Christine Matthey, Geschäftsleiterin Ferien im Baudenkmal, Bild: Sophie Stieger

Stif­tung Ferien im Baudenk­mal: Die Touris­mus­trends spre­chen für das Angebot

Die Stiftung Ferien im Baudenkmal bietet ein besonderes Erlebnis. Geschäftsleiterin Christine Matthey sagt, wie sie vom Pandemieeffekt profitiert haben, weshalb sie in allen Regionen eine angemessene Vertretung anstreben und ob Kurzentschlossene jetzt noch eine Chance auf eine Übernachtung im Baudenkmal haben.

Es ist Feri­en­zeit. Haben Kurz­ent­schlos­sene noch eine Chance auf Ferien im Baudenk­mal diesen Sommer?

Es ist tatsäch­lich schwie­rig und die Auswahl nicht mehr gross. Wer aber flexi­bel ist und nicht ein bestimm­tes Objekt im Auge hat, kann noch ein Ange­bot finden.

Wie viel im Voraus bucht man idealerweise?

Wenn Sie Ihre Ferien in einem  bestimm­ten Baudenk­mal verbrin­gen möch­ten, buchen Sie am besten ein Jahr im Voraus – gerade in der Hoch­sai­son. Gene­rell empfehle ich sechs Monate im Voraus.

Es muss genü­gend histo­ri­sche Substanz haben, die erhal­ten werden kann. 

Chris­tine Matthey, Geschäfts­lei­te­rin Stif­tung Ferien im Baudenkmal

Mit der Pande­mie erfuh­ren Sie eine starke Zunahme der Nach­frage. Ist diese wieder zurückgegangen?

Wir wurden vor einem Rück­gang wegen des Pande­mie­ef­fekts gewarnt. Einen klei­nen Rück­gang muss­ten wir hinneh­men, aber weni­ger, als zu erwar­ten gewe­sen wäre.

Wie hoch ist dieser?

2022 verzeich­ne­ten wir eine Auslas­tung von 76 Prozent, nach­dem wir 2021 noch 84 Prozent hatten. Aber der Wert liegt immer noch über den 72 Prozent von 2020.

Und wie sieht es im laufen­den Jahr aus?

Wir hatten – wie die Touris­mus­bran­che insge­samt – ein heraus­for­dern­des erstes Quar­tal, das von einem leich­ten Rück­gang geprägt war. Über das ganze Jahr hindurch sollte sich die Nach­frage aber einpen­deln. Das Publi­kum hat uns in der Pande­mie entdeckt und nicht mehr wirk­lich verlas­sen. Auch spre­chen die Touris­mus­trends für unser Ange­bot: lokal,  nach­hal­tig, kultu­rell und  authen­tisch. Das decken wir ab.

Wo siedeln Sie Ferien im Baudenk­mal an, mehr in der Touris­mus­bran­che oder in der Denkmalpflege?

Wir stehen dazwi­schen. Bei der Auslas­tung orien­tie­ren wir uns klar am Touris­mus. Aber die Denk­mal­pflege gibt unse­ren Akti­vi­tä­ten einen sinn­vol­len Hintergrund.

Wird Ihr Ange­bot auch kriti­siert? Weil Sie als Stif­tung auch Spen­den erhal­ten sehen Sie andere Anbieter:innen im Touris­mus­be­reich kritisch als Konkurrenz?

Unsere Ange­bote haben markt­üb­li­che Preise. Wich­tig ist: Wir haben klar getrennte Profit­cen­ter. Die Vermie­tung deckt die Kosten für diesen Bereich selbst. Die Spen­den­gel­der dienen der Sanie­rung und Stif­tungs­ar­beit in der Denk­mal­pflege. Unsere Objekte stel­len beson­dere Anfor­de­run­gen. Sanie­rung und Unter­halt sind aufwän­dig. Müss­ten diese nur über die Vermie­tung finan­ziert werden, wären diese Mieten unbe­zahl­bar. Gerade für die Sanie­rung braucht es beträcht­li­che Inves­ti­tio­nen. Dafür stüt­zen wir uns auf Spenden.

Wieviel machen die Sanie­run­gen aus an Ihrem Aufwand?

Sanie­rungs- und Unter­halts­ar­bei­ten machen rund 30 Prozent unse­res Betriebs­auf­wands aus, aller­dings sind die Schwan­kun­gen gross. Wenn wir in einem Jahr zwei Sanie­run­gen gleich­zei­tig ange­hen, kann der Anteil auf 50 Prozent stei­gen. Folgt im nächs­ten Jahr keine neue Sanie­rung, sinkt der Anteil stark.

