Erster umfas­sen­der Gran­tee Review Report in der Schweiz

Im Februar 2020 haben das Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel in Zusammenarbeit mit SwissFoundations den ersten Grantee Review veröffentlicht. Eine Wahrnehmungsanalyse in dieser Breite, durch die Destinatäre – unterstützte Partner und abgelehnte Antragsteller – gibt es zum ersten Mal in Schweiz.

Die aller­meis­ten Förder­or­ga­ni­sa­tio­nen setzen ihren Zweck nicht oder nur teil­weise selbst um, wird im Vorwort erläu­tert. In der Regel arbei­ten diese mit Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen zusam­men, deren Projekte und Initia­ti­ven sie finan­zi­ell unter­stüt­zen. Um die Quali­tät ihrer Arbeit zu beur­tei­len, brau­chen Stif­tun­gen Feed­back ihrer Part­ner. Der durch das CEPS und Swiss­Foun­da­ti­ons vorge­legte erste Gran­tee Review Report präsen­tiert die Ergeb­nisse einer syste­ma­ti­schen und umfas­sen­den Befra­gung von Projekt­part­nern Schwei­zer Förder­or­ga­ni­sa­tio­nen. Die betei­lig­ten Stif­tun­gen erhal­ten damit eine indi­vi­du­elle Evalua­tion ihrer Förder­tä­tig­keit, ihrer Prozesse und Kommu­ni­ka­tion sowie Hinweise zu Optimierungspotenzial.

Stif­tun­gen spie­len heute eine wich­tige gesell­schaft­li­che Rolle. Deshalb sollen Förder­or­ga­ni­sa­tio­nen sicht­bar, zugäng­lich und ihr Handeln nach­voll­zieh­bar sein. Der Gran­tee Review Report will einen neuen Stake­hol­der­dia­log anstossen. 

Wer war beteiligt

  1. Sieben Schwei­zer Stif­tun­gen bzw. Förderorganisationen
  2. 416  Förder­part­ner- und part­ne­rin­nen aus fünf Jahren
  3. 252 abge­lehnte Antrag­stel­ler und Antrag­stel­le­rin­nen aus drei Jahren

Was wurde betrachtet 

  1. Verständ­nis und Einfluss­nahme der Stif­tung auf den Tätig­keits­be­reich der Partnerorganisationen 
  2. Kommu­ni­ka­tion 
  3. Trans­pa­renz 
  4. Antrags­vor­be­rei­tung 
  5. Förder­phase 

Wer wird gemäss Studie gefördert

  1. 31 Prozent der Förder­part­ner sind öffent­li­che Insti­tu­tio­nen wie Univer­si­tä­ten, Museen oder Pflegeeinrichtungen 
  2. 62 Prozent sind gemein­nüt­zige Organisationen 
  3. 2 Prozent sind Individuen 
  4. 5 Prozent der Förder­part­ne­rin­nen und Förder­part­ner fallen nicht in diese drei Kate­go­rien und geben bspw. an, als «social enter­pri­ses» Gelder erhal­ten zu haben. 
  5. Die Mehr­heit der Förder­bei­träge der Stif­tun­gen wird an Bildung und Forschung (39 Prozent) und Kultur (17 Prozent) gesprochen.

Zur Kommu­ni­ka­tion zwischen den Partnern

Der Gran­tee Review Report 2019 gibt einen guten Über­blick. Die Rück­mel­dun­gen zur Kommu­ni­ka­tion während des Antrag­pro­zes­ses sind in der Regel posi­tiv, sowohl von Förder­part­nern als auch von Antrag­stel­lern. Die unter­stütz­ten Projekt­trä­ge­rin­nen und Projekt­rä­ger wünschen sich aller­dings von den Stif­tun­gen eine Schär­fung der öffent­li­chen Wahr­neh­mung für die jewei­li­gen Tätig­keits­be­rei­che und eine stär­kere Vernet­zungs­tä­tig­keit. Etwas mehr als die Hälfte der Antrag­stel­le­rin­nen und Antrag­stel­ler geben an, weitere Auskünfte über die Gründe des nega­ti­ven Entscheids erhal­ten zu haben. Die Antrag­stel­ler bewer­ten die Kommu­ni­ka­tion über die Antrags­ab­leh­nung mehr­heit­lich posi­tiv bzw. nachvollziehbar. 

Zum Aufwand für Stif­tun­gen und Destinatäre 

69 Prozent der Gesu­che sind Erst­an­träge. Das zeigt, es gibt weitest­ge­hend keine Routine zwischen Stif­tun­gen und Desti­na­t­ä­ren. Bezie­hun­gen müssen in der Regel aufge­baut und gepflegt werden. Erfolg­rei­che Förder­part­ne­rin­nen und Förder­part­ner wenden im Durch­schnitt 63 Stun­den für die Vorbe­rei­tung je Antrag auf, Antrag­stel­ler mit nega­ti­vem Bescheid rund 32 Stun­den. Die Bericht­erstat­tung während der Förder­phase bedarf bei den Förder­part­nern jeweils rund 31 Stun­den im Durch­schnitt. Die Mehr­heit der Befrag­ten im Gran­tee Review Report 2019 erach­ten diesen Zeit­auf­wand als ange­mes­sene. Die Studi­en­ver­fas­se­rin­nen und ‑verfas­ser gehen von Netto­kos­ten für einen erfolg­rei­chen Antrag bei den Desti­na­t­ä­ren von 6‘290 Fran­ken, bei den Förder­stif­tun­gen von 1‘531 Fran­ken aus. 

Das CEPS und Swiss­foun­da­ti­ons kommen zu folgen­den Schlüssen

  • Förder­gel­der von Stif­tun­gen sind vor allem für inno­va­tive Projekte im Sinn von Risi­ko­ka­pi­tal wich­tig. Geld, das bei ande­ren Geld­ge­bern nicht verfüg­bar ist. 
  • Der persön­li­che Kontakt zwischen Stif­tun­gen und ihren Förder­part­nern trägt wesent­lich zum Erfolg eines Projekts bei. Die Kontakte soll­ten weiter gepflegt werden. 
  • Antrags­pro­zesse soll­ten so gestal­tet werden, dass Antrag­stel­ler, die über weni­ger persön­li­che Kontakte verfü­gen, eben­falls Gehör finden. 
  • Stif­tun­gen soll­ten ihre Infor­ma­ti­ons- und Unter­stüt­zungs­an­ge­bote akti­ver kommuni- zieren, damit diese von Desti­na­t­ä­ren häufi­ger berück­sich­tigt werden. 
  • Die Stif­tun­gen soll­ten eine Anpas­sung des Feed­back­pro­zes­ses bei abge­lehn­ten Gesu­chen in Erwä­gung ziehen. 

Aber lesen Sie selber

Fühlen sich einzelne Stif­tun­gen ange­spro­chen, können sie indi­vi­du­ell einen Gran­tee Review ihrer Desti­na­t­äre durch­füh­ren. Das CEPS hat gemäss Georg von Schnur­bein die Möglich­keit, die Ergeb­nisse mit dem bestehen­den Bench­mark zu vergleichen. 

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