Foto: Massimo Milano

Begeg­nun­gen mit Gigan­ten, Erleb­nisse mit Winzlingen

Persönliches Engagement

Stif­tun­gen, die sich für das Wohl der Tiere einset­zen sind so viel­fäl­tig wie die Tier­welt selbst. Lokal tätige Stif­tun­gen enga­gie­ren sich für eine Tier­art, inter­na­tio­nal tätige decken ein brei­tes Themen­feld ab.

Am Anfang war diese Begeg­nung. Ein natür­li­cher Schwarm landete 2013 im Garten von Stépha­nie Vuadens. Das Bienen­volk faszi­nierte die Genfe­rin und weckte ihr Inter­esse und ihre Begeis­te­rung. Sie begann sich stär­ker mit den Insek­ten zu beschäf­ti­gen. «Bienen sind enorm wich­tig und wir müssen sie beschüt­zen: sie stehen im Zentrum unse­res Ökosys­tems», sagt sie. Mit fünf Schwär­men star­tete sie. Aus einer Leiden­schaft wurde eine Mission. Anfäng­lich mehr privat wächst ihr Enga­ge­ment zu einem profes­sio­nel­len Einsatz für die gefähr­de­ten Insek­ten. 2019 grün­det Stépha­nie Vuadens die Stif­tung Arche des Abeil­les in Genf. 

Lebens­auf­gabe

Auch für Katha­rina Heyer stand ein persön­li­ches Erleb­nis am Beginn ihres Enga­ge­ments. Ihr Einsatz gilt gros­sen Tieren. Ihre Lebens­auf­gabe hat sie im Schutz von Delfi­nen und Walen gefun­den. Als sie Ende Dezem­ber 1997 das erste Mal nach Tarifa an Spani­ens Südspitze reiste folgte sie den Worten eines Freun­des. Sie war ungläu­big, dass es in der Strasse von Gibral­tar Wale geben soll. Die folgende Begeg­nung mit den Meeres­säu­gern an jenem Silves­ter in der viel­be­fah­re­nen Meeres­strasse verän­derte das Leben von Katha­rina Heyer nach­hal­tig. Zuvor jettete die erfolg­rei­che Mode­de­si­gne­rin um die Welt. «Ich war kaum je länger als eine Woche am Stück in der Schweiz», erzählt sie. Doch mit dieser Begeg­nung legte sie einen neuen Fokus. Seit­her pendelt sie zwischen Tarifa und der Schweiz. Dem Schutz der Wale gilt ihr Einsatz. Sie verkaufte ihr Unter­neh­men. Und im folgen­den Jahr grün­dete sie die Stif­tung firmm – foun­da­tion for infor­ma­tion and rese­arch on marine mammals –, die sich für die Wale und Delfine in der Strasse von Gibral­tar einsetzt. Eine Stif­tung als Orga­ni­sa­ti­ons­form hatte sie bewusst gewählt. Sie sagt: «Ich hatte zuvor schon mit einem Freund die Stif­tung Gärt­ner­haus Meis­ter­schwan­den gegrün­det und wusste, was eine Stif­tung leis­ten kann.» 

