Foundation

Dabei ist es denk­bar, dass die Stif­tung auch in diesem Bereich dank der ange­pass­ten Rahmen­be­din­gun­gen auf die im Unter­neh­men vorhan­dene Exper­tise wird zurück­grei­fen können. Stefan Huber Fux sagt: «Es ist durch­aus denk­bar, dass wir künf­tig auch Finanz­ex­per­ten der Swiss Re stär­ker einbe­zie­hen können, und sie uns mit ihrem Wissen bei der Ausge­stal­tung von wirkungs­star­ken unter­neh­me­ri­schen Förder­mo­del­len unterstützen.»

Boden für weitere Investitionen

Curdin Dusch­letta beur­teilt die Anpas­sun­gen ähnlich. «Aus der Zusam­men­ar­beit mit unse­ren Kunden und gemein­nüt­zi­gen Part­nern wissen wir, dass Phil­an­thro­pie, die sich ausschliess­lich auf klas­si­sche Verga­bun­gen beschränkt, an ihre Gren­zen stösst, da diese Mittel eine limi­tierte Wirkung errei­chen können», sagt er. «Wir sind über­zeugt, dass phil­an­thro­pi­sches Enga­ge­ment auch kata­ly­tisch wirken soll, und so insbe­son­dere den Boden für weitere Inves­ti­tio­nen berei­ten kann. Entspre­chend gewin­nen unter­neh­me­ri­sche Förder­mo­delle wie Social Finance und Blen­ded Finance zuneh­mend an Bedeu­tung.» Die UBS will die Nutzung dieser Instru­mente in den nächs­ten Jahren weiter ausbauen. Der Wirkungs­grad der verfüg­ba­ren Förder­mit­tel soll so steigen. 

Inter­na­tio­na­ler Wettbewerb

Was alles möglich sein wird, werden aller­dings erst die konkre­ten Umset­zun­gen in den kommen­den Wochen und Mona­ten zeigen. Dabei hofft Stefan Huber Fux, dass der Kanton Zürich mit seiner Initia­tive eine Wirkung für die ganze Schweiz erzielt und weitere Kantone dem Beispiel folgen. «Denn während die Rahmen­be­din­gun­gen für Stif­tun­gen in Zürich zwar zwei­fels­ohne in den genann­ten Berei­chen verbes­sert werden, verschlech­tern sie sich gleich­zei­tig für einige Unter­neh­mens­stif­tun­gen schweiz­weit – zum Beispiel aufgrund des ange­pass­ten Geset­zes im Bereich der Mehr­wert­steuer», sagt er. Dieses besagt, dass auf Unter­stüt­zun­gen der Unter­neh­mung für ihre Stif­tung, beispiels­weise Über­nahme der Lohn­kos­ten für Stif­tungs­an­ge­stellte, IT-Support oder auch Kommu­ni­ka­tion eine Mehr­wert­steuer erho­ben wird – obwohl die Stif­tung aufgrund ihrer Gemein­nüt­zig­keit als steu­er­be­freit gilt. Swiss­Foun­da­ti­ons hatte sich gegen diese Anpas­sung zur Wehr gesetzt – vorerst ohne Erfolg. Im Inter­esse eines attrak­ti­ven Stif­tungs­stand­orts legt Stefan Huber Fux deswe­gen den Blick auf die ganze Schweiz. «Der inter­na­tio­nale Wett­be­werb um den attrak­tivs­ten Stif­tungs­stand­ort läuft enga­giert», sagt er und fordert. «Die Schweiz tut gut daran, die gute Ausgangs­lage nicht selbst­ver­schul­det zu verspie­len, sondern aktiv weiter zu stärken.»

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