Professor Giuseppe Ugazio von der Universität Genf.

Die jüngere Gene­ra­tion vertritt eigene Werte

Professor Giuseppe Ugazio von der Universität Genf spricht über die jüngere Generation, die mit ihren Werten die Philanthropie beeinflussen und über die Rolle der Finanzen in der Weiterbildung.

Im Okto­ber star­tet das DAS Stra­te­gi­sche und Opera­tive Phil­an­thro­pie mit einem Modul über Phil­an­thro­pie und Finan­zen. Sind Finan­zen ein zentra­les Thema?

Tradi­tio­nell wurden Phil­an­thro­pie und Finanz­in­ves­ti­tio­nen betrach­tet, als wären sie völlig getrennt: phil­an­thro­pi­sche Gelder hatten das allei­nige Ziel, das Gemein­wohl zu fördern. Finanz­an­la­gen dage­gen waren nur dazu gedacht, finan­zi­elle Erträge zu maxi­mie­ren. In den vergan­ge­nen zwan­zig Jahren wurden aber verschie­dene Finanz­in­stru­mente entwi­ckelt, die diese beiden Ansätze – Phil­an­thro­pie und Finanz­in­ves­ti­tio­nen – näher brin­gen. Ein weite­res Beispiel: Impact Inves­t­ing ist eine alter­na­tive Art der Geld­an­lage, bei der die Inves­to­ren versu­chen, neben der finan­zi­el­len Rendite auch eine ökolo­gi­sche und/oder soziale Wirkung zu erzie­len. Dies sind nur zwei der bekann­tes­ten Finanz­in­stru­mente, die die Phil­an­thro­pie ergänzen. 

Tradi­tio­nell wurden Phil­an­thro­pie und Finanz­in­ves­ti­tio­nen betrach­tet, als wären sie völlig getrennt. 

Profes­sor Giuseppe Ugazio

In unse­rem DAS in stra­te­gi­scher und opera­ti­ver Phil­an­thro­pie an der Univer­si­tät Genf behan­deln wir diese Themen. Sie sind grund­le­gende Werk­zeuge für Menschen, die ihren Ansatz in der Phil­an­thro­pie profes­sio­na­li­sie­ren wollen.

Wie alt sind die Teil­neh­men­den an Ihrem Programm?

Unser Programm hat vor allem Fach­leute in den 30er- und 40er-Jahren ange­zo­gen, aber wir haben auch Inter­esse von jünge­ren Teil­neh­mern in den 20er-Jahren oder erfah­re­nen Fach­leu­ten in den 50er-Jahren erhal­ten. Diese Alters­viel­falt spie­gelt die Tatsa­che wider, dass es nie zu früh oder zu spät ist, sein Wissen zu erwei­tern. Das Feld der Phil­an­thro­pie ist beson­ders geeig­net für dieje­ni­gen, die ihren Hori­zont erwei­tern wollen. Eine beson­ders starke Moti­va­tion ist es, zu lernen, wie man unse­rer Gesell­schaft zu mehr Nach­hal­tig­keit verhel­fen kann. Es war sehr inspi­rie­rend zu sehen, dass einige der jüngs­ten Teil­neh­mer auf der Grund­lage der in unse­rem Kurs vermit­tel­ten Kennt­nisse einen neuen phil­an­thro­pi­schen Weg einschlu­gen, darun­ter auch einige, die ihre eigene phil­an­thro­pi­sche Orga­ni­sa­tion gründeten.

Stel­len Sie fest, dass die jüngere Gene­ra­tion in ihrem Handeln in der Phil­an­thro­pie von neuen Werten beein­flusst wird?

Ja, das stel­len wir fest: Für die jünge­ren Gene­ra­tio­nen ist es «offen­sicht­lich», dass sowohl Unter­neh­mer als auch Inves­to­ren – aber wirk­lich jede und jeder – sich nicht nur um die Maxi­mie­rung der eige­nen Rendite kümmern soll­ten, sondern sich darauf konzen­trie­ren müssen, einen Unter­schied bei der Förde­rung einer nach­hal­ti­gen Lebens­weise zu machen. Die Teil­neh­men­den sind daher sehr daran inter­es­siert, mehr Infor­ma­tio­nen über Beispiele erfolg­rei­cher sozia­ler Unter­neh­mer, über Finanz­in­sti­tute, die inno­va­tive nach­hal­tige Anla­ge­stra­te­gien anbie­ten, oder über phil­an­thro­pi­sche Initia­ti­ven zu erhal­ten, denen es gelun­gen ist, ihre Inter­ven­tio­nen zu skalie­ren und Markt­chan­cen zu schaf­fen, um ihre Anschub­fi­nan­zie­rung zu ersetzen.

Zeigt sich dies auch im Bereich der Finanzen?

Ja, das Finanz­we­sen ist einer der Berei­che, der sich mehr und mehr auf das Thema Nach­hal­tig­keit im weites­ten Sinne konzen­triert. Die Suche nach attrak­ti­ven und effek­ti­ven Wegen, um Finanz­mit­tel zur Unter­stüt­zung phil­an­thro­pi­scher Ziele zu nutzen, war in den letz­ten Jahren ein sehr wich­ti­ger Trend sowohl in der akade­mi­schen Forschung als auch bei den Stra­te­gien der Fach­leute. Diese Bemü­hun­gen umfas­sen sowohl das Kreieren neuer Wege um Finanz­mit­tel anzu­le­gen als auch die Suche nach effek­ti­ven Möglich­kei­ten, die posi­ti­ven ökolo­gi­schen und sozia­len Auswir­kun­gen, die diese Inves­ti­tio­nen mit sich brin­gen, zu messen.

Die Suche nach attrak­ti­ven und effek­ti­ven Wegen, um Finanz­mit­tel zur Unter­stüt­zung phil­an­thro­pi­scher Ziele zu nutzen, war in den letz­ten Jahren ein sehr wich­ti­ger Trend.

Profes­sor Giuseppe Ugazio

Was sind die wich­tigs­ten Themen in einem Modul über Finan­zen in der heuti­gen Philanthropie?

Wir befas­sen uns mit eini­gen der wich­tigs­ten dieser Themen: Sie reichen von Impact Inves­t­ing und Blen­ded Finance bis hin zu Social Impact Bonds; aus recht­li­cher und wirt­schaft­li­cher Sicht befas­sen wir uns mit Themen des sozia­len Unter­neh­mer­tums wie Bene­fit Corpo­ra­ti­ons und B‑Corps – in diesem Zusam­men­hang erör­tern wir einen kürz­lich erschie­ne­nen anre­gen­den Arti­kel von Bey & Peter «corpo­ra­ti­ons as new phil­an­thro­pists». Weitere wich­tige Themen sind die Ausrich­tung der Mission – zwischen der Art und Weise, wie Phil­an­thro­pen ihr Kapi­tal inves­tie­ren und wie sie es einset­zen, um posi­tive Verän­de­run­gen zu bewir­ken –, Phil­an­thro­pie im System­wan­del und vieles mehr. Ange­sichts der rasan­ten Entwick­lung in diesem Bereich ist es jedoch wahr­schein­lich, dass wir in den nächs­ten Ausga­ben weitere Themen hinzu­fü­gen werden.


Am Frei­tag, 15. Septem­ber erscheint die neue Ausgabe des The Philanthropist. Ein Thema: «Die Next Gene­ra­tion verän­dert die Anlagestrategie»

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