Anspruchs­vol­ler Start

Die ersten Jahre finan­zierte Katha­rina Heyer haupt­säch­lich mit den eige­nen Mitteln. Nicht nur aus finan­zi­el­ler Sicht war es eine anspruchs­volle Zeit. «Die ersten Jahre möchte ich nicht noch­mals wieder­ho­len», erzählt sie über die Anfangs­zeit in Tarifa. Sie sah sich mit dem Wider­stand und Miss­trauen vor Ort konfron­tiert. Was sollte eine Frau aus einem Land ohne Meer schon wissen? Doch sie konnte auch auf Unter­stüt­zung zählen und baute ein kompe­ten­tes Team auf. Mit respekt­vol­lem Whale Watching finan­ziert sich die Stif­tung heute gröss­ten­teils selbst. Aber auch Spen­den und insbe­son­dere Paten­schaf­ten gene­rie­ren zusätz­li­che Mittel. «Ich bin sooft auf dem Meer», sagt Katha­rina Heyer. «Ich kenne diese Tiere.» Sogleich fügt sie an, dass eine Paten­schaft nicht nur einen finan­zi­el­len Aspekt hat. «Mit einer Paten­schaft können wir vor allem eine Nähe weiter­ge­ben, sensi­bi­li­sie­ren und Verständ­nis schaf­fen.» Auch die Arche des Abeil­les bietet die Möglich­keit, einen Schwarm als Patin oder Paten zu finan­zie­ren. Eine Paten­schaft bedeu­tet, für die Wieder­ein­füh­rung eines Bienen­stocks verant­wort­lich zu sein. Das sind rund 40’000 Bienen, die die Blumen unse­rer Land­schaft bestäu­ben werden. «Eine sehr wich­tige ökolo­gi­sche Geste», sagt Stépha­nie Vuadens. Jede Paten­schaft ist ein klei­ner Schritt, um das Ziel der Stif­tung zu errei­chen. «Wir wollen 1000 Bienen­völ­ker nach­hal­tig lokal ansie­deln», sagt Stépha­nie Vuadens. Bisher ist dies der Stif­tung mit 600 Schwär­men gelungen. 

Stépha­nie Vuadens (oben), Chan­tal Bieri (links) und Katha­rina Heyer enga­gie­ren sich für die Fauna unse­res Planeten.

Grüne Welle

Nicht nur für eine Tier­art oder in einer Region enga­giert sich die Stif­tung Vier Pfoten. Die inter­na­tio­nal tätige Tier­schutz­or­ga­ni­sa­tion setzt sich für Tiere ein, die unter direk­tem Einfluss der Menschen stehen. Das können Heim- oder Nutz­tiere sein genauso wie Wild­tiere. «Das Leid, welches Wild­tiere erfah­ren, reicht von drama­ti­schem Platz­man­gel in schlech­ter Haltung über die Tötung für ihren Pelz bis hin zu grau­sa­men Prak­ti­ken, wie beispiels­weise die Gallen­saft­ent­nahme bei Kragen­bä­ren in Asien», zählt Chan­tal Bieri auf. Bei Vier Pfoten Schweiz ist sie für Phil­an­thro­pie & Projekt­part­ner­schaf­ten verant­wort­lich. Eine Heraus­for­de­rung sieht Vier Pfoten in allen Ländern ähnlich: Die gesetz­li­chen Vorga­ben für Tier­schutz gilt es zu verbes­sern. In manchen Ländern ist er gar erst rudi­men­tär vorhan­den. Das verschärft die Situa­tion der Tiere vor Ort. Dafür zeigt sich bei den Unter­stüt­zern der Stif­tung, dass das Mitfüh­len mit den Tier­schick­sa­len gren­zen­los ist. «Tier­leid berührt Spen­de­rin­nen und Spen­der unab­hän­gig davon, ob es natio­nal oder inter­na­tio­nal entsteht», sagt sie. 

Über­zeu­gende Projekte

Dass Stépha­nie Vuadens eine Stif­tung gegrün­det hat war für sie logisch: «Für mich ist die Form wich­tig. Eine Stif­tung belegt das gemein­nüt­zige Verspre­chen meines Enga­ge­ments», sagt sie. Mit der Stif­tung will sie Einzel­per­so­nen, aber auch Unter­neh­men die Möglich­keit bieten, gemein­sam eine gute Aktion für den Plane­ten zu gestal­ten. Dass aktu­ell ökolo­gi­sche Themen mit der Klima­be­we­gung Aufmerk­sam­keit genies­sen, davon profi­tiert auch die Tier­schutz­be­we­gung. Doch es braucht über­zeu­gende Projekte, um Spen­den zu gene­rie­ren. «Dabei ist es einfa­cher, für konkrete Projekte oder Paten­schaf­ten Spen­den zu gene­rie­ren», sagt Chan­tal Bieri. Menschen in der Schweiz bewegt insbe­son­dere das Leid von Tieren, zu welchen sie eine emotio­nale Nähe haben wie Hunde und Katzen. Eine Bezie­hung herzu­stel­len sagt auch Stépha­nie Vuadens sei wich­tig. Mit ihrer Stif­tung arbei­tet sie in Genf sehr unmit­tel­bar. Die Wirkung der Stif­tungs­ar­beit ist direkt erleb­bar. Darin sieht sie einen gros­sen Vorteil ihrer klei­nen lokal veran­ker­ten Stif­tung. Neue Spen­de­rin­nen und Spen­der stos­sen vor allem über direk­ten Kontakt dazu. Das Netz­werk wächst. Doch für eine nach­hal­tige Wirkung gilt es insbe­son­dere das Wissen um die Tiere zu trans­por­tie­ren. Entspre­chend legt sie wert auf die Sensi­bi­li­sie­rung der jungen Gene­ra­tion. Führun­gen für Schul­klas­sen oder pädago­gi­sche Parcours gehö­ren zum Ange­bot der Stif­tung. «Weil sie die Zukunft sind», sagt Stépha­nie Vuadens, «sie sind dieje­ni­gen, die auch meine Arbeit über­neh­men werden.» 

