Martin Meili, Stiftungsratspräsident und Mitgründer Clima Now

Clima Now: Diese Diskus­sion muss stattfinden

Clima Now hat dieses Jahr Projekte gesucht, die dazu beitragen, den Foodprint zu reduzieren. Auf das überzeugendste Projekt warten an der Pitch Night 100’000 Franken. Martin Meili, Stiftungsratspräsident und Mitgründer, sagt, weshalb sie dieses Thema gewählt haben.

Sie suchen für den dies­jäh­rige Spot­light Wett­be­werb Projekte, die den Food­print redu­zie­ren und zu einer klima­freund­li­che­ren Ernäh­rung beitra­gen. Weshalb haben Sie dieses Thema gewählt?

Seit der Grün­dung der Stif­tung Clima Now im 2021 führen wir jedes Jahr den Wett­be­werb Spot­light durch. Dabei setzen wir zuneh­mend unsere beiden Fokus­the­men ins Zentrum. Neben erneu­er­ba­ren Ener­gien, respek­tive der Tran­si­tion zu diesen, legen wir den zwei­ten Fokus auf Lebens­mit­tel und Agri­kul­tur. Projekte in diesem Thema wollen wir mit dem aktu­el­len Spot­light gezielt eine Platt­form geben. Und in diesem Jahr haben wir der Ausschrei­bung noch einen Twist gegeben.

Der wäre?

Wir wollen spezi­ell ein junges Publi­kum erreichen.

Lebens­mit­tel­pro­duk­tion und Land­wirt­schaft sind für viele mit eher tradi­tio­nel­len Werten verbun­den. Wollen Sie diese gezielt mit der jungen Gene­ra­tion zusammenbringen?

Wir zielen weni­ger auf die Land­wirt­schaft, sondern mehr auf die Ernäh­rung. Dieses Thema ist bei den Jungen hoch im Kurs. Viele stel­len auf vegane Ernäh­rung um. Sie wollen weni­ger Fleisch essen oder suchen nach Alter­na­ti­ven. Der Haupt­fo­kus liegt auf der Ernäh­rung. Aber natür­lich geht das Hand in Hand mit der Produk­tion. Wenn wir den Bauern sagen, sie sollen weni­ger Fleisch produ­zie­ren, dann fragen sie, was sie statt­des­sen produ­zie­ren sollen. Es zeigt sich, dass in der Schweiz zu wenig Kicher­erb­sen und Hülsen­früchte produ­ziert werden.

Im ersten Jahr erleb­ten wir eine über­wäl­ti­gende Reso­nanz. Aller­dings waren die Projekte nicht sehr fokussiert.

Martin Meili, Stif­tungs­rats­prä­si­dent Clima Now

Wie ist die Reso­nanz auf die Ausschrei­bung? Haben Sie viele Einga­ben erhal­ten, gerade auch im Vergleich zu den Vorjahren?

Im ersten Jahr erleb­ten wir eine über­wäl­ti­gende Reso­nanz. Aller­dings waren die Projekte nicht sehr fokus­siert. Wir haben gelernt, dass wir die Ausschrei­bung spezi­fi­scher formu­lie­ren müssen.

Das hat funktioniert?

Wir möch­ten möglichst gute Projekte auf unse­rer Home­page präsen­tie­ren und gleich­zei­tig möglichst wenige vom Voting ausschlies­sen müssen. Mit dem dies­jäh­ri­gen Rück­lauf haben wir das zeim­lich gut getrof­fen. Seit anfangs Septem­ber findet die online Abstim­mung auf unse­rer Inter­net­seite statt. Alle können darüber mitbe­stim­men, welche Projekte es an die Pitch Night schaffen.

Hat Clima Now seit dem Start weitere Anpas­sun­gen vorgenommen?

Wir sind eine Stif­tung, die drei Dinge darf. Wir fördern Non-Profit-Projekte, wir inves­tie­ren in Start-Ups  und nehmen Einfluss auf die gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Diskus­sion. Dass wir inves­tie­ren dürfen ist für eine gemein­nüt­zige Stif­tung ist das ziem­lich spezi­ell. Aber unsere Stif­tungs­ur­kunde wurde so akzep­tiert, und wir sind in rela­tiv viele Projekte inves­tiert. Bei der Auswahl der Projekte arbei­ten wir mit Über­mor­gen zusam­men, einem Fonds für nach­hal­tige Investitionen.

Wie erfolgt die Auswahl?

Wir machen eine Due Dili­gence, nicht nur bezüg­lich Finan­zen, sondern vor allem auch Impact. Wir stei­gen bei Projek­ten ein, die einen posi­ti­ven Effekt auf das Klima haben. Wir arbei­ten nicht rein phil­an­thro­pisch. Auch mit der Stif­tung sehen wir uns als Impact Inves­to­ren. Bringt eine Inves­ti­tion einen finan­zi­el­len Erfolg, bleibt dieser in der Stif­tung, darum sind wir gemein­nüt­zig. Aber der Erfolg eines Projekts soll in erster Linie der Klima­ef­fekt sein.

Wie lässt sich dieser ausweisen?

Ein Projekt ist erfolg­reich, wenn es dazu beiträgt, eine gewisse Anzahl Tonnen CO2 einzu­spa­ren oder es zu einer Verhal­tens­än­de­rung bei Menschen führt. Bei den einge­setz­ten Geldern spre­chen wir deswe­gen nicht von «à fonds perdu», sondern von «à fonds gagné». Der Gewinn soll sich in einem Climate-Return zeigen.

