Sportlerinnen und Sportler werden in der Schweiz teilweise durch Spenden und Stiftungen gefördert. Ist die Unterstützung, wie sie die Schweizer Sporthilfe betreibt, überhaupt nötig?
Das ist eine der meistgestellten Fragen an mich als Geschäftsführer der Stiftung Schweizer Sporthilfe. Dies kommt mit grosser Wahrscheinlichkeit daher, dass viele sportinteressierte Menschen bei Einkommen von Sportlern meist an die Spitze der medial stärksten Sportarten wie Fussball, Tennis, Formel 1 oder Eishockey denken. Über Umsätze, TV-Erträge, Sponsoringeinnahmen und Spielergehälter in diesen Domänen möchte ich nicht berichten.
Ich möchte über Kanu, Slalom, Stabhochsprung, BMX, Ski Aerials (Akrobatik), Wasserspringen vom Dreimeterbrett, Curling und weitere fast 80 Sportarten bzw. über diese Athletinnen und Athleten berichten, die diese Sportarten auf höchstem Niveau betreiben. Das sind aktuell 1060 Athletinnen und Athleten. Sie werden auf ihrem Weg vom nationalen Talent an die Spitze
direkt durch die Stiftung Schweizer Sporthilfe unterstützt, mit jährlich über neun Millionen Franken.
Nötige Unterstützung
Die Faktenlage für diese meist olympischen und paralympischen Sportarten ist eindeutig. Gemäss der Studie «Leistungssport Schweiz / SPLISS CH 2019» der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen kommen nur 17 Prozent aller befragten Schweizer Leistungssportler auf ein Jahresgesamteinkommen von über 70’000 Franken. 48 Prozent der befragten olympischen Sommerathletinnen und ‑athleten müssen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 14’000 Franken auskommen!
Grosse Popularität in der Bevölkerung
Bekannt ist, dass sich fast sechs Millionen Sportinteressierte in der Schweiz während der Olympischen Spiele gerne an Schweizer Erfolgen erfreuen und bei Misserfolgen mitleiden. Wir sind alle stolz auf regelmässige und aussergewöhnliche Leichtathletik‑, Mountainbiking‑, Curling- und Orientierungslauferfolge. Uns allen ist aber auch bewusst, dass solche Erfolge nur durch aussergewöhnliche Menschen mit Talenten, Fleiss, Zielorientierung und Durchhaltewillen erzielt werden können. Sie tun es aus Passion, für sich, aber sehr oft auch für ihr Team, für ihr Land. Die Finanzierung des persönlichen Karriereweges eines talentierten Jugendlichen an die mögliche Spitze ist in der Schweiz Privatsache. Deshalb mein mehr als klares Ja zur Philanthropie im Sport.
Verlässliche Unterstützung
Der Stiftungszweck ist die finanzielle Unterstützung von jungen Schweizer Athletinnen und Athleten auf deren Weg vom nationalen Talent an die Spitze. Dies nach einem klar strukturierten System, basierend auf der Einstufung von den jeweiligen Sportarten durch das anerkante Athleten-FTEM-Fördersystem, der individuellen Athletinnen- und Athleten-Beurteilung, nach Resultaten und Potenzial. Und zu guter Letzt nach transparenten und bedarfsorientierten finanziellen Kriterien je Athletin und Athlet. Sie sollen sich so lange wie nötig auf die Schweizer Sporthilfe verlassen können. Hat es ein Athlet oder eine Athletin geschafft, und sie kann sich wegen ihrer Erfolge selber erfolgreich finanzieren, fällt die Sporthilfe-Unterstützung weg. Dazu eine kürzlich erhaltene E‑Mail von der Weltklasseathletin Ajla Del Ponte.
Dankbarkeit
«Ich möchte der Schweizer Sporthilfe für all die Jahre der gemeinsamen Arbeit danken. Seit 2014 war der Beitrag der Schweizer Sporthilfe für meine athletische, berufliche und menschliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung.» Hätte die Athletin, die sich für ihre ersten U20-Weltmeisterschaften qualifizierte, keinen Zugang zur wichtigen Unterstützung der Sporthilfe gehabt, hätte die Athletin sich kaum mit 20 Jahren für ihre ersten Olympischen Spiele qualifiziert und wäre 5 Jahre später kein olympisches Final gelaufen. Ajla Del Ponte betont: «Es sind die Grundlagen, die wir gemeinsam aufbauen konnten, die mich in eine heute finanziell stabile Situation gebracht haben. Aus diesem Grund werde ich auf die weitere finanzielle Unterstützung der Sporthilfe verzichten. Es ist an der Zeit, das Geld für andere Athletinnen und Athleten zu verwenden, die hoffentlich das gleiche Glück haben werden wie ich, wenn nicht sogar noch mehr. Übrigens möchte ich, dass meine Tokio-Prämien für eine dreijährige Patenschaft eines jungen Talents verwendet werden. Liebe Grüsse Ajla.»
Wertschätzendes Feedback wie dieses erhalten wir oft. Es zeigt uns allen, wie hoch relevant unser tägliches Tun ist und wie wichtig die philanthropische Haltung und unser Handeln für die Sportwelt sind. Diese Schweizer Athletinnen und Athleten sind oft Vorbilder für unsere Kinder. Viele haben eine hohe Werteorientierung und sind weit über ihre Karriere hinaus gestärkte Persönlichkeiten für ihre eigenen Familien, kompetente Gestalter in der Wirtschaft und bleiben wichtige Vorbilder in unserer Gesellschaft. Sie zu unterstützen über einen gewissen Zeitraum, in dem sie es benötigen, ist sehr sinnstiftend und erfüllend. Für mich, für das Team und alle Unterstützer der Stiftung Schweizer Sporthilfe und hoffentlich für uns alle