Ihre Namen stehen für erfolgreiches Unternehmertum: Internationale Konzerne in der Schweiz engagieren sich philanthropisch zum Vorteil der Destinatäre, der Mitarbeitenden und der Gesellschaft.
Philanthropie muss aus der Überzeugung heraus gelebt werden, sich gesellschaftlich ohne erwartbare Gegenleistungen zu engagieren», sagt Nina Kruchten, Head of Corporate Donations Nestlé SA. «Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch darum geht, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einen bestmöglichen Nutzen zu erzeugen.» Wird das Engagement ernsthaft und gewissenhaft betrieben, erkennt Nina Kruchten positive Nebeneffekte für das Unternehmen. «Es wird intern wie extern als nahbarer und engagierter wahrgenommen.»
Firmengeschichte
Als Teil der Gesellschaft engagieren sich Unternehmen auf verschiedene Weise philanthropisch. Viele sind wenig öffentlichkeitswirksam und agieren gezielt für die Destinatärinnen und Destinatäre oder für die Mitarbeitenden. Manche Aktivitäten sind dabei eng mit dem Geschäftsfeld des Unternehmens verbunden und nutzen Synergien. Die Nestlé-Gruppe engagiert sich seit der Gründung vor 150 Jahren gemeinnützig. Das Engagement kennt zwei Bereiche. Einerseits orientieren sich die Aktivitäten eng an der Geschichte und den Wurzeln des Unternehmens. Sie bewahren das Erbe des Gründers. «Sie stützen sich auf die Grundidee, Lebensqualität zu verbessern», sagt Nina Kruchten. «Das war es auch, was Henri Nestlé vor mehr als 150 Jahren antrieb, als er das erste Milchpulver entwickelte und damit vielen Säuglingen das Leben rettete.» Andererseits orientieren sich die Aktivitäten an den geografischen Standorten und den 276’000 Mitarbeitenden weltweit. Sie sind nicht nur Mitarbeitende, sondern ebenso Teil der lokalen Gesellschaft. «Wir wollen mit unseren Aktivitäten dazu beitragen, das Leben in Gemeinden, in denen unsere Mitarbeitenden leben und arbeiten, dynamisch und attraktiv zu halten. Dazu gehört insbesondere die Unterstützung von Kultur und Sport.» Um den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden, gliedert Nestlé ihre Aktivitäten geografisch in drei Gruppen. «Die globale Ebene umfasst Aktivitäten, mit denen wir als globaler Partner Wandel in unseren definierten Wirkungsbereichen vorantreiben wollen», sagt sie. Hierzu arbeitet Nestlé beispielsweise mit World Central Kitchen zusammen. Die gemeinnützige Organisation aus den USA hat sich darauf spezialisiert, nach Katastrophen Mahlzeiten für die Betroffenen bereitzustellen. Mit dem lokalen Engagement wird den Anliegen der Standorte vor Ort Rechnung getragen. Und schliesslich unterstützt Nestlé Aktivitäten rund um ihren Hauptsitz in Vevey.
Standort
An ihren Standorten sind viele Unternehmen Mitträgerinnen des gesellschaftlichen Lebens. Mit ihrer Verantwortung für die Arbeitnehmenden und die Wertschöpfung legen sie die Basis vor Ort. Viele kulturelle oder sportliche Veranstaltungen sind ohne zusätzliche Unterstützung aus der Wirtschaft, etwa in Form von Sponsoring nicht realisierbar. Dieses Wirken ist vielfältig. Einige Unternehmen haben ihre gesellschaftliche Verantwortung auch festgeschrieben; so etwa die Kantonalbanken in den jeweiligen Kantonen. Die Zürcher Kantonalbank beispielsweise hat einen Leistungsauftrag des Kantons als Eigentümerin, bestehend aus dem Versorgungsauftrag, dem Unterstützungsauftrag und dem Nachhaltigkeitsauftrag. Diese Aufträge verbinden die Kantonalbank mit der Bevölkerung und dem Standort Zürich.
