Sie vermitteln praxisorientierte Wirtschafts- und Meinungsbildungsprogramme für Schüler:innen. Weshalb müssen Kinder dies wissen?
Es ist sehr wichtig, dass die Kinder ein Verständnis für unsere Gesellschaft entwickeln. Sie müssen verstehen, dass sie Teil davon sind. Dass sie abstimmen können. Genauso müssen sie verstehen, dass es jemanden braucht, der den Abfall entsorgt, wozu die Polizei notwendig ist und weshalb die Aspekte der Nachhaltigkeit wichtig sind. Nur wer ein Verständnis davon hat, wie etwas funktioniert, kann mitreden und mitgestalten.
Ist es für Ihr Programm schwieriger, Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Kulturkreisen dieses Wissen von Gesellschaft zu vermitteln?
Nein. Alle schätzen unser Programm. Die Vielfalt der kulturellen Hintergründe ist vielmehr eine Bereicherung.
Nur wer ein Verständnis davon hat, wie etwas funktioniert, kann mitreden und mitgestalten.
Johanna Aebi, CEO YES
Ist es ein Manko des Lehrplans, dass YES diese Themen in die Schulen bringen muss?
Die Frage ist, ob wir darauf hinarbeiten, dass es uns nicht mehr braucht? Ich glaube nicht. Die Schule ist im Wandel, und ich wünschte mir, dass sie manchmal etwas praxisnaher wäre. Aber ich weiss, dass dies einfacher gesagt ist, als getan. Ausserdem ist unser Angebot eine Ergänzung zum normalen Unterricht. Wir bieten eine Verbindung in die Arbeitswelt. Sie erhalten einen Einblick in die Welt nach der Schule.
Wie bringen Sie dieses Wissen in die Schulen?
Wir arbeiten mit Freiwilligen aus der Wirtschaft. Sie transferieren ihr Wissen aus der Praxis in die Schule.
Wie finden Sie diese Freiwilligen?
Wir arbeiten mit rund 800 Volunteers. Wir sind seit 2005 stark im Corporate Volunteering und durften dies in zahlreichen, auch grossen Unternehmen, aufbauen. Wir merken, dass dessen Bedeutung zunimmt. Wer in einem grösseren Konzern arbeitet, findet es wichtig, sich auch für die Gesellschaft zu engagieren, wenn es gute Angebote gibt. Und die Unternehmen realisieren, dass solche Angebote für die Mitarbeiterbindung relevant sind.
Davon profitieren Sie?
Das hilft uns, wenn Unternehmen coole Organisationen suchen für Volunteering Einsätze.
Mit Ihrem Programm stärken Sie die Gesellschaft, verbinden Schule, Politik und Wirtschaft. Wo sehen Sie die grosse Herausforderung für die Zukunftsfährigkeit unserer Gesellschaft?
Wir haben verschiedene Angebote für Kinder und Jugendliche, sie lernen ein eigenes Unternehmen zu gründen, zu recherchieren und debattieren. Diese Programme sind sehr unterschiedlich. Aber allen ist gemeinsam, dass sie das Selbstbewusstsein der Jugendlichen und Kinder stärken.
Wir wollen, dass die junge Generation sich befähigt fühlt, die Probleme anzugehen.
Johanna Aebi
Das stärkt die Resilienz der Gesellschaft?
Sie erhalten ein Verständnis dafür, dass sie mehr gestalten können. Gerade heute ist es sehr wichtig, dass die junge Generation nicht in Ohnmacht verfällt, weil sie immer wieder von den vielen Problemen hört. Im Gegenteil, wir wollen, dass sie sich befähigt fühlt, die Probleme anzugehen.
Das gelingt Ihnen mit YES?
Wir lösen diese Probleme nicht alleine. Es gibt noch ganz viele Skills, denen wir uns nicht widmen können, die aber von anderen coolen NGOs gefördert werden. Unser Ziel ist es, dass die jungen Leute sich befähigt fühlen und sich sagen, hei, wir können etwas bewegen. Wir können die Zukunft nicht vorhersagen. Deswegen ist es wichtig, dass sie fähig sind, zu reagieren, auf was da kommt. Das erachte ich für all unsere Programme übergreifend als wichtig. Und dass wir aktuell bleiben.
Mehr zum Thema «Zauberformel Resilienz» und wie Stiftungen unsere Gesellschaft stärken lesen Sie ab dem 15. Dezember 2023 in unserer neusten Ausgabe.