Das zweite Stiftungsbarometer zeigt die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitsweisen der Stiftungen und welche Herausforderungen sie sehen. StiftungSchweiz, das Magazin DIE STIFTUNG und die Zürcher Kantonalbank haben die Umfrage gemeinsam realisiert.
Meetings und Webinare über MS Teams, Skype oder Zoom haben sich in der Stiftungswelt in der Pandemie durchgesetzt. 64 Prozent der befragten Stiftungen nannten die Online-Kommunikation als dauerhaft etabliert. Nicht ganz stark trifft dies auf Homeoffice zu. Immerhin 36 Prozent haben dieses Arbeitsmodell akzeptiert. Bei 30 Prozent ist auch die Digitalisierung der Dokumente vorangeschritten. Allerdings antwortet noch jede vierte Stiftung, dass keine der genannten Veränderungen für sie zutreffen würde. Dies sind Ergebnisse des aktuellen Stiftungsbarometers.
Potenzial bei digitalen Fundraisingtools
Nach der ersten Ausgabe im Vorjahr haben Stiftungen zum zweiten Mal Stellung zu aktuellen Entwicklungen
bezogen. Wieder haben ca. 200 Stiftungen mitgemacht und mitgeholfen, dass sich ein interessantes aktuelles Bild
des Stiftungssektors zeichnen lässt. Zum Beispiel zeigt sich, dass die Entwicklung beim Homeoffice nicht gleich
stark auf flexiblere Arbeitszeit zutrifft. Nur 16 Prozent der Stiftungen gaben an, dass sich diese durchgesetzt hätten. Noch stiefmütterlich behandelt werden zudem digitale Fundraisingtools. Erst 7 Prozent gaben an, dass sich diese dauerhaft etabliert hätten. Gleichzeitig nannten 45 Prozent das Fundraising respektive die Finanzierung als ihre grösste Herausforderung. Insgesamt betreiben 30 Prozent der befragten Stiftungen regelmässiges Fundraising. Zu speziellen Anlässen wie Weihnachten oder nach Katastrophen werben 13 Prozent zusätzlich Geld ein und 12 Prozent haben geplant, mit Fundraising in Zukunft Mittel zu suchen. Die Bedeutung des Fundraisings betont Hansjörg Schmidt, Mitglied der Direktion bei der Zürcher Kantonalbank. Er berät Stiftungen und NPOs und sagt: «Fundraising lohnt sich. Selbst die Coronakrise hat der Spendenfreudigkeit der Schweizer und Schweizerinnen nichts anhaben können, teilweise ist das Spendenvolumen sogar gestiegen.» Doch Fundraising ist anspruchsvoll und braucht Zeit. Als Herausforderung beim Fundraising nannten 41 Prozent die hohen Anforderungen der Spenderinnen und Spender respektive der Geldgeberin oder des Geldgebers.
«Für die
Anlagestrategie
ist der
Stiftungsrat
verantwortlich.»
Hansjörg Schmidt, Zürcher Kantonalbank
«Hier meinen die Befragten vor allem die Erwartung der Förderer, dass ihre Gelder sehr zielgerichtet verwendet
werden und wenig davon in die Administration fliesst», sagt Hansjörg Schmidt. Je 40 Prozent nannten den Wettbewerb und fehlende Zeit als weitere Herausforderungen. Digitalisierung bewerteten dagegen nur 4 Prozent als Herausforderung und 20 Prozent sehen keine Schwierigkeiten beim Fundraising. Gleich viele gaben an, dass ihnen das Fachwissen fehle.
Umgang mit eigenen Mitteln
Die Bedeutung des Fundraisings ist je nach Stiftung unterschiedlich. Einige hängen zu 100 Prozent von diesen
Mitteln ab, bei anderen sind es wenige Prozente. Für kapitalstarke Stiftungen gewinnt die Frage nach nachhaltigen
Anlagen an Bedeutung. Dies nimmt Hansjörg Schmidt auch bei seiner Arbeit wahr: «Die meisten Stiftungen, die
sich aktuell mit ihrer Kapitalanlage beschäftigen, diese neu strukturieren und ausrichten, wollen Aspekte der
Nachhaltigkeit miteinbeziehen.» 59 Prozent der für das Stiftungsbarometer Befragten gaben an, dass sie Nachhaltigkeitskriterien beachten. Diese Stiftungen setzen auf unterschiedliche Strategien. Von den 118 befragten
Stiftungen, die nachhaltig anlegen, setzen 61 Prozent auf sogenannte ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). 47 Prozent schliessen bei ihren Anlagen gewisse Kategorien oder Unternehmen aus. Weitere Methoden wie Best-in-Class oder Impact-Investing folgen mit deutlichem Abstand mit 15 respektive 14 Prozent. Doch wer entscheidet? 42 Prozent der Stiftungen treffen Anlageentscheide alleine. 26 Prozent lassen sich zumindest beraten, während 21 Prozent der Stiftungen einen Vermögensverwalter beauftragt haben. Externe Unterstützung beanspruchen zudem 28 Prozent der Stiftungen bei der Kommunikation. Bei der Digitalisierung nutzen 38 Prozent das Wissen von externen Expertinnen und Experten.
Umgang mit Daten
Mit der Digitalisierung steigen die Anforderungen an den Datenschutz. Mitte 2022 wird ein neues Datenschutzgesetz in Kraft treten. Nur 26 Prozent der befragten Stiftungen gaben an, dass sie mit ihren Vorbereitungen auf Kurs seien. 30 Prozent sahen sich vom neuen Gesetz nicht betroffen. 11 Prozent gaben keine Antwort und 33 Prozent hatten sich noch nicht eingehend damit befasst.
Zweites Stiftungsbarometer
StiftungSchweiz, das Magazin DIE STIFTUNG und die Zürcher Kantonalbank haben die anonyme Umfrage realisiert. 199 Stiftungen aus der Deutschschweiz und der Romandie haben an der Umfrage zwischen dem 30. August und dem Oktober 2021 teilgenommen. Rein operativ tätig sind 74. Bei 77 handelt es sich um Förderstiftungen und 48 Stiftungen gaben an, dass sie sowohl fördern wie auch eigene Projekte verfolgen. Die Umfrage gibt ein Stimmungsbild. Sie ist nicht repräsentativ.