Am 6. Juli 1986 verstarb Lilly Knecht-Wethli, Bürgerin der Gemeinde Dürnten im Kanton Zürich, 86-jährig. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits seit über 40 Jahren Witwe. Ihr früh verstorbener Mann Hans Knecht hatte von seinem Vater ein grosses Baugeschäft in Tann übernommen, das nach seinem Tod von Knechts Bauführer Otto Ackeret weitergeführt wurde. Die damals 45-jährige Witwe Lilly Knecht-Wethli erwies sich als geschäftstüchtige Verwalterin des Firmenvermögens, das sie mit Gewinnen aus dem Immobilienhandel zusätzlich aufstocken konnte. Direkte Nachkommen hatte das Ehepaar keine; Hans Knechts Sohn aus erster Ehe verstarb schon relativ früh an einer Hirnhautentzündung. Lilly Knecht-Wethli verfügte daher, dass ihr gesamtes Vermögen nach ihrem Tod vollumfänglich in eine Stiftung eingebracht werde. Diese Stiftung hatte, so steht es in der Gründungsurkunde, drei Zwecke: erstens die finanzielle Unterstützung von Bauten für kommunale Alters ‑und Pflegeheime in der Gemeinde Dürnten, zweitens finanzielle Hilfe an in Not geratene alte, kranke, invalide oder geistig behinderte Einwohner der Gemeinde Dürnten und drittens die Ausrichtung von Beiträgen an gemeinnützige Institutionen für körperlich oder geistig Behinderte und Invaliden im Kanton Zürich. Als Lilly Knecht verstarb, betrug ihr Vermögen knapp acht Millionen Franken. Der Stiftungsrat der 1987 gegründeten «Stiftung Hans und Lilly Knecht-Wethli» ist bis heute für die Verwaltung dieses Millionenerbes sowie für die Prüfung von Gesuchen und die Vergabe der Fördergelder zuständig.
Beiträge an das Altersheim Nauengut
An dem ursprünglichen Stiftungszweck habe sich bis heute nichts geändert, sagt Stiftungsrat Stephan Illi. Nach wie vor konzentriert sich der Wirkungsbereich der Stiftung auf die Gemeinde Dürnten. Weil bedürftige Rentnerinnen und Rentner heute jedoch Anspruch auf Ergänzungsleistungen hätten, gelangten laut Stephan Illi von dieser Seite nur noch selten Anfragen an die Stiftung. Das lasse der Stiftung wiederum mehr Spielraum für den dritten, offener formulierten Stiftungszweck, also für Gesuche von gemeinnützigen Institutionen mit Sitz im Kanton Zürich. «Ab und zu setzen wir hier einen Schwerpunkt», so Stephan Illi. Dieser liege aktuell etwa auf der Unterstützung des Fördervereins für Kinder mit seltenen Krankheiten (KMSK) in Uster.
Aus dem laufenden Betrieb halten wir uns raus, wir unterstützen nur bauliche Investitionen.
Stephan Illi, Stiftungsrat
Die meisten Fördergelder fliessen aber in das Alters- und Pflegeheim Nauengut in Dürnten. Bereits in seiner ersten Sitzung vom 16. Juni 1987 sprach der damalige Stiftungsrat einen Beitrag in der Höhe von 120‘000 Franken an die Baukosten des Heims, das im selben Jahr eingeweiht worden war und sich im Besitz der Einwohnergemeinde Dürnten befindet. Seither hat sich die Stiftung immer wieder auf Gesuche hin an laufenden Investitionen und Erneuerungen finanziell beteiligt, in jüngster Zeit etwa am Ersatz der Liftanlage und an der Realisierung einer demenzgerechten Signaletik, die den betagten Bewohnerinnen und Bewohnern die Orientierung im Gebäude erleichtern soll. Zudem hat die Stiftung im Wohnheim Sandbüel im Ortsteil Tann sechs Zimmer mitfinanziert, die dem Nauengut bei Überkapazitäten als Ausweichmöglichkeit dienen sollen. Stephan Illi: «Aus dem laufenden Betrieb halten wir uns raus, wir unterstützen nur bauliche Investitionen.» Dank diesen Stiftungsbeiträgen können die Bewohner:innen des Nauenguts von günstigen Heimtaxen profitieren. Insgesamt hat die Stiftung in den vergangenen knapp 40 Jahren mehrere Millionen Franken an das Alters- und Pflegeheim gesprochen. Über alle drei Stiftungszwecke hinweg bewillige die Stiftung jährlich rund 300‘000 Franken, berichtet Stephan Illi.
www.knecht-stiftung.ch