Die Klimakrise ist schon länger bei uns angekommen, und dieser Sommer hat uns dies erneut verdeutlicht. Hitzewellen in der Schweiz, Wasserknappheit in Frankreich, Dürren und Waldbrände in Deutschland und dann wieder extreme Regenmengen und Überschwemmungen. Klar ist, dass für die Verhinderung einer zuspitzenden Klimakrise mehr als technische Lösungen notwendig sind. Im Kern braucht es eine gesellschaftliche Antwort, welche einen Wandel hin zu einer nachhaltigen Zukunft mitgestaltet. Zwar können Klimaforscher:innen aus den besten Universitäten der Welt Vorschläge unterbreiten, solange diese jedoch nicht von der breiten Gesellschaft unterstützt und mitgetragen werden, sind diese Vorschäge zwar relevant, jedoch unzureichend. Als Beispiel für die Schweiz kann der Fall vom Juni 2021 aufgelistet werden, als die Stimmbürger:innen das Bundesgesetz über die Reduktion der Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz) in einer Volksabstimmung abgelehnt haben. Trotz nahezu unbestrittener Ansicht der Wissenschaft, dass eine Verringerung der Treibhausgase, neben den vielen ethischen und sozialen Aspekten, auch wirtschaftlich sinnvoll ist, wurde diese Auffassung nicht in die Breite der Öffentlichkeit übertragen. Doch die Klimakrise lässt sich nicht abwählen.
Der Markt und der Staat alleine reichen nicht aus
Grob gesprochen lässt sich unsere moderne Gesellschaftsordnung in drei Sektoren einteilen: den Markt, den Staat und den sogenannten dritten Sektor – die Zivilgesellschaft. Sowohl der Markt als auch der Staat fokussiert sich vor allem auf die Erfüllung ihrer jeweiligen Kernaufgabe. Der Staat konzentriert sich darauf, seine politische Legitimität aufrechtzuerhalten. Plakativ ausgedrückt scheint sich der Staat in Krisen hauptsächlich auf die Gewährleistung eines stetigen Wirtschaftswachstums zu konzentrieren – gezittert wird vor einer Rezession, eher gelassen auf das im Durchschnitt steigende Thermometer geschaut. Unternehmen, als die Akteure des Marktes, konzentrieren sich auf ihren Imperativ der Gewinnmaximierung. Zwar gehört Gutes zu tun heute zum guten Ton, doch sobald radikale Massnahmen die obigen Gebote gefährden, werden diese weder vom Staat noch von Unternehmen gefördert. Und genau hier wird es wichtig: Im Gegensatz zum Markt oder zum Staat ist die Zivilgesellschaft nicht in gleicher Weise eingeschränkt.
NPOs können Rahmenbedingungen schaffen – auch hin zu Nachhaltigkeit
Nonprofit-Organisationen (NPOs) als institutionelle Akteure der Zivilgesellschaft folgen eben nicht dem einen Gebot, und genau dies ist auch ein Grund für ihre Fähigkeit Bedürfnisse einer Gesellschaft zu erkennen und sich dafür einzusetzen. In Bezug auf eine gesellschaftliche Antwort auf die Klimakrise ist dies nicht anders, ein Verständnis, welches auch der Weltklimarat[1] teilt, in dem er suggeriert, dass NPOs «eine wesentliche Rolle bei der Schaffung von Rahmenbedingen für Klimamassnahmen spielen können»[2]. In NPOs wird das Wohl der Bürger:innen aus vielen Perspektiven betrachtet und dies oft im gemeinsamen Austausch. Dieser Austausch ist wichtig, denn dadurch können NPOs gesellschaftliche Brutkästen schaffen, in welchen Bürger:innen den nötigen Wandel hin zu einer nachhaltigen Zukunft mitgestalten – der Markt und der Staat werden es alleine nicht schaffen.
[1] The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
[2] S. 963 eigene Übersetzung in: IPCC, 2022: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation, and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, M. Tignor, E.S. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Craig, S. Langsdorf, S. Löschke, V. Möller, A. Okem, B. Rama (eds.)]. Cambridge University Press. In Press.