Die beiden Brüder Peter und Max Dätwyler gründeten 1990 mit privaten Mitteln die Dätwyler Stiftung. Bis heute bezieht die Förderstiftung mit Sitz in Altdorf namhafte Beträge aus den Dividenden der Pema Holding AG. Diese Regelung mittels
Gründervorteilen ist in der Schweizer Stiftungslandschaft einmalig.
Die Dätwyler Stiftung hat ein Rekordjahr hinter sich: 3,5 Millionen Franken an Fördergeldern hat die Urner Stiftung 2021 ausbezahlt – so viel wie noch nie. Der Grossteil wurde für Projekte im Kanton Uri oder zum Wohl der Urner Bevölkerung verwendet. Dass die Dätwyler Stiftung heute zu den grossen Schweizer Förderstiftungen gehört, hat sie den Stiftern Peter und Max Dätwyler zu verdanken. Die beiden Brüder, die 1958 die operative Leitung des Industriekonzerns Dätwyler Holding AG übernommen hatten, gründeten die Stiftung 1990 im Rahmen der Nachfolgeregelung. Dabei wählten sie eine ausgeklügelte juristische Lösung: Sie brachten ihre Beteiligungen in die neu gegründete Pema (eine Wortschöpfung aus Peter und Max) Holding AG ein, die seither, neben den Publikumsaktionären, Eigentümerin der Dätwyler Holding AG ist und zu 100 Prozent der Dätwyler Führungs AG gehört. Die Pema Holding ist Mehrheitsaktionärin der Dätwyler Holding. Mittels der im schweizerischen Obligationenrecht geregelten «Gründervorteilen» (heute «besondere Vorteile») wurden den Brüdern namhafte Ansprüche an den Dividenden eingeräumt. 1990 wurden diese Ansprüche an die neu gegründete Stiftung abgetreten. Die «besonderen Vorteile» bilden bis heute eine wesentliche Quelle des Stiftungsvermögens. Zudem brachten die beiden Stifter bei der Gründung private finanzielle Mittel in die Stiftung ein.
Möglich dank Vermögensverzicht
Diese Lösung sei in der Schweiz einmalig und nur dank eines Vermögensverzichts von Peter und Max Dätwyler sowie deren Familien möglich gewesen, sagt Susanne Döhnert, Geschäftsführerin der Dätwyler Stiftung. «Es ging ihnen um die Trennung von Macht und Kapital.» Indem die Stifter die Gründervorteile an die Stiftung abtraten, wurde diese zur Empfängerin der von der Pema Holding AG ausgeschütteten Dividenden. Zudem würde sie im – unwahrscheinlichen – Fall einer Liquidation der Dätwyler Holding AG mitbegünstigt.
Den Begriff Unternehmensstiftung lässt Geschäftsführerin Susanne Döhnert in ihrem Fall nicht gelten: «Firma und Stiftung sind zwei unabhängige und rechtlich eigenständige Konstrukte», betont sie – auch wenn durch den Namen und den Standort in Altdorf in der öffentlichen Wahrnehmung eine Verbindung hergestellt werde, vor allem im Heimkanton Uri. Und natürlich sollen die Aktivitäten der Stiftung das Image der Firma positiv beeinflussen, während die Firma konsequent an die Stiftung verweist, wenn es um Gesuche geht.
Schwerpunkt Kultur
Die Dätwyler Stiftung war von Anfang an eine gemeinnützige Förderstiftung, auf «die Ewigkeit» ausgerichtet. «Den Gründern war es auch ein Anliegen, dass das gemeinnützige Engagement der Industriellenfamilie Dätwyler im Kanton Uri nicht vergessen geht», sagt Susanne Döhnert. Die Dätwyler Holding AG ist heute ein international tätiger Industriezulieferer mit über 8000 Mitarbeitenden weltweit, hat ihren Hauptsitz aber nach wie vor in Altdorf. Die Stiftung ist lokal stark verankert und unterstützt vornehmlich Projekte im Kanton Uri und in den anliegenden Regionen. Damit der Stiftungsrat in der Umsetzung flexibel ist und eigene Akzente setzen kann, legten die Brüder den Stiftungszweck bewusst breit aus. Der Schwerpunkt der Förderung liegt aktuell im Bereich Kultur. In den vergangen Jahren unterstützte die Stiftung aber auch Projekte in den Bereichen Umwelt, Bildung, Sport und Wissenschaft mit namhaften Beiträgen.
Grosse Entwicklung und neue Möglichkeiten
Die Dätwyler Stiftung hat seit ihrer Gründung eine enorme Entwicklung durchgemacht: Schüttete sie im ersten Jahr 100’000 Franken an Fördergeldern aus, sind es heute über drei Millionen. Der 2020 verstorbene Stifter Max Dätwyler bedachte die Stiftung noch zu Lebzeiten mit weiteren Vermögenswerten, die der Stiftung neue Möglichkeiten eröffneten. Zudem verfügt die Dätwyler Stiftung mittlerweile über ein breites Immobilienportfolio, das für konstante Erträge sorgt. Diese Entwicklung führte dazu, dass die Stiftung 2021 ihre Geschäftsstelle neu organisiert und um zwei Fachstellen in den Bereichen Förderaktivitäten und Immobilien erweiterte. Die Dätwyler Stiftung fördert im Übrigen nicht nur auf Gesuch hin, sondern führt auch eigene Projekte durch. So lancierte sie im vergangenen Jahr die Veranstaltungsreihe «Kultur im Garten» und die Urner Schulreisen in Zusammenarbeit mit Uri Tourismus. Auch das «Altdorfer Kaffeechränzli» und die Generationsprojekte mit den Urner Altersheimen sind beliebte stiftungseigene Aktivitäten.