Netzwerk
Für global tätige Unternehmen bieten die Standorte fruchtbare Ausgangspunkte für ihr philanthropisches Engagement. Auch der Industriekonzern ABB aus Zürich orientiert sich mit seinem gemeinnützigen Engagement am globalen Netzwerk. 2007 gründete ABB die Jürgen Dormann Foundation. Sie ehrt die Leistungen, die der ehemalige CEO und Verwaltungsratspräsident Jürgen Dormann für den Konzern erbracht hat. Die Stiftung engagiert sich in der Förderung von Stipendiaten-Programmen für Studierende der Ingenieurwissenschaften an Partneruniversitäten weltweit.
«In einigen Ländern arbeitet das Unternehmen ABB bereits mit diesen an Technologie- und Forschungsprojekten zusammen», sagt Eike Christian Meuter, Mediensprecher ABB. «Eine solche bestehende Beziehung zur Universität ist jedoch nicht zwingend Voraussetzung.» Relevant für eine Zusammenarbeit sind Kriterien wie die Reputation oder das Angebot an ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen einer Universität. Stiftung und Universität bewerben schliesslich das Stipendiatsprogramm an den Fakultäten gemeinsam.
Für die Arbeit der Stiftung stellt ABB Kompetenzen und personelle Ressourcen zur Verfügung. ABB-Mitarbeitende führen die Stiftung. Sie wählen die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus. Als Mentorinnen und Mentoren begleiten sie die Studierenden und bringen ihr Know-how ein. Sie coachen die Stipendiaten und ermöglichen ihnen Einblick in das Arbeitsumfeld. «Dies setzt voraus, dass die ABB-Organisation vor Ort entsprechend aufgestellt und gross genug ist, um die Aktivitäten der Stiftung sinnvoll unterstützen zu können.» Auch der Hauptsitz ist in das Programm involviert. Alle zwei Jahre lädt ABB die Teilnehmenden des weltweiten Programms zu einer einwöchigen Bildungs- und Kulturveranstaltung in die Schweiz ein. Sie profitieren von der Vernetzung und treffen ihre Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern. Auch ein Treffen mit CEO und Senior Management stehen auf dem Programm. Vom Stipendiatsprogramm profitieren nicht nur die Studierenden. «Für die involvierten Mitarbeitenden ist dieses Engagement eine willkommene Bereicherung», sagt Eike Christian Meuter.
Talentpipeline
Dass ein philanthropisches Engagement Auswirkungen auf die ganze Organisation haben kann, erlebt Curdin Duschletta. «Eine Idee beginnt in einer Ecke der Organisation und wirkt zusätzlich in einer anderen», sagt der Leiter des Bereichs Community Impact Schweiz bei UBS. «Aus einem Volunteering-Programm kann sich eine institutionalisierte Zusammenarbeit entwickeln.» Dies ist zum Beispiel mit dem Engagement für Powercoders passiert. Die gemeinnützige Organisation bildet Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund in der IT aus und vermittelt sie mit einem Integrationsprogramm in die Wirtschaft.
Der Kontakt zur UBS entstand, weil Powercoders Geld für den Ausbau in der Westschweiz suchte. Die UBS Stiftung für Soziales und Ausbildung unterstützte dieses Anliegen. UBS-Mitarbeitende engagierten sich in der Folge als Jobcoaches für das Programm. «UBS hat ein Freiwilligenprogramm, an dem hier in der Schweiz vor der Pandemie bis zu 5000 Mitarbeitende jährlich teilnahmen», erklärt Curdin Duschletta. «Rund ein Viertel der Belegschaft engagiert sich und leistet gemeinsam bis zu 50‘000 Stunden Freiwilligenarbeit – beispielsweise in Bewerbungstrainings, Schulprogrammen oder als Coach einer Sozialunternehmerin.» Freiwilligenarbeit hat in der Schweiz Tradition, Corporate Volunteering ist hingegen ein verhältnismässig neuer Trend. Bei UBS ist das Engagement in den letzten Jahren substanziell gewachsen. Für das Powercoders-Programm stellt UBS auch Referentinnen und Referenten für die Ausbildung. Diese trainieren die Teilnehmenden für Jobinterviews. «Dies war für alle Beteiligten ein Gewinn», sagt er. «Schliesslich kam aus unserem Unternehmen die Anfrage, ob UBS nicht Partnerfirma werden könnte.» Als solche ist die Bank heute eine der grössten Anbieterinnen von Praktikumsplätzen für Powercoders. Über 25 Absolventen arbeiten heute bei der Grossbank – diesen Sommer starten fünf weitere ihr Praktikum. «Das Engagement ist somit nicht mehr nur gemeinnützig, sondern gehört zu unserer Talentpipeline», sagt Curdin Duschletta.
