«Das Gesundheitssystem im Sudan hängt am seidenen Faden: Spitäler schliessen, weil keine Ärzte mehr da sind, es gibt zu wenig Medizin, Vorräte wurden geplündert, und in den wenigen noch offenen Spitälern ist das Personal völlig überlastet», sagt Bashir Kamal Eldin Hamid, Direktor für Gesundheit und Ernährung bei Save the Children im Sudan. Das Hilfswerk, das seit 1983 im Sudan aktiv ist, weist darauf hin, dass gerade Millionen von Kindern und Familien der Zugang zu medizinischen Behandlungen fehle.
Überfüllte Leichenhallen
In den vergangenen Wochen haben sich die Kämpfe in der Hauptstadt Khartum intensiviert. Angefangen hatten die Kämpfe zwischen den Paramilitärs der Rapid Support Forces (RSF) und der Arme Mitte April diesen Jahres. Die aktuelle Situation vergrössert die Angst vor einer Ausbreitung von Seuchen. Wie Save the Children schreibt, seien die Leichenhallen überfüllt und die Toten würden in den Strassen verwesen. Zudem gebe es kaum noch Ärzte und funktionierende Spitäler. Von 89 Hauptspitälern seien noch 16 in Betrieb, und auch dies nur eingeschränkt. Wasserknappheit und langanhaltende Stromausfälle verschärfen die Situation. Prekäre Hygienemöglichkeiten und fehlende Möglichkeiten der Wasseraufbereitung verstärken die Angst vor Krankheiten. Weil es kein funktionierendes staatliches Labor mehr gibt, könnte der Ausbruch einer Seuche nicht frühzeitig erkannt werden. So sagt Bashir Kamal Eldin Hamid zur aktuellen Lage: «Dass die Toten nicht würdevoll begraben werden können, erschwert das Leid der Familien in Khartum zusätzlich. Und zu all den Sorgen, Ängsten und dem Schmerz kommt nun noch eine Gesundheitskrise.»
Vier Millionen Vertriebene
Auch das UNHCR ist besorgt über die Gesundheitssituation im Sudan, aber auch in den Transitzentren in den Nachbarländern. Gemäss dem Flüchtlingshilfswerk hat die Sudankrise schon mehr als vier Millionen Menschen vertrieben. Das Schweizerische Rote Kreuz SRK hat für die dringend benötigte Hilfe vorerst 500’000 Franken bereitgestellt. Save the Children hat seit Beginn der Kämpfe 37 Tonnen an medizinischen Geräten und Medikamenten geliefert.