Suchen Sie neue Baudenk­mä­ler, die sich für Ihre Vermie­tung eignen oder werden diese an Sie herangetragen?

Wir sind mitt­ler­weile bekannt genug, dass wir genü­gend Anfrage von Fami­lien und Immobilienbesitzer:innen erhal­ten, die ihren Häusern eine nach­hal­tige Zukunft geben wollen. Es sind immer Win-win-Situa­tio­nen. Aller­dings gibt es regio­nale Unter­schiede. In der Roman­die haben wir noch wenig Ange­bote. Hier agie­ren wir proak­tiv, stär­ken unser Netz­werk, damit die Immobilienbesitzer:innen im rich­ti­gen Moment an uns denken.

Neu seit diesem Juli: Nach über 70 Jahren Leer­stand erstrahlt die 1776 erbaute Kapla­nei in Ernen (VS) in neuem Glanz. Bild: Zeljko Gata­ric Imhoff

Weshalb legen Sie Wert auf eine gleich­mäs­sige regio­nale Verteilung?

Mit unse­rem Ange­bot wollen wir die verschie­de­nen Typen, Stile, Epochen und Regio­nen der Schwei­zer Archi­tek­tur­ge­schichte  erleb­bar machen. Solange wir in gewis­sen Regio­nen kaum vertre­ten sind, werden wir diesem Anspruch nicht gerecht.

In welchem Zustand muss ein Gebäude sein, damit Sie es übernehmen?

Es muss genü­gend histo­ri­sche Substanz haben, die erhal­ten werden kann. Wenn das Gebäude nur noch zu retten ist, in dem prak­tisch alle Elemente ersetzt werden, sind wir zu spät. Aller­dings ist auch das Gegen­teil möglich. Wenn ein histo­ri­sches Gebäude in gutem Zustand ist, aber prak­tisch alle Elemente in den vergan­ge­nen Jahren ersetzt wurden, passt es auch nicht unse­rem Zweck. Wir wollen Baukul­tur erleb­bar machen. Wir wollen das Histo­ri­sche zeigen.

Wie arbei­ten Sie mit den Besitzer:innen zusammen?

Soeben haben wir unser elftes Gebäude, das uns als Stif­tung gehört, eröff­net. Dass wir ein Gebäude geschenkt bekom­men oder für einen symbo­li­schen Preis über­neh­men, ist ein Modell. Wir betrei­ben auch Häuser im Baurecht. Und schliess­lich gehö­ren zu unse­rem Ange­bot Dritt­ob­jekte – das entspricht der Mehr­heit unse­res Ange­bo­tes. Die Besit­zer haben dieselbe Philo­so­phie, wie wir. Sie wollen die Häuser der Speku­la­tion entzie­hen, haben aber Schwie­rig­kei­ten, den Unter­halt zu bestrei­ten. Mit unse­rer Platt­form können wir ihnen eine Möglich­keit bieten, diese zu vermie­ten und Mittel für den Unter­halt zu gene­rie­ren. Die Besitzer:innen, die mitma­chen, haben Freude daran, die histo­ri­schen Bauten einem Publi­kum zugäng­lich zu machen.

Jedes Haus, das wir retten, ist mit erheb­li­chen Kosten verbunden. 

Chris­tine Matthey

Sind Ihre Gäste zugleich Spender:innen?

Wir dürfen mit der Unter­stüt­zung von zahl­rei­chen Kleinspender:innen rech­nen. Die Mitglie­der unse­res Trag­werks sind meist auch Feri­en­gäste. Dank der Teil­nahme am Trag­werk erhal­ten sie Ermäs­si­gun­gen bei der Buchung und auch Früh­bu­chungs­pri­vi­le­gien. Wir erhal­ten aber auch Spen­den von Stif­tun­gen. Jedes Haus, das wir retten, ist mit erheb­li­chen Kosten verbun­den. Wir arbei­ten nach der Kreis­lauf­wirt­schaft und bewah­ren das Land­schafts- und Orts­bild. Dazu sind Spen­den von Stif­tun­gen und Grossgönner:innen nötig.

Werden die Feri­en­gäste zu Spender:innen oder umgekehrt?

Meist lernen sie uns über Ferien kennen und werden dann zu Gönner:innen. Aber einige haben von unse­rem Enga­ge­ment in den Medien erfah­ren und sind von der Idee so begeis­tert, dass sie erst Gönner:in werden und anschlies­send Ferien buchen.

StiftungSchweiz engagiert sich für eine Philanthropie, die mit möglichst wenig Aufwand viel bewirkt, für alle sichtbar und erlebbar ist und Freude bereitet.

Folgen Sie StiftungSchweiz auf

-
-