Weshalb nimmt sich die Mobiliar genau dem Thema Resilienz an?
Als Versicherung basiert unser Geschäftsmodell auf dem Solidaritätsprinzip, als Genossenschaft verschreiben wir uns ausserdem dem Wohl der Allgemeinheit. Bereits in den Gründungsstatuten aus dem Jahr 1826 ist festgehalten, dass die Tätigkeiten der Mobiliar auf Gegenseitigkeit beruhen. Implizit ist das Thema Resilienz also seit fast 200 Jahren in der DNA des Unternehmens verankert. Prävention und Resilienz sind die zwei wesentlichen Pfeiler unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Prävention hat einen bewahrenden, schützenden Charakter, wohingegen die Resilienz die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft in sich trägt. Dafür möchten wir uns wirksam engagieren.
Was versteht sie darunter?
Gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit hat verschiedene Dimensionen. Einerseits die Rolle des Individuums in der Gesellschaft. Wie können wir zukunftsfähige Voraussetzungen schaffen, um gemeinsam im Dialog zu bleiben, oder auch die Zukunftsgeneration dabei unterstützen, ihre Selbstwirksamkeit zu erfahren. Andererseits geht es auch um den Wirtschaftsstandort Schweiz. Das Rückgrat bilden die KMU, die über 90 Prozent der Bevölkerung beschäftigen und auf Innovation angewiesen sind, um für die Zukunft zu bestehen. Und nicht zuletzt geht es um unsere Natur und Umwelt. Wir setzen uns dafür ein, dass wir Projekte unterstützen können, die einen adaptier-fähigen Lebensraum schaffen.
Wie integriert die Mobiliar das Thema Resilienz in ihre gesellschaftlichen Aktivitäten?
Wie gesagt, die Resilienz bildet den Kern unserer Ambition. Dafür haben wir unterschiedliche
Initiativen auf den genannten drei Ebenen. Einerseits haben wir eigene Initiativen, andererseits unterstützen wir Projekte und arbeiten mit Partnern zusammen, die gleiche Ziele verfolgen.
Bspw. unterstützen wir die Schwammstadt-Initiativen im Siedlungsraum, um die Folgen der Klimaveränderung abzufedern. So werden etwa versiegelte Flächen entsiegelt und begrünt. So kann Wasser versickern, statt dass es an der Oberfläche abfliesst und Schäden versursacht. Und es kann wieder verdunsten, was wie eine natürliche Klimaanlage funktioniert, die Umgebung abkühlt und so die Lebensqualität im öffentlichen Raum erhöht. Es sind also sowohl Klimamassnahmen wie auch soziale Massnahmen.
In unseren Forschungspartnerschaften geht es darum, Erkenntnisse zu gewinnen, die wir über unsere Projekte wiederum in die Praxis transferieren, zum Nutzen der Allgemeinheit. Und in den Gesellschaftsengagements tragen wir aktiv zur Resilienz der Gesellschaft bei, indem wir beispielsweise KMU und NPOs dabei unterstützen, sich fit für die Zukunft zu machen.
So bieten wir im Mobiliar Forum Innovations-Workshops für KMU und NPOs an. Sie befassen sich dort mit ganz konkreten Fragestellungen zu ihrer Zukunft, professionell begleitet, auf Basis eines Prozesses, der auf der Design-Thinking-Methode aufbaut. Nebenbei lernen sie also auch noch Innovationstechniken kennen.
Ein weiteres wichtiges Engagement ist das Atelier du Futur. Im Sommercamp für 13- bis 15-jährige Jugendliche arbeiten wir mit den Teilnehmenden intensiv an Themen rund um Digitalisierung, Umwelt, Konsum sowie Kunst und Kultur. Wir wollen den Jugendlichen das Bewusstsein mit auf den Weg geben, dass sie eine Stimme haben und dass sie diese für ihre eigene Zukunft einsetzen können.
Was kann eine Versicherung zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft beitragen?
Kerngeschäft einer Versicherung ist es, Risiken zu versichern. Fehlende Innovations- und Anpassungsfähigkeit können wir aber nicht versichern. Deshalb sind wir von einem ganzheitlichen Blick auf das Thema der Resilienz so überzeugt und möchten einen substanziellen Beitrag dazu leisten, dass wir als Gesellschaft positiv in die Zukunft blicken können.