Brückenbauerin
Die Verbindungen oder Beziehungen zwischen Unternehmen und Stiftungen sind unterschiedlich. Die Loslösung von kommerziellen Zwängen ermöglicht es den Stiftungen, neue Wege unabhängig zu gehen. Als soziales Innovationslabor funktioniert die Innovation Foundation, die globale Unternehmensstiftung der Adecco Gruppe mit Sitz in Zürich, bewusst ausserhalb der Kerndienstleistung des Unternehmens.
«Das ermöglicht es uns, Gruppen zu erreichen, die das Unternehmen nicht anspricht», sagt die Geschäftsführerin der Stiftung Cynthia Hansen. «Als neutrale Plattform kann die Stiftung eine Reihe von Interessengruppen aus Regierung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft effektiver einbinden.» Das gilt global. Auch in ihrer geografischen Ausbreitung arbeitet die Innovation Foundation unabhängig. Gibt es regionale Überschneidungen, kann die Stiftung aber das Potenzial, das Know-how und die personellen Ressourcen des Unternehmens nutzen, um Brücken zu bauen.
Die Aktivitäten sind nicht auf jene Regionen der Welt beschränkt, in denen die Adecco Gruppe präsent ist. «Wir haben ein globales Mandat, das sich nach den jeweiligen Bedürfnissen richtet», sagt Cynthia Hansen. «Pilotlösungen sind oft ortsbezogen. Das Ziel ist aber immer, die ersten Länder auf der Grundlage des Potenzials für eine regionale und schliesslich globale Ausweitung auszuwählen.» Als Beispiel nennt sie das aktuelle Pilotprojekt für Jugendarbeit in Mexiko. Das Projekt ist so geplant, dass es die Stiftung in einem zweiten Schritt in ganz Lateinamerika ausrollen kann. Schliesslich will sie es auf die ganze Welt ausweiten. Neben der globalen Innovation Foundation hat die Adecco Gruppe fünf nationale Stiftungen in Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland und den USA. Diese arbeiten unabhängig von der Innovation Foundation und bedienen ihre eigenen lokalen Märkte. Diese nationalen Stiftungen konzentrieren sich speziell auf Themen wie die Integration von Menschen mit Behinderungen in die Belegschaft, Umschulung oder Vielfalt und Integration allgemein. «Die Innovation Foundation fungiert als Vermittlerin, um die Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen den nationalen Stiftungen zu erleichtern», sagt Cynthia Hansen.
Facilitator
UBS ist mit ihrem gesellschaftlichen Engagement breit aufgestellt Dafür gibt es vier Teams weltweit. «Strategie, Prozesse und Strukturen sind überall gleich – aber die Umsetzung muss lokal geschehen», sagt Curdin Duschletta. Global bearbeiten sie die Themen wirtschaftliche Teilhabe und Chancengerechtigkeit. Die Teams brechen dies auf die lokalen Gegebenheiten herunter und engagieren sich in langfristigen Partnerschaften. In der Schweiz fördert UBS mit ihrer Stiftung für Soziales und Ausbildung zudem die Qualifizierung und Berufsintegration von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf sowie mit der Kulturstiftung das künstlerische Schaffen. UBS ist jedoch nicht bloss selber als Unternehmen aktiv. Mit einer Schweizer Dachstiftung und der globalen UBS Optimus Foundation bietet sie auch ihren Kundinnen und Kunden eine Plattform für deren philanthropisches Engagement. Zudem bietet sie ihnen Philanthropieberatung an und gibt ihr Know-how bei der Auswahl und Begleitung wirkungsvoller Projekte weiter. Lange wurde dies primär als Dienstleistung fürs einfachere und wirkungsvollere Spenden verstanden. Der Philanthropiebereich hat sich jedoch deutlich weiterentwickelt, sagt Curdin Duschletta. «Unsere Kundinnen und Kunden wollen sich vermehrt austauschen und zusammenarbeiten». Entsprechend vernetzt UBS sie untereinander und bringt Netzwerk, Expertise und Erfahrung der UBS Optimus Foundation mit ein. So haben sich bereits 15 Philanthropiekunden in drei Gruppen zu ausgewählten Themen wie Klima- oder Kinderschutz formiert. Sie tauschen sich aus und bilden sich gemeinsam weiter. Curdin Duschletta: «Wir engagieren