Schweiz ForAfrika wurde aus christlichen Werten heraus gegründet. Wie präsent sind diese heute noch in Ihrer Arbeit?
Schweiz ForAfrika (vormals JAM Schweiz) wurde genau wie die ForAfrika Group von gläubigen Christen und Missionaren gegründet. Der innere Antrieb und die Motivation dazu waren die tiefe Nächstenliebe für Menschen in Armut und eine starke Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit in dieser Welt. Dieses Anliegen ist tief in der Bibel verankert und immer wieder wird darin dazu aufgefordert, benachteiligten Menschen zu dienen und das Herz nicht vor der Not zu verschliessen. Der Prophet Jesaja rief zum Beispiel dazu auf: «Nehmt euch der Hungernden an und gebt ihnen zu essen, versorgt die Notleidenden mit allem Nötigen! Dann wird mein Licht eure Finsternis durchbrechen. Die Nacht um euch her wird zum hellen Tag.» – Die Bibel, Jesaja 58,10.
Es ist uns ein wichtiges Anliegen, religiöse Freiheit zu pflegen.
Benjamin Aebersold, Marketing & Fundraising
Dieses Anliegen ist immer noch ein klarer Bestandteil unserer Arbeit und der Grund für unser Handeln, auch wenn dies nicht von allen unseren Mitarbeitenden direkt und gleich stark mit dem Glauben verbunden wird. Zudem arbeiten wir in unserem Anliegen für soziale Gerechtigkeit auch anhaltend mit Kirchen und christlichen Stiftungen zusammen. Auch viele unserer privaten Unterstützer haben einen christlichen Hintergrund. So besuchen wir von Zeit zu Zeit Kirchen, in welchen wir Gottesdienste aktiv mitgestalten dürfen.
Auch in der ForAfrika Group ist der Glaube verwurzelt, auch wenn nicht überall gleich stark. Freitags gibt es zum Beispiel jeweils ein freiwilliges «ForAfrika Friday Devotion» Zoomtreffen, in welchem auch der CEO der Group dabei ist. Dieser Kanal wird genutzt, um für die jeweiligen Anliegen der Organisation zu beten.
Ihre Vision, Mission oder Werte sind aber nicht so formuliert, dass sie auf einen Glauben Bezug nehmen sondern so, dass sie explizit unabhängig von religiöser Gesinnung unterstützen. Suchen Sie auch gezielt den Austausch mit Vertreter:innen anderer Religionen?
Es ist uns ein wichtiges Anliegen, religiöse Freiheit zu pflegen. In unseren Projektländern suchen wir aktiv den Dialog und die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung. So arbeiten wir bewusst und aktiv im Kontext verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen. Unser Ziel ist es, eine inklusive und respektvolle Umgebung zu schaffen, in der unabhängig von religiöser Zugehörigkeit gemeinsam für das Wohl der Gemeinschaften gearbeitet wird.
Spenden von «faith-based donors» spielen eine entscheidende Rolle für Schweiz ForAfrika.
Benjamin Aebersold
Sie sind für «faith-based donors» verantwortlich. Was umfasst dieser Begriff?
Der Begriff «faith-based donors» bezieht sich auf Spender:innen, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen dazu neigen, Organisationen zu unterstützen, die sich für humanitäre und soziale Zwecke einsetzen. Diese Spenden können von Einzelpersonen, religiösen Gruppen oder Organisationen stammen, die ihre Ressourcen nutzen, um positive Veränderungen in der Welt herbeizuführen. In unserem Kontext und aufgrund unserer Geschichte betrifft dies vor allem Menschen mit christlichem Hintergrund. Um diesen Kontakt zu pflegen, besuchen wir Kirchen in Gottesdiensten, nehmen an christlichen Jugendcamps teil oder sind Mitglied einer Vereinigung von christlichen Geschäftsleuten der Schweiz.
Welche Rolle spielen diese Spenden für Schweiz ForAfrika?
Spenden von «faith-based donors» spielen eine entscheidende Rolle für Schweiz ForAfrika, da uns dieses Geld ermöglicht, langfristige und nachhaltige Entwicklungsprojekte umzusetzen. Diese Spenden tragen dazu bei, Gemeinschaften zu stärken, Bildungsmöglichkeiten zu schaffen und die Lebensbedingungen der Menschen in den von uns unterstützten Regionen zu verbessern. Viele der faith-based donors spenden regelmässig und einige davon gehören zu unseren Grossspendern.
Was sind für Sie die wichtigsten Werte, für eine erfolgreiche Entwicklungsorganisation?
Einer unserer wichtigsten Werte und Hauptantrieb ist sicherlich die Liebe. Unser Organisations-Ziel lautet: «Aus Liebe zu unseren Mitmenschen auf dem afrikanischen Kontinent setzten wir uns unermüdlich dafür ein, dass ihnen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen, damit sie ihr Leben eigenständig und in Würde führen können.» Wir sind überzeugt, dass die Kraft der Nächstenliebe den leidenschaftlichen und mutigen Einsatz unserer Mitarbeitenden fördert. Zudem stellen wir sicher, dass unsere Arbeit zuverlässig ausgeführt wird und Integrität den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen prägt. Deshalb tragen wir auch das Gütesiegel ZEWO.
