Was fasziniert Sie an der Arbeit als Stiftungsrat?
Die HSG Stiftung hat mich immer schon beeindruckt als treibende Kraft hinter den verschiedenen Initiativen für die Weiterentwicklung der Universität St. Gallen. Für mich steht die Stiftung als Inputgeberin für neue Visionen, aber gleichzeitig auch als Umsetzungspartnerin für ebendiese. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Vorstand bei HSG Alumni durfte ich dann auch das wahrscheinlich bisher spektakulärste Projekt aus nächster Nähe miterleben und mitgestalten: für SQUARE haben die HSG Alumni und die HSG Stiftung über 65 Millionen Franken an Spendengeldern bei Gönner:innen und Spender:innen gesammelt. Bildung ist für mich die Basis der Prosperität von Morgen und damit ein ganz zentrales Thema, welches es zu fördern gilt und zwar ganz aktiv – nicht nur zu denken, sondern auch zu gestalten. Die HSG Stiftung nimmt hier eine extrem wichtige und tragende Rolle ein und bringt sich aktiv in die Umsetzung von Projekten wie dem des Future Leader Catalyst, dem HSG-START-Accelerator sowie auch der START Foundation ein.
Sie haben selbst in St. Gallen studiert. Wie eng ist Ihre Verbindung zur HSG nach dem Abschluss geblieben?
Die HSG hat die Grundlage für meine Laufbahn als Unternehmer gelegt und damit auch einen wichtigen Anteil an meinem Erfolg. Dafür bin ich sehr dankbar und habe mich deshalb sehr früh entschieden, mich auch in einem aktiven «giving back and paying it forward» in verschiedenen Formen einzubringen. Sei es als Alumnivorstand für fast zehn Jahre oder als Beirat und Mitinitiator der START Foundation. Mir ist es ein grosses Anliegen, andere dazu zu inspirieren, Gleiches zu tun. Auch prägt die HSG nicht zuletzt meinen Arbeitsalltag, da viele meiner Kolleginnen und Kollegen selbst ebenfalls HSG Alumni sind.
Mich hat schon damals die Kombination aus öffentlichen und privaten Geldern für die Forschungsfinanzierung sehr überzeugt.
Adrian Locher, Stiftungsrat HSG Stiftung
Hat Sie während des eigenen Studiums die Frage beschäftigt, wie sich die HSG und die Forschung finanzieren?
Der Hauptgrund, warum ich mich für ein Studium in St. Gallen entschieden habe, lag im Praxisbezug und der aktiven Zusammenarbeit mit Unternehmen während des Studiums. Das war zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz einzigartig und ist auch heute für mich immer noch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für die Universität. Mich hat entsprechend schon damals die Kombination aus öffentlichen und privaten Geldern für die Forschungsfinanzierung sehr überzeugt.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die HSG, bei welchen die Stiftung die Universität unterstützen kann?
Die Projekte und Themen der HSG Stiftung sind über die letzten Jahre kontinuierlich ambitionierter geworden. Ein wichtiger Grund, weshalb ich mich für eine Tätigkeit als Stiftungsrat habe überzeugen lassen. Mit ambitionierteren Projekten wird auch typischerweise der Finanzierungsbedarf grösser. Neben der aktiven Weiterentwicklung der Spenden- und Donator:innenprogramme, ist für mich das Aufsetzen eines Endowment Fonds ein ganz zentrales Projekt. In meinem Unternehmen sind mehrere Endowments aus den USA investiert und ich erlebe dort sehr eindrücklich, wie perpetuierende Erträge aus einem solchen Vehikel in die Umsetzung von immer grösseren Projekten in einer nachhaltigen Art und Weise investiert werden können.
Sehen Sie Vorteile, wenn die Stiftungs- resp. Spendenfinanzierung für universitäre Forschung und Bildung an Bedeutung gewinnt?
Ich glaube es bringt nicht nur viele Vorteile, wie bspw. ein viel breiteres Involvement von Stakeholdern, sondern ist geradezu unerlässlich. Projekte wie SQUARE oder das Accelerator-Programm sind anders gar nicht umsetzbar.
Die Projekte und Themen der HSG Stiftung sind über die letzten Jahre kontinuierlich ambitionierter geworden.
Adrian Locher
Sie sind im Startup-Bereich aktiv. Welche Rolle spielt Stiftungsfinanzierung in Ihrer Arbeit?
Stiftungen sind in mehreren Unternehmen aus unserem Portfolio aktiv involviert, unter anderem die EQT Foundation bei Vara, einer Anbieterin von Brustkrebs-Screening-Programmen in Ländern wie Indien und Ägypten. Das Ökosystem, welches unseren Investmentansatz bei Merantix stark prägt, basiert auf einem sehr ähnlichen Gedanken, wie ihn viele Stiftungen innehaben: dem Anschieben von Initiativen wie dem AI Campus in Berlin und dem AI House am WEF, die nicht nach einem klassischen «for profit»-Modell funktionieren, aber enormen Wert für eine grössere Community schaffen.
Ein Startup funktioniert in vieler Hinsicht anders als eine Universität: Welche Inputs sehen Sie, die Sie über die Stiftung aus dem Startup-Bereich geben können?
Wir glauben bei Merantix an drei elementare Prinzipien, die für mich auch im akademischen Kontext sehr zentral sind: Das Zusammenbringen von Talenten aus unterschiedlichen fachlichen Bereichen und daraus starke Teams zu bilden, die bahnbrechende Innovationen aus der Forschung in die Praxis umsetzen können. Der Fokus auf schnelles Umsetzen, Experimentieren und eine hohe Fehlertoleranz. Und, last but not least, das unternehmerische Denken und ein starkes Gefühl für eigenverantwortliches Handeln.