uns vermehrt auch als Facilitator.» Damit leistet die Bank auch einen aktiven Beitrag zur Entwicklung der Philanthropie. Probleme werden ganzheitlich angegangen, die Vernetzung und das gemeinsame, systemische Vorgehen werden dem projektbezogenen Handeln vorgezogen. Einen starken Wandel in der Rolle der Unternehmensphilanthropie in den vergangenen 20 Jahren beobachtet auch Cynthia Hansen. «Das Engagement geht weg von unbeschränkten Zuwendungen und hin zu Zusammenarbeit, Partnerschaften und Impact Investing.» Dieser Wandel fordert die Unternehmen. Denn damit verbunden ist die Erwartung, dass sie neben Geld auch eine Reihe von Ressourcen wie Fachwissen, Daten, Menschen und Zeit einbringen. «Die traditionellen Rollen von Gebern und Empfängern werden aufgebrochen», sagt sie. «Der Schwerpunkt liegt zunehmend auf grundlegenden, auf den Menschen ausgerichteten Lösungen, die einen Multistakeholder-Ansatz erfordern.» Die Innovation Foundation will diese Art der Zusammenarbeit fördern. Sie soll Norm sein.
Schrittmacherin
Dass eine Stiftung ihre Wirkung für die Gesellschaft und das Unternehmen ausspielen kann, sieht auch Jörg Reinhardt. Der Verwaltungsratspräsident der Novartis präsidiert den Stiftungsrat der Novartis Stiftung. Am AI4HealthyCities Summit der Stiftung sagte er, dass die Novartis Stiftung eine «Schrittmacherin» für das Unternehmen sei und Innovationen in Bereichen wie Zugang zur Gesundheitsversorgung und Gesundheit der Bevölkerung vorantreibe. Das sei auch für das Unternehmen wichtig. Das aktuelle Projekt AI4HealthyCities zeigt exemplarisch die Methode, wie sich die Novartis Stiftung engagiert: Sie leistet Pionierarbeit und validiert anhand von Daten Innovationen. Anschliessend teilt die Stiftung das Wissen. Bei der Gründung war sie mit Malaria- und Lepraprogrammen engagiert. Organisationen wie Global Partnership for Zero Leprosy, welche die Stiftung mit aufgebaut hat, und Novartis haben diese übernommen. Heute legt die Stiftung ihren Fokus auf die Gesundheit der Bevölkerung im kardiovaskulären Bereich und auf die gesundheitliche Ungleichheit – dort ist das AI4HealthyCities angesiedelt. Das Projekt untersucht, welche Faktoren Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen. In einem ersten Schritt arbeitet die Stiftung immer mit lokalen Behörden zusammen, um ihre Herausforderungen zu verstehen. Bei AI4HealthyCities fokussiert sich die Stiftung auf Städte, die bereits über grosse Datenmengen verfügen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und fortschrittlicher Analytik werden diese Daten ausgewertet.
«Diese Erkenntnisse können politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, bessere Entscheidungen darüber zu treffen, welche Interventionen, Ressourcen und Partnerschaften sich positiv auf die Gesundheit einer möglichst grossen Zahl von Menschen auswirken und gesundheitliche Chancengleichheit herstellen können», sagt Ann Aerts, Leiterin der Novartis Stiftung. Das Ziel ist: die Gesundheit der Bevölkerung verbessern und gesundheitliche Ungleichheiten verringern. Anschliessend beruft die Stiftung die für die Umsetzung dieser Pläne erforderlichen sektorübergreifenden Akteure ein.
Und die Erkenntnisse werden in der Folge global geteilt und offen zur Verfügung gestellt. Über den AI4HealthyCities-Gipfel werden die Daten international verbreitet. «Alles Wissen, das die Novartis Stiftung generiert, wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht», sagt Ann Aerts. Auch wenn die Stiftung auf die globale Wirkung zielt, sagt sie: «Die lokale Verankerung ist grundlegend. Dies beginnt mit der Eigenverantwortung der lokalen Behörden selbst – nur so können wir sicherstellen, dass unsere Initiativen nachhaltig sind und das Potenzial haben, ausgeweitet zu werden.» Als eigenständige juristische Einheit agiert die Stiftung unabhängig und setzt eigene Schwerpunkte. «Wir arbeiten völlig unabhängig von Arzneimitteln.