Bei den einge­setz­ten Geldern spre­chen wir deswe­gen nicht von ‹à fonds perdu›, sondern von ‹à fonds gagné›.

Martin Meili

Wie entwi­ckeln sich ihre ande­ren Engagements?

Bei der Förder­tä­tig­keit verzeich­nen wir rela­tiv wenig Anfragen.

Wissen Sie, weshalb?

Wir analy­sie­ren die Situa­tion, um heraus­zu­fin­den, ob wir unsere Förder­tä­tig­keit anders bewer­ben oder kommu­ni­zie­ren soll­ten. Gut aufge­stellt sind wir dage­gen im Bereich der Betei­li­gung an der poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Diskussion.

Wie bringt sich Clima Now ein?

Wir haben zusam­men mit ande­ren Stif­tun­gen der Univer­si­tät Lausanne eine Studie in Auftrag gege­ben. Sie soll die Auswir­kun­gen von klima­schäd­li­chen Subven­tio­nen unter­su­chen. Das wird natür­lich auch für die Land­wirt­schaft rele­vante Erkennt­nisse brin­gen. Schliess­lich soll sie Hinweise geben, wie Subven­tio­nen umge­schich­tet werden sollen, damit sie klima­nütz­lich statt klima­schäd­lich sind.

Solche Frage­stel­lun­gen sind nicht über­all will­kom­men. Spüren Sie Gegenwind?

Die Studie ist jetzt ange­lau­fen. Im Februar erwar­ten wir erste Zwischen­re­sul­tate. In einem Jahr sollte sie abge­schlos­sen sein. Wir haben gros­ses Inter­esse, uns mit den Ergeb­nis­sen in den Gegen­wind zu stel­len. Das muss so sein. Diese Diskus­sion muss statt­fin­den. Es gibt Menschen mit ande­ren Ansich­ten. Es gibt jene, die wir nie errei­chen werden. Aber es gibt ein gros­ses Mittel­feld, das wir hoffen, über­zeu­gen zu können. Gerade in der Land­wirt­schaft muss der Klima­wan­del ein Thema sein. Ein Land­wirt oder eine Land­wir­tin, die sich dem Thema verschliesst, sägt auf dem Ast, auf dem sie oder er sitzt.

Mit da.tu.ma haben Sie bereits eine AG, die in nach­hal­tige Projekte inves­tiert. Weshalb haben Sie noch eine Stif­tung gegründet?

Zusam­men mit meinen Brüdern haben wir vor 20 Jahren da.tu.ma gegrün­det. Wir haben Impact Inves­t­ing betrie­ben, als das noch niemand so nannte. Aller­dings gingen wir rela­tiv unfo­kus­siert und wenig syste­ma­tisch vor. Ausser­dem haben wir uns bei der Abstim­mung über die Erbschafts­in­itia­tive weit aus dem Fens­ter gelehnt und uns für diese eingesetzt.

Und daraus ist Clima Now entstanden?

Das «Verer­ben anders zu denken» ist ein zentra­les Element. Die Erde ist unser kollek­ti­ves Erbe. Ich gehöre selbst zu jenen, die geerbt haben. Wir haben eine Verant­wor­tung, dieses einzu­set­zen, am besten nicht erst nach unse­rem Tod, sondern zu Lebzei­ten. Das Thema von Clima Now ist drin­gend und wich­tig. Wir wollen andere dazu moti­vie­ren, ihr Geld in diesem Sinn einzu­set­zen. Jetzt, und nicht erst mit dem Testament.

Funk­tio­niert es?

Wir haben mit zwei ande­ren vermö­gen­den Erb:innen zusam­men Clima Now gegrün­det, um einen grös­se­ren Hebel zu haben. Wir waren über­zeugt, dass es so einfa­cher ist, Gleich­ge­sinnte zu finden. Da sind wir immer noch daran: Wir suchen weitere Gleich­ge­sinnte, die mitma­chen wollen.

Wir suchen weitere Gleich­ge­sinnte, die mitma­chen wollen.

Martin Meili

Wollen Sie gemein­sam Projekte reali­sie­ren oder sollen diese gleich bei Clima Now einsteigen?

Grund­sätz­lich ist alles möglich. Mit Clima Now bieten wir ein Gefäss für all jene, die nicht die Ener­gie oder die Kapa­zi­tät haben, selbst Projekte zu suchen – und was viel­leicht noch aufwän­di­ger ist – selbst zu beurteilen.

Wo sehen Sie noch Potenzial?

Es gibt viele Stif­tun­gen, die sich noch stär­ker fürs Klima enga­gie­ren könn­ten. Das Center for Phil­an­thropy Studies (CEPS) hat für uns eine Umfrage durch­ge­führt, um heraus­zu­fin­den, welche Stif­tun­gen für das Klima aktiv werden könn­ten, ob sie mehr machen wollen und ob sie an einer Zusam­men­ar­beit inter­es­siert sind. Wir haben zusam­men mit rund 20 Stif­tun­gen die Gruppe Funders for Climate gegrün­det. Es dürfen gerne mehr werden, Stif­tun­gen und Insti­tu­tio­nen aber auch Privat­per­so­nen. Wir sind ebenso inter­es­siert, mit ande­ren zusam­men­zu­ar­bei­ten. Wir haben keinen Exklusivitätsanspruch.


Welche Projekte sollen es an die Pitch Night schaf­fen? Hier gehts zur online Abstimmung.

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