Wissen vermit­teln

Dass über­zeu­gen­der Tier­schutz nur mit dem Wissen einher­geht war auch Katha­rina Heyer klar. So hat sie sich schon beim Aufbau ihrer Stif­tung Unter­stüt­zung bei David Senn, Profes­sor für Meeres­bio­lo­gie geholt. Mit respekt­vol­lem Whale­wat­ching und ihrem Enga­ge­ment für Forschung setzt sich die Stif­tung heute für die Tiere ein. Vier Pfoten unter­hält eine eigene Science Unit. Die Erkennt­nisse werden den Mitar­bei­ten­den und exter­nen Stake­hol­dern zugäng­lich gemacht. «Dadurch wird die Kampa­gnen- und Aufklä­rungs­ar­beit wissen­schaft­lich gestützt. Das schafft Trans­pa­renz und erhöht die Glaub­wür­dig­keit», sagt Chan­tal Bieri.

Schwie­ri­ges Jahr

Um das Wissen zu vermit­teln erar­bei­tet firmm Arbeits­blät­ter für Lehr­per­so­nen oder infor­mie­ren über den Blog online. Jede Whale Watching-Tour beginnt mit einer Einfüh­rung. Die Gäste sollen Wale nicht nur schauen. Sie sollen die Tiere verste­hen lernen. Firmm bietet auch ganze Beob­ach­tungs­wo­chen. Die Begeg­nun­gen vor Ort zusam­men mit dem erlan­gen Wissen hinter­las­sen einen blei­ben­den Eindruck. Tier­schutz wird erleb­bar. «Die Menschen, die wir errei­chen, sind sehr direkt betrof­fen», sagt Katha­rina Heyer. «Das ist unser Vorteil. Wer so sensi­bi­li­siert ist trägt diese Themen auch enga­giert in die Schu­len und die Gesell­schaft», sagt sie. Doch auch wenn firmm eigent­lich selbst­fi­nan­ziert ist steht sie diesen Sommer vor einer sehr unmit­tel­ba­ren Heraus­for­de­rung. So konnte sie erst im Sommer von der Schweiz nach Tarifa reisen. Die Coro­na­krise hat auch ihre Stif­tung hart getrof­fen. «Dieses Jahr geht es vor allem noch darum, den Scha­den zu mini­mie­ren und dann mit einem hoffent­lich norma­len kommen­den Jahr wieder wie gewohnt arbei­ten zu können», sagt Katha­rina Heyer. Dann können sie auch im 2021 wieder 30’000 Menschen die Anlie­gen der Meeres­säu­ger vermit­teln. Auch Vier Pfoten wurde von der Krise gefor­dert. Beim Spen­den­sam­meln musste die Stif­tung umden­ken. Der digi­tale Kanal und die Spen­der­pflege via Tele­fon wurden ausge­baut. Ebenso war die Projekt­ar­beit betrof­fen und musste sich adap­tie­ren. Chan­tal Bieri nennt als Beispiel: «Von der Situa­tion gefor­derte Projekte wie das Fütte­rungs­pro­gramm für hungernde Streu­ner­hunde- und katzen in Südost­asien muss­ten neu orga­ni­siert werden.»

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