Trotz der CoroÂnaÂpanÂdeÂmie sind 2021 in der Schweiz 365 StifÂtunÂgen neu gegrünÂdet worden – so viele wie seit fünf Jahren nicht mehr. Das NettoÂwachsÂtum hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar verdopÂpelt, auch wenn die Zahl der LiquiÂdaÂtioÂnen mit 219 weiterÂhin hoch bleibt. InsgeÂsamt gab es Ende 2021 in der Schweiz 13’524 StifÂtunÂgen, womit die Schweiz in Bezug auf die StifÂtungsÂdichte weltÂweit immer noch an der Spitze liegt. Neue FörderÂanÂsätze wie «Impact InvesÂtÂing», «Social EntreÂpreÂneurÂship» und philÂanÂthroÂpiÂsche GesellÂschafÂten sind stark auf dem Vormarsch.
Der StifÂtungsÂsekÂtor in Zahlen: Zürich überÂholt Genf
Auch im letzÂten Jahr, das zeigen die vom Center for PhilÂanÂthropy Studies (CEPS) in Basel erhoÂbeÂnen Zahlen deutÂlich, hat der SchweiÂzer StifÂtungsÂsekÂtor nichts an DynaÂmik eingeÂbüsst: zu den vielen NeugrünÂdunÂgen (365) kam 2021 auch wieder eine grosse Zahl an LiquiÂdaÂtioÂnen (219). Mit 51 neu gegrünÂdeÂten StifÂtunÂgen löst der Kanton Zürich den bisheÂriÂgen SpitÂzenÂreiÂter Genf (48 neue StifÂtunÂgen) ab. Zürich ist mit insgeÂsamt 2232 StifÂtunÂgen vor den KantoÂnen Bern (1390), Waadt (1370), Genf (1294) und Basel-Stadt (908) weiterÂhin die StifÂtungsÂhochÂburg der Schweiz. Den grössÂten Zuwachs an StifÂtungsÂgrünÂdunÂgen verzeichÂneÂten 2021 jedoch die Kantone Zug (+8,1 Prozent), ThurÂgau (+5,8 Prozent), und Aargau (5,7 Prozent).

Trotz eines leichÂten Anstiegs des FrauÂenÂanÂteils sind Frauen im Vergleich zu Männern in den SchweiÂzer StifÂtungsÂräÂten immer noch stark unterÂverÂtreÂten: nur 31,7 Prozent der StifÂtungsÂratsÂmanÂdate in der Schweiz werden von Frauen gehalÂten (2020: 30,9 Prozent). Beim PräsiÂdium ist die VerteiÂlung noch ungleiÂcher: gerade 22 Prozent der SchweiÂzer StifÂtunÂgen haben eine Frau als PräsiÂdenÂtin. Der Anteil von Frauen in der GeschäftsÂfühÂrung von StifÂtunÂgen ist mit 38,1 Prozent schon etwas höher.
RechtÂliÂche EntwickÂlunÂgen 2021: Leicht reviÂdierÂtes Stiftungsrecht
Die ParlaÂmenÂtaÂriÂsche InitiaÂtive LuginÂbühl («SchweiÂzer StifÂtungsÂstandÂort. StärÂkung») wurde im DezemÂber 2021 in einer reduÂzierÂten Version angeÂnomÂmen. Die Schweiz erhält jetzt ein leicht reviÂdierÂtes StifÂtungsÂrecht, das eine ErweiÂteÂrung der StifÂterÂrechte, die VereinÂfaÂchung von unweÂsentÂliÂchen ÄndeÂrunÂgen der StifÂtungsÂurÂkunde, eine KlarÂstelÂlung betrefÂfend die Form von UrkunÂdenÂänÂdeÂrunÂgen sowie eine gesetzÂlich gereÂgelte StifÂtungsÂaufÂsichtsÂbeÂschwerde enthält, nicht jedoch eine gesetzÂliÂche HonoÂrieÂrungsÂmögÂlichÂkeit für die StifÂtungsÂorÂgane – dies ist ein Entscheid, der die AttrakÂtiÂviÂtät der StifÂtungsÂarÂbeit negaÂtiv beeinÂflusÂsen kann. Schon heute fehlen vielen StifÂtunÂgen die finanÂziÂelÂlen MöglichÂkeiÂten, eine profesÂsioÂnelle GeschäftsÂfühÂrung einzuÂsetÂzen: Nur gerade 14,6 Prozent der SchweiÂzer StifÂtunÂgen weisen eine GeschäftsÂfühÂrung aus, die übriÂgen werden ehrenÂamtÂlich durch den StifÂtungsÂrat geführt.
