Die AVINA Stiftung engagiert sich für gesunde
und nachhaltig produzierte Ernährung – und vertraut auf unterschiedlichste pionierhafte Ansätze.
«Nachhaltigkeit ist Zukunftsfähigkeit, gewissermassen ein Gegenstrom zu Egoismus und gedankenloser Verschwendung», sagt Viktoria Schmidheiny. Die Präsidentin des AVINA-Stiftungsrates fügt an: «Unsere Wegwerfgesellschaft ist endlich gefordert, sich zu einer Antikonsumgesellschaft zu entwickeln. Gesunde Natur ist niemals masslos, sondern sie kommuniziert in immer wiederkehrenden Kreisläufen.» Dieser Gedanke prägt die Tätigkeit der Stiftung.
Sowohl als auch
Ihr Mann Stephan Schmidheiny hatte AVINA 1994 gegründet. Ursprünglich war sie in all den Facetten der nachhaltigen Entwicklung tätig. Vor drei Jahren übernahm Viktoria Schmidheiny von ihrem Mann Stephan das Präsidium des Stiftungsrates. «Damals ermöglichte er es mir, seine Vision von Nachhaltigkeit im Lebensmittelbereich in meinem Sinne umzusetzen», sagt sie. Für die Ärztin und Mutter stand stets die Einheit von Körper, Geist und Seele im Zentrum und so richtete sie die Stiftungstätigkeit neu auf die gesunde und nachhaltig produzierte Ernährung aus. Mit der neuen Ausrichtung geht AVINA als erste Schweizer Förderstiftung voran. Sie widmet sich ausschliesslich der nachhaltigen Ernährung. Der Fokus der Tätigkeit: ein neues Thema, das jeden betrifft, Interesse weckt und bei welchem es an finanziellen Mitteln aus dem Stiftungssektor noch fehlt. Projekte wie die Non-Profit-Organisation New Harvest, die in der Gewinnung von Fleisch, Eiern und Milch auf Zellbasis und Fermentation statt von Tieren forscht, oder Sativa, die gentechnikfreies Saatgut für den Biolandbau vermehrt, zeugen von den pionierhaften Förderinitiativen und von deren unterschiedlichsten Ansätzen. Denn es muss, so die Überzeugung, mehrere Lösungen geben. «Es wird kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch sein müssen», sagt Viktoria Schmidheiny.
«Gesunde Natur ist niemals masslos.»
Viktoria Schmidheiny
Wir sind Teil des Systems
Dem Umgang mit der Technologie kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. «Sie hat in vielen Bereichen auch durchaus ihre Berechtigung und immenses Potential. Nur müssen wir die Sinnhaftigkeit kritisch betrachten und versuchen, sie mit Sorgfalt zu integrieren», sagt Viktoria Schmidheiny. Und sie warnt: «In falsch verstandener Technologiegläubigkeit versuchen wir krampfhaft die Natur als komplexes System auf separate, analysierbare Teile herunterzubrechen. Dabei lassen wir deren Wechselwirkung völlig ausser Acht.» Gerade diese Wechselwirkung sei der entscheidende Faktor. Deren Geringschätzung habe uns in die derzeitige Situation gebracht. Die Natur müsse wieder als ganzheitliches System gesehen werden. «Wir haben leider vergessen, dass auch wir Teil dieses Systems sind», sagt sie. «Jetzt steht der Mensch vor der Aufgabe, seinen Platz in der Natur wiederzufinden und seine Rolle dort kreativ und integrativ zu gestalten», nennt sie als unsere grösste Herausforderung. Dazu soll die Tätigkeit der Stiftung beitragen. Um effizient vorwärtszukommen, fördert AVINA den Austausch der Erkenntnisse unter den Projektpartnern. Trotz der unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche stellen sich ihnen oft ähnliche Herausforderungen. Und AVINA unterstützt sie dabei – nicht nur mit finanziellen Mitteln. AVINA bietet Expertise, Daten, Netzwerk: «Gemeinsam», so lautet der Ansatz. Und mit jedem Projekt lernt auch das AVINA-Team, von dem Viktoria Schmidheiny sagt: «Wir sind eine kleine Gruppe, die sich mit grossem Engagement und mit Begeisterung für die Sache einsetzt. Wir entscheiden rasch und klar.»
Mehr Risiko
Kurze Entscheidungswege sind ein Vorteil von Stiftungen. Ausserdem können sie Projekte unterstützen, die ihre Marktreife noch nicht vollkommen erreicht haben. «Dadurch, dass Stiftungen auf der Vergabeseite keine Rendite erwirtschaften müssen, können sie gezielt mehr Risiken eingehen», sagt Viktoria Schmidheiny. Das heisse natürlich nicht, dass blindlings Mittel vergeben werden. Der Selektionsprozess bei AVINA ist enorm streng. 126 Anträge hat sie 2020 beurteilt. Nur zehn hat sie angenommen. «Die Projekte, die wir im Bereich Forschung und Entwicklung unterstützen, können nach erfolgreichem Abschluss in Richtung Kommerzialisierung weiterverfolgt werden», sagt sie über die Zukunft der Projekte. Dort könne dann wiederum die Privatwirtschaft anknüpfen.