In der Zusammenarbeit mit der afrikanischen Bevölkerung legen wir besonderen Wert auf partnerschaftliche, ganzheitliche und langfristige Beziehungen auf Augenhöhe. Diese Werte bilden die Grundlage unseres Handelns, und unser Ziel ist es, die lokalen Gemeinschaften durch Förderung von Eigenverantwortung auf dem Weg zur Selbstständigkeit zu begleiten.
Schweiz ForAfrika ist Partnerin der internationalen ForAfrika Group. Wie ist ihre Zusammenarbeit organisiert?
Als sogenanntes «Affiliate» Büro der ForAfrika Group sind wir stolz, einen Beitrag zur Gesamtstrategie und Vision der grössten afrikanischen Entwicklungsorganisation zu leisten. Die Group wird geleitet von einem Exekutivkomitee mit Sitz in Südafrika und unsere Projektländer haben lokale Teams, die von afrikanischen LänderdirektorInnen angeleitet werden.
Obschon juristisch unabhängig als Stiftung hier in der Schweiz registriert, agieren wir in der Praxis sehr eng mit der ForAfrika Group und sind gewissermassen ein Tochterbüro. So treten wir auch einheitlich und mit derselben Corporate Identity (CI) auf.
Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit verfolgen wir gemeinsam mit der ForAfrika Group ein ehrgeiziges Zehn-Jahres-Ziel. Bis ins Jahr 2032 streben wir an, 20 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner in die Eigenständigkeit zu führen. Hierbei kooperieren wir eng mit den jeweiligen Länderbüros bei spezifischen Projekten. Uganda ForAfrika kann sich beispielsweise für Brunnenprojekte an uns wenden oder Mosambik ForAfrika für Landwirtschaftsprojekte. Die Zusammenarbeit beginnt mit der Ausarbeitung einer vertraglichen Vereinbarung (MOU), gefolgt von der Einwerbung finanzieller Mittel für das Projekt unsererseits.
Unsere Stärke als afrikanische Entwicklungsorganisation liegt darin, dass die Projekte durch einheimische Mitarbeitende entwickelt und realisiert werden.
Benjamin Aebersold
Die Umsetzung erfolgt durch das jeweilige Länderbüro in enger Zusammenarbeit mit lokalen Mitarbeitenden, die in den Gemeinschaften leben und arbeiten. Durch ihre langjährige Erfahrung hören sie auf die Bedürfnisse der Menschen und setzen die verfügbaren Ressourcen gezielt ein. Nach Abschluss des Projekts erhalten wir von ihnen einen umfassenden Bericht. Periodisch besuchen wir die Projektländer, um die Beziehungen zu pflegen und einen tieferen Einblick in die Projekte und die aktuelle Lage vor Ort zu gewinnen. Dies gewährleistet nicht nur eine effiziente Nutzung der Spendengelder, sondern stärkt auch das Vertrauen unserer Spenderinnen und Spender, dass die Mittel dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden.
In welchen Ländern sind sie aktiv?
Schweiz ForAfrika ist aktuell in Angola, Südafrika, Mosambik, Uganda, Äthiopien und im Südsudan aktiv. Die ForAfrika Group arbeitet zusätzlich in Ruanda und der Zentralafrikanischen Republik. Unsere Programme sind darauf ausgerichtet, lokale Bedürfnisse zu adressieren und nachhaltige Lösungen in den Bereichen Nothilfe, Bildung, Wasser, Gesundheit, Ernährungssicherheit und wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen.
Wo sehen Sie den grössten Hebel, um den Menschen in diesen Ländern zu helfen?
Unsere Stärke als afrikanische Entwicklungsorganisation liegt darin, dass die Projekte durch einheimische Mitarbeitende entwickelt und realisiert werden, die nicht nur mit der Kultur vertraut sind, sondern oft auch in den Gemeinschaften leben, in denen wir aktiv sind. Dadurch entfaltet sich eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den örtlichen Behörden und Gemeinschaften. Dabei betrachten wir die Stärkung lokaler Gemeinschaften als den entscheidenden Hebel, um den Menschen in diesen Ländern wirkungsvoll zu helfen. Dies erreichen wir durch gezielte Bildungsförderung, die Gewährleistung von sauberem Trinkwasser und Gesundheitsfürsorge, die Förderung nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung und die Unterstützung der Selbstbestimmung.
Indem wir die Menschen vor Ort nicht nur unterstützen, sondern auch befähigen, schaffen wir die Voraussetzungen für langfristige positive Veränderungen in ihren Lebensbedingungen.
Benjamin Aebersold
Indem wir die Menschen vor Ort nicht nur unterstützen, sondern auch befähigen, schaffen wir die Voraussetzungen für langfristige positive Veränderungen in ihren Lebensbedingungen. Unsere Authentizität als afrikanische Organisation ermöglicht es uns, eine tiefgehende Verbindung zu den lokalen Gemeinschaften herzustellen und effektive Massnahmen zu entwickeln, die auf den tatsächlichen Bedürfnissen und Prioritäten der Menschen basieren.