Sie suchen für den diesjährige Spotlight Wettbewerb Projekte, die den Foodprint reduzieren und zu einer klimafreundlicheren Ernährung beitragen. Weshalb haben Sie dieses Thema gewählt?
Seit der Gründung der Stiftung Clima Now im 2021 führen wir jedes Jahr den Wettbewerb Spotlight durch. Dabei setzen wir zunehmend unsere beiden Fokusthemen ins Zentrum. Neben erneuerbaren Energien, respektive der Transition zu diesen, legen wir den zweiten Fokus auf Lebensmittel und Agrikultur. Projekte in diesem Thema wollen wir mit dem aktuellen Spotlight gezielt eine Plattform geben. Und in diesem Jahr haben wir der Ausschreibung noch einen Twist gegeben.
Der wäre?
Wir wollen speziell ein junges Publikum erreichen.
Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft sind für viele mit eher traditionellen Werten verbunden. Wollen Sie diese gezielt mit der jungen Generation zusammenbringen?
Wir zielen weniger auf die Landwirtschaft, sondern mehr auf die Ernährung. Dieses Thema ist bei den Jungen hoch im Kurs. Viele stellen auf vegane Ernährung um. Sie wollen weniger Fleisch essen oder suchen nach Alternativen. Der Hauptfokus liegt auf der Ernährung. Aber natürlich geht das Hand in Hand mit der Produktion. Wenn wir den Bauern sagen, sie sollen weniger Fleisch produzieren, dann fragen sie, was sie stattdessen produzieren sollen. Es zeigt sich, dass in der Schweiz zu wenig Kichererbsen und Hülsenfrüchte produziert werden.
Im ersten Jahr erlebten wir eine überwältigende Resonanz. Allerdings waren die Projekte nicht sehr fokussiert.
Martin Meili, Stiftungsratspräsident Clima Now
Wie ist die Resonanz auf die Ausschreibung? Haben Sie viele Eingaben erhalten, gerade auch im Vergleich zu den Vorjahren?
Im ersten Jahr erlebten wir eine überwältigende Resonanz. Allerdings waren die Projekte nicht sehr fokussiert. Wir haben gelernt, dass wir die Ausschreibung spezifischer formulieren müssen.
Das hat funktioniert?
Wir möchten möglichst gute Projekte auf unserer Homepage präsentieren und gleichzeitig möglichst wenige vom Voting ausschliessen müssen. Mit dem diesjährigen Rücklauf haben wir das zeimlich gut getroffen. Seit anfangs September findet die online Abstimmung auf unserer Internetseite statt. Alle können darüber mitbestimmen, welche Projekte es an die Pitch Night schaffen.
Hat Clima Now seit dem Start weitere Anpassungen vorgenommen?
Wir sind eine Stiftung, die drei Dinge darf. Wir fördern Non-Profit-Projekte, wir investieren in Start-Ups und nehmen Einfluss auf die gesellschaftliche und politische Diskussion. Dass wir investieren dürfen ist für eine gemeinnützige Stiftung ist das ziemlich speziell. Aber unsere Stiftungsurkunde wurde so akzeptiert, und wir sind in relativ viele Projekte investiert. Bei der Auswahl der Projekte arbeiten wir mit Übermorgen zusammen, einem Fonds für nachhaltige Investitionen.
Wie erfolgt die Auswahl?
Wir machen eine Due Diligence, nicht nur bezüglich Finanzen, sondern vor allem auch Impact. Wir steigen bei Projekten ein, die einen positiven Effekt auf das Klima haben. Wir arbeiten nicht rein philanthropisch. Auch mit der Stiftung sehen wir uns als Impact Investoren. Bringt eine Investition einen finanziellen Erfolg, bleibt dieser in der Stiftung, darum sind wir gemeinnützig. Aber der Erfolg eines Projekts soll in erster Linie der Klimaeffekt sein.
Wie lässt sich dieser ausweisen?
Ein Projekt ist erfolgreich, wenn es dazu beiträgt, eine gewisse Anzahl Tonnen CO2 einzusparen oder es zu einer Verhaltensänderung bei Menschen führt. Bei den eingesetzten Geldern sprechen wir deswegen nicht von «à fonds perdu», sondern von «à fonds gagné». Der Gewinn soll sich in einem Climate-Return zeigen.
Bei den eingesetzten Geldern sprechen wir deswegen nicht von ‹à fonds perdu›, sondern von ‹à fonds gagné›.
