Das Student Project House gibt es seit 2016. Was ist seither geschehen?
Genau, das SPH wurde 2016 mit einem Standort auf dem Campus Hönggerberg gegründet. Wir haben sehr klein begonnen: Im ersten Jahr unterstützten wir gerade mal zwei Projekte. Seither hat sich die Zahl der Projekte jedes Jahr ungefähr verdoppelt. Aktuell unterstützen wir 340 Projekte, und letztes Jahr haben 2500 Studierende und somit etwa zehn Prozent aller ETH-Studierenden das Angebot des Student Project Houses in Anspruch genommen. Seit 2021 verfügt das SPH zudem über einen zweiten Standort beim ETH Zentrum in einem eigenen Haus auf fünf Stockwerken.
Das SPH besteht aus einem Ideaspace und einem Makerspace – was ist darunter zu verstehen?
Der Makerspace ist eine frei zugängliche Werkstatt für Studierende. Hier stehen ihnen 50 3D-Drucker, Lötstationen, Lasercutter und weitere Werkzeuge zur Verfügung. Im Makerspace stellen die Studierenden ihre Prototypen her. Im Ideaspace hingegen werden Ideen getestet und entwickelt. Dafür stehen den Studierenden fünf Coaches zur Seite. Zudem finden hier auch Workshops und Netzwerkanlässe statt, und die Studierenden profitieren von einem Co-Working-Space und einer kleinen Anschubfinanzierung. Wir bewerten die eingereichten Ideen nicht, sondern unterstützen die Studierenden dabei, ihre Ideen selbst zu evaluieren. Wir ermuntern sie, mutig zu sein, rauszugehen und mit potenziellen Kunden zu sprechen.
Was sind das für Projekte, die im SPH entwickelt werden?
Die Themen gehen querbeet durch alle Bereiche, von Ernährung und Landwirtschaft bis hin zu technischen Projekten. Momentan befassen sich viele Studierende mit Themen im Bereich der Nachhaltigkeit, Künstlichen Intelligenz, Robotik und Ernährung. Etwa 70 Prozent der Ideen sind kommerziell ausgerichtet und 30 Prozent Non-Profit-Organisationen.
Wir bewerten die eingereichten Ideen nicht, sondern unterstützen die Studierenden dabei, ihre Ideen selbst zu evaluieren.
Lucie Rejman, Leiterin des Student Project House der ETH Zürich
Der kommerzielle Erfolg steht nicht im Vordergrund?
Nein, in erster Linie ist das SPH ein Ort, an dem Studierende gemeinsam eigene Ideen entwickeln können, und das ohne Notendruck. Dass aus diesen Ideen häufig ein erfolgreiches Projekt oder Start-up entsteht, ist zwar ein schöner Nebeneffekt. In erster Linie geht es hier aber ums Lernen: Wie kommuniziere ich meine Idee? Wie arbeite ich im Team? Was kann ich aus Fehlern lernen? Die Rückmeldungen von Studierenden zeigen, dass sie im Student Project House wertvolle Erfahrungen fürs Leben sammeln. Sie lernen, selbstbewusster aufzutreten und mit möglichen Kunden und Geldgebern zu kommunizieren, und sie lernen ihre eigenen Stärken und Schwächen besser kennen.
Wie wird das Student Project House finanziert?
Die Hälfte der Kosten übernimmt die ETH, die andere Hälfte unsere Donatorinnen und Donatoren. Dazu gehören Privatpersonen, aber auch zahlreiche Stiftungen und Unternehmen, unter anderem Franke, die Ernst Göhner Stiftung, die Baugarten Stiftung, die Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung und Plastic Omnium. Zudem können wir auf ein Netzwerk von Freiwilligen aus verschiedenen Bereichen zurückgreifen: Expert:innen aus der Industrie geben «pro bono» ihr Wissen aus Marketing, Recht und anderen Bereichen weiter an die Studierenden, welche sich mit Fragen an sie wenden dürfen.
Und was sind Eure Zukunftspläne?
Wir haben noch viel vor. Zum einen sind Studentinnen bei uns leider unterrepräsentiert, dies möchten wir ändern. Zum anderen möchten wir unser Angebot breiter gestalten und einen digitalen Makerspace aufziehen, damit sich alle Studierenden digitale Kompetenzen aneignen können, sowie einen Food- und Lifescience-Makerspace aufbauen, um Projekte in diesen Bereichen zu fördern.
Fehler machen ist erlaubt: Im SPH können Studierende der ETH im Team eigene Projekte testen und entwickeln, Bilder: Jasmin Frei.