Weitere EntwickÂlunÂgen, die den GemeinÂnütÂzigÂkeitsÂsekÂtor tangieÂren können, sind die ReviÂsion zur StifÂtungsÂaufÂsicht im Kanton Zürich, die AblehÂnung der Motion Noser und das DatenÂschutzÂgeÂsetz. Die RechtÂspreÂchung wurde 2021 von einschneiÂdenÂden UrteiÂlen zu FamiÂliÂenÂstifÂtunÂgen geprägt, die das Leben dieses RechtsÂinÂstiÂtuts weiter erschweÂren. Zudem erging ein fragÂwürÂdiÂges Urteil zur SteuÂerÂbeÂfreiÂung von gemeinÂnütÂziÂgen Holdingstiftungen.
Neue FörderÂanÂsätze ergänÂzen die klasÂsiÂsche Stiftungsarbeit
Eine grosse DynaÂmik zeigt sich nicht nur bei den Zahlen, sondern auch bei der FördeÂrung: Neue Modelle, welche schnelÂles und unkomÂpliÂzierÂtes Handeln ermögÂliÂchen, erfreuen sich zunehÂmenÂder BeliebtÂheit und wurden während der CoroÂnaÂpanÂdeÂmie unter Beweis gestellt. Mit wachÂsenÂden HerausÂforÂdeÂrunÂgen in Bezug auf GesellÂschaft und Umwelt sind LösunÂgen drinÂgend gefragt.
Das diesÂjähÂrige Special zeigt sehr deutÂlich, dass der klasÂsiÂsche FörderÂanÂsatz dabei ist, sich von Grund auf zu wandeln. Neue philÂanÂthroÂpiÂsche GesellÂschafÂten in Form von AktiÂenÂgeÂsellÂschafÂten ergänÂzen sich mit FörderÂanÂsätÂzen, in denen die StifÂtunÂgen nicht mehr projektÂoriÂenÂtiert VergaÂbunÂgen tätiÂgen, sondern in OrgaÂniÂsaÂtioÂnen invesÂtieÂren, deren TätigÂkeiÂten sie überÂzeuÂgen, und an welche sie glauben.
Die RechtsÂform der StifÂtung hat weiterÂhin ihre unumÂstritÂtene DaseinsÂbeÂrechÂtiÂgung. Sei es, um «komproÂmissÂlos und auf neuen Wegen gesellÂschaftÂliÂche Probleme anzuÂgeÂhen» oder um «mit nachÂhalÂtiÂgem, langem Atem» zur Lösung gesellÂschaftÂliÂcher HerausÂforÂdeÂrung beizuÂtraÂgen. NachÂzuÂleÂsen im ArguÂmenÂtaÂrium, welches 17 Expert*innen aus dem Sektor unter dem Motto «Gute Gründe für StifÂtunÂgen» formulieren.
Der SchweiÂzer StifÂtungsÂreÂport erscheint 2022 bereits in seiner 13. Ausgabe und wird jährÂlich vom Center for PhilÂanÂthropy Studies (CEPS) der UniverÂsiÂtät Basel, von SwissÂFounÂdaÂtiÂons, dem Verband der SchweiÂzer FörderÂstifÂtunÂgen, und dem Zentrum für StifÂtungsÂrecht an der UniverÂsiÂtät Zürich publiÂziert. Er enthält aktuÂelle Zahlen, Fakten und Trends aus dem In- und Ausland und soll zu einer besseÂren WissensÂgrundÂlage im StifÂtungsÂweÂsen beitraÂgen. Der Report erscheint in deutÂscher und franÂzöÂsiÂscher SpraÂche. Beide VersioÂnen stehen unter www.stiftungsreport.ch kostenÂlos zum DownÂload zur VerfüÂgung. Gedruckte AusgaÂben (25 FranÂken pro ExemÂplar) können via info@swissfoundations.ch bestellt werden.