Die Ergebnisse des zweiten Solidaritäts-Barometer der Glückskette klingen positiv. «Die Solidarität ist generell hoch und der zwischenmenschliche Umgang deutlich positiver als noch 2021» lautet ein Fazit. Der kombinierte Solidaritätsindex zeige eine ausgeprägte Solidarität in der Schweizer Bevölkerung. Der Wahrnehmung der Solidarität habe sich seit 2021 verbessert. Allerdings wird der zwischenmenschliche Umgang weiterhin eher negativ bewertet.
Regionale Unterschiede
Fast Dreiviertel der Befragten verstehen unter Solidarität den Zusammenhalt in der Familie und der Nachbarschaft. Menschen in Not helfen und sich selbst für andere zu engagieren wird ebenfalls von mehr als zwei Dritteln als Solidarität verstanden. Allerdings zeigt die Auswertung deutliche regionale Unterschiede. Während in der Deutschschweiz der Zusammenhalt in der Familie und der Nachbarschaft der Spitzenwert mit 85 Prozent erreicht, nennen dies in der italienischen Schweiz nur 54 Prozent. Dafür steht bei ihnen an erster Stelle das eigene Engagement für andere mit 82 Prozent, während in der Deutschschweiz dieser Wert bei 62 Prozent liegt. Die französischsprachige Schweiz gibt der Unterstützung für Menschen in Not mit 74 Prozent den Höchstwert.
Für die Schweizer Bevölkerung bedeutet Solidarität vor allem Zusammenhalt im privaten Umfeld, Unterstützung für Menschen in Not und der persönliche Einsatz für Mitmenschen.
Solidaritäts-Barometer 2023
Auffallend ist, dass in der Westschweiz der sozialstaatliche Ausgleich mit 60 Prozent deutlich höher gewichtet wird als in der Deutschschweiz mit 53 Prozent oder in der italienischsprachigen mit 37 Prozent. Auch was unter der humanitären Tradition verstanden wird hat das Barometer abgefragt. Für fast 80 Prozent der Befragten steht dabei die Katastrophenhilfe vor Ort im Vordergrund. Bei der Wichtigkeit erst auf dem vierten Platz ist die Aufnahme von Geflüchteten nicht einmal für jede zweite Person in der Schweiz ein besonders wichtiger Aspekt der humanitären Tradition. Unterschiede gibt es in den verschiedenen Lebensbereichen. Im Privaten gibt es eine Tendenz zu mehr Solidarität. Dagegen werden die Sozialen Medien als egoistisch bewertet.
Positive Postcovid-Entwicklung
Die zwischenmenschliche Beziehung hat sich seit der Pandemie positiv entwickelt. Sie wird als weniger aggressiv erlebt. Dennoch bleibt die grundsätzliche Bewertung negativ. 52 Prozent bewerten sie als egoistisch und 45 Prozent als desinteressiert. Mit 38 Prozent erreicht «freundlich» den besten positiven Wert. Eine Wellte der Solidarität hatte der Ukraine-Krieg ausgelöst – allerdings mit kurzer Dauer. 85 Prozent bewerteten die Solidarität zu Beginn als hoch. 75 nahmen seither eine Abnahme wahr und fast ebenso viele gehen davon aus, dass diese weiter sinkt. Auch zeigt das Barometer ein klares Ergebnis bezüglich Verantwortung und Engagement. Insbesondere Freiwillige, Familien und das Umfeld sowie gemeinnützige Organisationen leisten gemäss den Befragten viel für Menschen in der Not. Gering wird dagegen die Leistung von jeder und jedem selbst, Versicherungen für Notfälle und reichen Wohltäter:innen beurteilt. Diese sollten auch mehr tun für diese Menschen. Die Erwartung, dass reiche Wohltäter:innen mehr für Menschen in der Not tun sollte, hat gegenüber 2021 noch leicht zugenommen auf 52 Prozent.
Der Glückskette Solidaritäts-Barometer wurde von der Glückskette und dem Forschungsinstitut sotomo in Partnerschaft mit der SRG und dem Center for Philanthropy Studies der Universität Basel CEPS erstellt. Zum Barometer.