Allerdings profitieren wir vom Fachwissen der Novartis und haben in begrenztem Umfang auch Zugang zu den Ressourcen des Unternehmens, beispielsweise zu Wissen und Mitarbeitenden», sagt Ann Aerts. Daher kann die Stiftung mit ihren Initiativen oft in Schwerpunktbereichen tätig sein, die auch für das Unternehmen relevant sind – wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Innovation
Die Innovation Foundation konzentriert sich wie die Adecco Group darauf, Menschen den Zugang zur Arbeitswelt zu ermöglichen. Die Stiftung erhält einerseits finanzielle Unterstützung und andererseits pflegt sie eine enge Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Sie berücksichtigt zwar die Strategie des Unternehmens. «Wir betrachten sie aber eher aus sozialer als aus kommerzieller Sicht», sagt Cynthia Hansen. Die Aktivitäten der Stiftung sind komplementär zu jenen des Unternehmens. Die Adecco Group ist für reguläre Arbeitnehmende tätig. Die Innovation Foundation engagiert sich für unterversorgte Bevölkerungsgruppen. «Wir kümmern uns um jene, die nicht gehört werden», sagt sie. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf Menschen, für die es entweder keine Dienstleistungen, Plattformen, Schulungen oder andere Formen der Hilfe gibt oder für die solche nicht zugänglich sind. Cynthia Hansen: «Das Ziel der Stiftung ist es, nachhaltige Lebensgrundlagen für Bevölkerungsgruppen zu schaffen, die normalerweise nicht Teil des Gesprächs sind.» Im Gegensatz zu herkömmlichen Stiftungen, die Zuschüsse gewähren, ist die Innovation Foundation ein Labor für soziale Innovation. Ihre einzigartige dreistufige Methodik – Scannen, Aufbauen und Skalieren – schafft praktische Lösungen, um die Beschäftigungsfähigkeit und den Zugang zu den Arbeitsmärkten für benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Die Beziehung zur Muttergesellschaft ermöglicht es der Stiftung, das enorme Know-how, die Daten und die Reichweite der Adecco Group zu nutzen – ein Fortune-Global-500-Unternehmen und das weltweit führende Unternehmen für Talentberatung und ‑lösungen. Gleichzeitig profitiert die Adecco Group vom «Halo-Effekt»: Sie profitiert von der Forschung der Stiftung, ihrem Ruf als soziales Innovationslabor, ihren innovativen Lösungen und ihren agilen Arbeitsmethoden.
Verantwortung
Philanthropisches Engagement kann und soll, gerade bei grossen Herausforderungen, nicht als Abschieben verstanden werden. Es entbindet das Unternehmen selbst nicht davon, sich mit diesem Thema zu befassen. «Der Klimawandel ist eines der grössten Probleme unserer Zeit und kann nicht allein mit Spenden bekämpft werden», sagt Nina Kruchten. «Bei einem so grossen und weltweit präsenten Unternehmen wie Nestlé müssen die Massnahmen aus dem Inneren kommen.» Nestlé hat sich verpflichtet, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dazu muss sich das ganze Unternehmen, bei den Produkten und mit den Lieferanten engagieren. Und auch das philanthropische Engagement trägt seinen Teil dazu bei. «Durch unsere Partnerschaft mit World Central Kitchen beispielsweise unterstützen wir den ‹Climate Disaster Fund› dieser Organisation, die Mahlzeiten an Menschen an Orten verteilt, die von extremen Wetterereignissen im Zusammenhang mit der Klimakrise betroffen sind», sagt Nina Kruchten. «Ideal ist eine thematische Komplementarität zwischen Business und Gemeinwohl.» Dabei entwickelt sich das philanthropische Engagement weiter. Zwar wird die von Nestlé zum 125-Jahre-Jubiläum gegründete Stiftung Fondation Nestlé pour l’Art nach 31 Jahren Ende Jahr ihre Mittel aufgebraucht haben, aber ihr Erbe und Nestlé Engagement im Kulturbereich gehen weiter. Auch in ihrem philanthropischen Engagement passen sich Unternehmen an, setzen neue Schwerpunkte. Sie sind gefordert, schnell reagieren zu können, wie die aktuelle Covid-Situation zeigt. «Philanthropie rückt wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein, beschleunigt durch externe Faktoren», sagt Nina Kruchten. «Wir bei Nestlé haben allein in den Jahren 2020 und 2021 100 Millionen Franken an gemeinnützige Organisationen im Kampf gegen die Auswirkungen der Pandemie gespendet, eine nie dagewesene Zahl.» Und die Privatwirtschaft wird weiter gefordert sein, ihre gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, ist Nina Kruchten überzeugt. Die aktuelle Wirtschaftsentwicklung und die steigende Inflation zeigen die Notwendigkeit einer finanziellen Unterstützung. «Generell wird heute von Unternehmen mehr denn je erwartet, gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen, und zwar solche, die über ESG- oder CSR-bezogene KPIs hinausgeht. Und da setzt Corporate Philanthropy an.»
