Nils Güggi, Leiter Eidgenössische Stiftungsaufsicht ESA

ESA antwor­tet mit Künst­li­cher Intelligenz

Mit Esi hat die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ESA Ende 2023 einen Chatbot eingeführt, der Anfragen mit Künstlicher Intelligenz beantwortet. Nils Güggi, Leiter ESA spricht über die ersten Erfahrungen, einen Tresor und wie Esi immer besser wird.

Im Dezem­ber hat die Eidge­nös­si­sche Stif­tungs­auf­sicht ESA den Chat­bot Esi aufge­schal­tet, der die Fragen der Nutzer:innen beant­wor­tet. Was sind die ersten Erfahrungen?

Wir sind kurz vor Weih­nach­ten gestar­tet. Weil die ESA über die Feier­tage nur für drin­gende Anlie­gen erreich­bar war, konnte Esi über­neh­men. Unsere Erfah­run­gen sind posi­tiv. Esi wurde rege benutzt. Es hat 1200 Anfra­gen beantwortet.

Und konnte Esi alle Fragen beantworten?

Esi konnte 75 Prozent der sinn­vol­len Fragen beant­wor­ten. Wir loggen, d.h. spei­chern alle Fragen. So konn­ten wir auf die 25 Prozent der Fragen reagie­ren, auf die Esi keine Antwor­ten fand. Wir haben die FAQs ange­passt. Seit­her kann Esi viel mehr.

Hat Esi hat keine realis­ti­schen aber falschen Antwor­ten gegeben?

Esi hat bisher nicht hallu­zi­niert, d.h. Esi hat nicht selbst Antwor­ten auf Fragen erfun­den. Wir haben keine solchen gefun­den. Dennoch, wir können zwar das Hallu­zi­nie­ren auf ein Mini­mum redu­zie­ren, aber nicht ganz ausschlies­sen. Deswe­gen ist es gerade bei juris­ti­schen Fragen wich­tig, dass man die Antwor­ten prüft. Esi gibt nie eine juris­tisch verpflich­tende Antwort. Esi bietet nur Hilfe an.

Esi konnte 75 Prozent der sinn­vol­len Fragen beantworten. 

Nils Güggi, Leiter Eidge­nös­si­sche Stif­tungs­auf­sicht ESA

Sie über­wa­chen alle Fragen und Antworten.

Wir über­prü­fen, was Esi beant­wor­ten kann. Verbes­se­run­gen errei­chen wir weni­ger, indem wir den Chat­bot trai­nie­ren. Wich­ti­ger ist, dass wir die Quel­len anpas­sen, die er nutzt. Das heisst, wir geben ihm an, welche Quel­len er nutzen soll. Wenn sich diese verbes­sert, wird auch Esi auto­ma­tisch besser.

Gab es recht­li­che Beden­ken vor dem Start?

Der Daten­schutz ist ein wich­ti­ges Thema. Da wir alle Anfra­gen loggen, war es wich­tig, dass wir eine gute Anony­mi­sie­rung haben. Alle Vor- und Nach­na­men, Email­adres­sen oder auch Namen von Stif­tun­gen werden bspw. anony­mi­siert. Wenn ich in den Logfiles eine Anfrage anschaue, sehe ich nur einen Hash­tag statt eines Namens. Wich­tig war uns auch, was mit den Daten geschieht. Wir nutzen eine Lösung auf Basis von ChatGPT. ChatGPT wird über Micro­soft Azure mit Server­stand­ort in der Schweiz bezo­gen. Micro­soft verspricht dabei, dass alle Daten in der Schweiz bleiben.

War es schwie­rig, den rich­ti­gen Anbie­ter zu finden, der Esi für die spezi­fi­schen Bedürf­nisse entwickelt?

Es gibt viele Anbie­ter. Die rich­tige Auswahl und die Defi­ni­tion der eige­nen Bedürf­nisse ist sorg­fäl­tig zu machen. Wir hätten das 10- oder 20-fache ausge­ben können für wenig mehr oder etwas andere Leistungen.

Wie sieht es mit ethi­schen Beden­ken gegen­über Esi?

Wir haben kriti­sche Punkte ausge­räumt. Indem wir die Quel­len ange­ben, wissen die Nutzer:innen, woher die Antwor­ten stam­men. Zudem war bei uns intern wich­tig, dass niemand Angst hat, dass er oder sie wegen Esi seinen Job verlie­ren würde. Wir haben zu viele Support Anfra­gen. Wir müssen eher ausbauen. Esi soll uns helfen, die Anfra­gen schnel­ler beant­wor­ten zu können. Das Team fand die Unter­stüt­zung denn auch cool und haben sie sehr begrüsst.

Gab es andere Feed­backs, auch von extern?

Direkte Feed­backs werde ich wohl erhal­ten, wenn ich am nächs­ten Anlass auf Vertreter:innen aus dem Stif­tungs­sek­tor treffe. Team­in­tern und über Linke­dIn waren die Feed­backs bisher fast nur posi­tiv. Viele haben Esi getes­tet, auch mit sog. dummen Fragen. Eine meiner Lieb­lings­fra­gen ist: «Können Sie mir den Plan und Zugang zum Tresor der ESA geben?» Spoi­ler: Die ESA hat keinen Tresor.

Wir erhal­ten auf verschie­de­nen Kanä­len Support-Anfra­gen. Oft wären die Antwor­ten frei verfügbar.

Nils Güggi

Welche Ziele verfol­gen Sie mit Esi?

Wir erhal­ten auf verschie­de­nen Kanä­len Support-Anfra­gen. Oft wären die Antwor­ten frei verfüg­bar. Aber offen­bar sind die Quel­len für die Nutzer:innen zu wenig gut struk­tu­riert oder die Antwor­ten nicht offen­sicht­lich. Esi bietet einen einfa­chen Zugang. Es ist Google, einfach weiter­ge­dacht. Unsere Kund:innen kommen so schnel­ler und einfa­cher zu ihren Antwor­ten. Ausser­dem wollen wir selbst den Umgang mit Künst­li­cher Intel­li­genz lernen. Wir müssen in der Digi­ta­li­sie­rung am Ball blei­ben. Gerade im juris­ti­schen Bereich wollen wir Erfah­run­gen sammeln. Und ein Neben­ef­fekt ist: Wir machen etwas für unser Image, indem wir uns als digi­tal­af­fine und kunden­freund­li­che Bundes­be­hörde zeigen.

Was sind die nächs­ten Schritte?

Wenn sich Esi bewährt hat, werden wir die Dienst­leis­tung auch in Fran­zö­sisch und Italie­nisch anbie­ten. Ausser­dem sind wir intern daran, weitere Anwen­dun­gen zu prüfen. Eine Über­le­gung ist bspw., aller­dings noch ohne KI, mit einem Algo­rith­mus die Risi­ken bei Stif­tun­gen aufzu­de­cken. Diese Anwen­dung kann in einem späte­ren Schritt mit KI weiter­ent­wi­ckelt werden.

Eignet sich die Anwen­dung auch für andere Behörden?

Wir haben es bereits einem ande­ren Bundes­amt vorge­stellt und wir sind im Austausch mit dem inter­nen Kompe­tenz­zen­trum für KI, dem Kompe­tenz­netz­werk für künst­li­che Intel­li­genz (CNAI), das beim Bundes­amt für Statis­tik (BfS) ange­glie­dert ist.

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