Martin Meili
Wie entwickeln sich ihre anderen Engagements?
Bei der Fördertätigkeit verzeichnen wir relativ wenig Anfragen.
Wissen Sie, weshalb?
Wir analysieren die Situation, um herauszufinden, ob wir unsere Fördertätigkeit anders bewerben oder kommunizieren sollten. Gut aufgestellt sind wir dagegen im Bereich der Beteiligung an der politischen und gesellschaftlichen Diskussion.
Wie bringt sich Clima Now ein?
Wir haben zusammen mit anderen Stiftungen der Universität Lausanne eine Studie in Auftrag gegeben. Sie soll die Auswirkungen von klimaschädlichen Subventionen untersuchen. Das wird natürlich auch für die Landwirtschaft relevante Erkenntnisse bringen. Schliesslich soll sie Hinweise geben, wie Subventionen umgeschichtet werden sollen, damit sie klimanützlich statt klimaschädlich sind.
Solche Fragestellungen sind nicht überall willkommen. Spüren Sie Gegenwind?
Die Studie ist jetzt angelaufen. Im Februar erwarten wir erste Zwischenresultate. In einem Jahr sollte sie abgeschlossen sein. Wir haben grosses Interesse, uns mit den Ergebnissen in den Gegenwind zu stellen. Das muss so sein. Diese Diskussion muss stattfinden. Es gibt Menschen mit anderen Ansichten. Es gibt jene, die wir nie erreichen werden. Aber es gibt ein grosses Mittelfeld, das wir hoffen, überzeugen zu können. Gerade in der Landwirtschaft muss der Klimawandel ein Thema sein. Ein Landwirt oder eine Landwirtin, die sich dem Thema verschliesst, sägt auf dem Ast, auf dem sie oder er sitzt.
Mit da.tu.ma haben Sie bereits eine AG, die in nachhaltige Projekte investiert. Weshalb haben Sie noch eine Stiftung gegründet?
Zusammen mit meinen Brüdern haben wir vor 20 Jahren da.tu.ma gegründet. Wir haben Impact Investing betrieben, als das noch niemand so nannte. Allerdings gingen wir relativ unfokussiert und wenig systematisch vor. Ausserdem haben wir uns bei der Abstimmung über die Erbschaftsinitiative weit aus dem Fenster gelehnt und uns für diese eingesetzt.
Und daraus ist Clima Now entstanden?
Das «Vererben anders zu denken» ist ein zentrales Element. Die Erde ist unser kollektives Erbe. Ich gehöre selbst zu jenen, die geerbt haben. Wir haben eine Verantwortung, dieses einzusetzen, am besten nicht erst nach unserem Tod, sondern zu Lebzeiten. Das Thema von Clima Now ist dringend und wichtig. Wir wollen andere dazu motivieren, ihr Geld in diesem Sinn einzusetzen. Jetzt, und nicht erst mit dem Testament.
Funktioniert es?
Wir haben mit zwei anderen vermögenden Erb:innen zusammen Clima Now gegründet, um einen grösseren Hebel zu haben. Wir waren überzeugt, dass es so einfacher ist, Gleichgesinnte zu finden. Da sind wir immer noch daran: Wir suchen weitere Gleichgesinnte, die mitmachen wollen.
Wir suchen weitere Gleichgesinnte, die mitmachen wollen.
Martin Meili
Wollen Sie gemeinsam Projekte realisieren oder sollen diese gleich bei Clima Now einsteigen?
Grundsätzlich ist alles möglich. Mit Clima Now bieten wir ein Gefäss für all jene, die nicht die Energie oder die Kapazität haben, selbst Projekte zu suchen – und was vielleicht noch aufwändiger ist – selbst zu beurteilen.
Wo sehen Sie noch Potenzial?
Es gibt viele Stiftungen, die sich noch stärker fürs Klima engagieren könnten. Das Center for Philanthropy Studies (CEPS) hat für uns eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, welche Stiftungen für das Klima aktiv werden könnten, ob sie mehr machen wollen und ob sie an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Wir haben zusammen mit rund 20 Stiftungen die Gruppe Funders for Climate gegründet. Es dürfen gerne mehr werden, Stiftungen und Institutionen aber auch Privatpersonen. Wir sind ebenso interessiert, mit anderen zusammenzuarbeiten. Wir haben keinen Exklusivitätsanspruch.
Welche Projekte sollen es an die Pitch Night schaffen? Hier gehts zur online Abstimmung.