Governance
Bei UBS ist gesellschaftliches Engagement fest verankert. Unternehmen und Stiftungen sind personell eng verbunden. Die Bank übernimmt die Betriebskosten, die Mitarbeitenden der Stiftung sind bei der Bank angestellt. Die Stiftung für Soziales und Ausbildung und die Kulturstiftung sind eigenständig und wurden bei der Gründung mit je einem Stiftungskapital ausgestattet. UBS hat seither mehrere Male zusätzliches Kapital eingeschossen. «Das Bekenntnis zum Engagement der Bank ist nicht zuletzt im Heimmarkt Schweiz sehr klar», sagt Curdin Duschletta. Gerade auch wegen der Nähe zur Bank hebt er die Bedeutung einer sauberen Governance mit einer Offenlegungskultur hervor. Die Entscheide der Stiftungsräte müssen unabhängig sein. Ist jemand befangen, geht er in den Ausstand. Weil bei der Zusammensetzung der Stiftungsräte das fachliche Know-how eine Rolle spielt, können immer Situationen vorkommen, in denen ein Stiftungsrat eine Beziehung zu einem Projekt hat.
Know-how
Die Zusammensetzung des Stiftungsrats ist entscheidend. Eine bedeutende Vertretung durch Führungskräfte kann der Stiftung mehr Gewicht geben. Jean-Christophe Deslarzes ist seit 2020 Präsident der Adecco Gruppe und der Innovation Foundation und tritt damit in die Fussstapfen seines Vorgängers Rolf Dörig. Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2017 haben Mitglieder der Geschäftsleitung eine aktive Rolle im Stiftungsrat wahrgenommen. Im Jahr 2021 wurde der Stiftungsrat mit Mitgliedern von extern erweitert, welche die Fähigkeiten und Kompetenzen der internen Repräsentanten erweitern. «Das Engagement der Topführungskräfte ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Adecco Group für die Schaffung positiver Auswirkungen und die Förderung sozialer Innovationen einsetzt», sagt Cynthia Hansen. Auch der Stiftungsrat der Jürgen Dormann Foundation setzt sich breit zusammen. Einsitz haben ABB- und unabhängige Vertreterinnen und Vertreter. Der Frauenanteil im Gremium liegt bei 33 Prozent. «Vielfalt und Integration sind uns nicht nur bei der Auswahl unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten wichtig, sondern auch bei der Auswahl unserer Stiftungsratsmitglieder», sagt Eike Christian Meuter. Zudem sollen die Mitglieder ein breites Erfahrungsspektrum abdecken und so den sozialen Fortschritt vorantreiben. Um zukünftig die gesellschaftliche Wirkung von Philanthropie zu steigern, sieht er die Bedeutung von Netzwerken, Kooperationen und Koordination, wo die Unternehmen helfen können. «Sie können helfen, nachhaltige Strukturen und Know-how-Transfer zu ermöglichen», sagt er. Gerade auch bei neuen Formen der Philanthropie, die unternehmerisches Know-how verlangen, können Unternehmen einen wesentlichen Beitrag leisten. Eike Christian Meuter: «Dies bietet auch für Mitarbeitende der Unternehmen tolle Möglichkeiten für ein freiwilliges Engagement, von dem alle Parteien profitieren.»