Vor 20 Jahren hat Ellen Ringier die Stiftung Elternsein gegründet, aus innerer Überzeugung, dass es noch eines zusätzlichen Angebots bei der Elternbildung bedarf. Seither ist die Kindererziehung um ein Vielfaches komplexer geworden. Die Stiftung Elternsein hat sich der Herausforderungen angenommen. Mit ihren Angeboten ist sie in der Elternbildung zu einer festen Institution herangewachsen.
«Der Mensch neigt dazu, Probleme und Überforderung unter dem Mantel des Schweigens zu halten», gibt Thomas Schlickenrieder, Geschäftsführer der Stiftung Elternsein, zu bedenken. Dort setzt die Stiftung an. Sie thematisiert Probleme wie bspw. «Eltern-Burnout» und bringt sie ans Licht. «Indem wir das Thema ansprechen und bekannt machen, dass Tausende von Eltern unter einer Erschöpfungsdepression leiden, geben wir diesem Thema ein Gesicht und die Betroffenen fühlen sich nicht mehr allein», wirft der Geschäftsführer ein. «Zu wissen, dass andere auch Schmerzen haben, macht den eigenen Schmerz zwar nicht kleiner, aber erträglicher.» Mit dem Fördern des Austausches unter den Betroffenen holt die Stiftung die Eltern aus ihrer Isolation.
Niederschwellige Kompetenzvermittlung
Der Wunsch nach Austausch und die Neugier, mehr zu erfahren, waren wohl der Nährboden für die Idee zur Stiftung Elternsein: Fragt man die Gründerin Ellen Ringier nach ihrer Motivation, sagt sie: «Promovierte Juristinnen und Juristen wie ich neigen vermutlich dazu, die Antworten auf Fragen des Lebens zu kennen.» Und so hatte sie, in völliger Verkennung der Schwierigkeit zu erziehen, bis dahin nie ein Erziehungsbuch oder dergleichen in die Hand genommen. Autofahren setzt einen Führerschein voraus, Motorbootfahren eine Lizenz. Elternsein verlangt gar nichts. «Das hat mich irritiert. Und so wandelte ich die Volksweisheit ‹Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr› mit dem Wort ‹Elternsein› ab, und so entstand die Stiftung Elternsein.»
Elternbildung für alle
Im Jubiläumsdossier der Stiftung gehen Fachleute davon aus, dass die Herausforderungen für die Eltern in erzieherischen Fragen weiter zunehmen werden. Zitiert wird bspw. Katrin Aklin von der Stiftung OPA: «Was in der Arbeitswelt offensichtlich erscheint, ist im Hinblick auf die Elternrolle nicht allen klar: Sie ist komplexer geworden. Elternsein ist längst nicht mehr eine Sache des gesunden Menschenverstandes … Wir sollten dringend unser Wissen im Hinblick auf diese Frage aktualisieren, statt an Erfahrungen aus der eigenen Kindheit anzuknüpfen. Zukunftsfitte Kinder brauchen Eltern, die ihre Rolle neu überdenken und sich weiterbilden.» Dem begegnet die Stiftung Elternsein mit dem Projekt der Zukunft «Elternbildung für Alle».
Mit dem Blick nach vorne
Die Leser und Leserinnen von «Fritz+Fränzi» und die Besucherinnen der Homepage würden sich laufend aktiv um ihre Elternfitness kümmern, schreibt Thomas Schlickenrieder. Eine Elterngruppe suche nach Rat, wenn ein konkretes Problem vorliege, und eine andere finde dagegen keinen Zugang zu Elternbildung, da sie das für nicht notwendig erachte. Aufgrund der zunehmenden Komplexität erachtet er Elternbildung als unabdingbar.
«Mit neuen, digitalen, einfach anwendbaren Formaten bieten wir niederschwellige Eintrittsformate», erläutert der Geschäftsführer. So wollen sie die etwas skeptischen Eltern behutsam an die Beiträge heranführen. «Wir möchten erreichen, dass alle Eltern dem Entwicklungsstand ihres Kindes stets einen Schritt voraus sind bezüglich ihres Wissens, sodass sie ihr Kind als Bereicherung erleben und unterstützen, statt ihr Kind als Störung zu empfinden.»
Auf der ganzen Klaviatur der Medienkanäle
Gestartet ist die Stiftung Elternsein vor 20 Jahren mit dem Printmagazin «Fritz+Fränzi.» «Heute sind wir auf neun Kanälen tätig. Es sind Printmedien, Newsletter und Website, Social Media – Facebook, Pinterest –, Filme sowie Veranstaltungen, Workshops und Aktionswochen. Mit dem Ausbau unseres Angebots tragen wir einerseits den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung, andererseits aber auch dem veränderten, heterogenen Mediennutzungsverhalten sowie dem Trend zu einfachen, leicht verständlichen, vor allem digitalen Formaten», erklärt Thomas Schlickenrieder.
Alles über Fritz+Fränzi:
ein Rückblick auf 20 Jahre Elternbildung.
Hier geht’s zum Interview im Briefing mit Thomas Schlickenrieder, Geschäftsführer der Stiftung Elternsein.