Welche Herausforderungen stellt die Mobiliar in den Fokus ihrer aktuellen Anstrengungen?
Wir leben in einer Welt von Polykrisen. Die Komplexität für jeden Einzelnen von uns ist so gross geworden, dass man manchmal die Orientierung verlieren kann. Das Schlimmste ist es, zu resignieren. Deshalb geht es uns weniger um ganz individuelle Themen, sondern viel mehr um den Blick auf die Chancen. Dafür brauchen wir in der Regel nicht nur eine einzige einfache Antwort, sondern viel mehr die richtigen Werkzeuge, die angewendet werden können. Beispielsweise indem wir mit jungen Menschen ihre Selbstwirksamkeit durch Kreativität erproben oder KMUs mit Design-Thinking-Prozessen zu Innovationsprozessen anregen können.
Wie misst die Mobiliar den gesellschaftlichen Impact ihrer Initiativen, insbesondere in Bezug auf die Stärkung der Resilienz in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft?
Das ist ein wichtiger Punkt. Aktuell haben wir individuelle Kenngrössen für unsere Engagements und führen regelmässig Befragungen durch. Wichtiger ist jedoch der Impact auf unsere Ambition, die gesellschaftliche Resilienz. Wir möchten hierfür ein integriertes Wirkungsmodell aufbauen. Voraussetzung dafür ist die Kenntnis davon, was die gesellschaftliche Resilienz messbar auszeichnet. Die entsprechenden Parameter, die wir identifizieren möchten. Hierfür arbeiten wir mit Partnern – wie beispielsweise der Stiftung Risiko-Dialog.
Wie nutzt die Mobiliar Kunst und Kultur als Mittel zur Sensibilisierung und Zugänglichkeit zu den Themen Resilienz und Gemeinsinn, ohne diese als Mittel zum Zweck erscheinen zu lassen?
An erster Stelle steht das Fördern der Kunst. Kunstschaffende sind Seismographen gesellschaftlicher Strömungen, Veränderungen und Diskurse. Deshalb sind sie für eine offene, funktionierende Gesellschaft essenziell. Sie arbeiten sich an diesen gesellschaftlichen Themen ab und sind nicht nur intellektuelle Botschafter, sondern schaffen auf den unterschiedlichen Ebenen einen Zugang. Kunst und Kultur ist zudem eine Plattform für die Vernetzung und den Transfer zwischen den Disziplinen wie beispielsweise Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.
Dieses Schaffen fördern wir aktiv mit unserer Sammlung und auch dem Prix Mobilière. Den Dialog rund um gesellschaftliche Themen erreichen wir über unsere Ausstellungen an unseren Direktionsstandorten in Bern und Nyon. Wir sehen verschiedene Vermittlungsformate vor und vernetzen uns zu Themen mit unseren Partnern aus Forschung und Kultur. Es ist uns wichtig, dass wir die Kunst nicht nur für Kunstliebhaber zugänglich machen, sondern die Dialogformate so niederschwellig wie möglich gestalten.
Agiert die Mobiliar innerhalb ihrer gesellschaftlichen Aktivitäten alleine oder verfolgt sie eine Partnerstrategie?
Partnerschaften sind ein zentraler Bestandteil unseres Engagements. Wir können als Mobiliar nur bis zu einem gewissen Grad Wirkung entfalten. Der Impact ist weit grösser, wenn man Kompetenzen vernetzt, Erfahrungen teilt und gemeinsam an Projekten arbeiten kann. Wir verstehen uns in diesem Zusammenhang auch als Möglichmacherin und Vernetzerin. Co-Kreation ist uns sehr wichtig, weil sie bessere Resultate hervorbringt und breiter abgestützt ist. Auch das führt dazu, dass unser Engagement eine hohe Glaubwürdigkeit geniesst.
Marta Kwiatkowski leitet seit Juni 2022 das Gesellschaftsengagement der Mobiliar Genossenschaft mit der Ambition, die gesellschaftliche Resilienz zu fördern. Das beinhaltet die drei Schwerpunkte «Gemeinsinn & Solidarität», «Innovationsfähigkeit & Entwicklung» sowie «Natur & Prävention».
mobiliar.ch/engagement