Hier kommen fünf Aussagen zur Digitalisierung in NPO, die nach der Pandemie anders beantwortet werden, als zuvor:
Aussage 1: Digitales Spenden funktioniert nicht
Gerade Deutschland und die Schweiz gelten als Hochburgen des Bargelds. Karten und online-Bezahlsysteme hatten es hier immer schwer – mit unmittelbaren Konsequenzen für das Fundraising. In der Pandemie wurde Bargeld als Virenträger verpönt und plötzlich zahlten (fast) alle mit Karten, Twint oder anderen digitalen Systemen. Sicherlich werden wir in Zukunft auch wieder einige Scheine im Portemonnaie haben, aber das Wissen, wie digital bezahlt werden kann, ist jetzt vorhanden und die Systeme sind eingerichtet. Man kann nun in Kirchen twinten und weiss, wie man online spendet. Das wird nicht ohne Folgen bleiben.
Aussage 2: Digitalisierung kostet bloss
Zweifellos bedeutet die Anschaffung von neuer Hard- oder Software eine Investition, die sich in den streng gehüteten Administrationskosten niederschlägt. Die Pandemie bot aber die einzigartige Möglichkeit, diese Ausgaben ohne schlechtes Gewissen zu tätigen. Denn schliesslich musste die Arbeit auch im Homeoffice weitergehen. Gleichzeitig konnte man online viele neue Programme und Apps entdecken, die die Zusammenarbeit erleichtern oder auch online-arbeiten zu einer Freude machen. Ob Mentimeter, Miroboards oder WonderMe, die neuen Programme werden auch weiterhin im Einsatz bleiben und das gemeinsame arbeiten verändern.
Aussage 3: Das haben wir online nicht zur Verfügung
So manche NPO hat in früheren Jahren den Online-Auftritt auf Sparflamme gehalten, um dadurch Aufwand zu sparen. Heute weiss jeder, dass alles digitalisiert werden kann – vom Jahresbericht über Einzahlungsscheine sogar bis hin zur Mitgliederversammlung (zur Not!). Dokumente nicht online zu stellen oder Treffen nicht auch online durchzuführen, ist nach den Erfahrungen der Pandemie keine Option mehr. Positiv gesehen können sich NPO dadurch einiges an Druckkosten und Reisespesen sparen.
Aussage 4: Wir brauchen kein Intranet
Viele verbinden mit Digitalisierung vor allem Zoom-Calls und Online Zeitungen. Aber letztlich geht Digitalisierung viel weiter. Gerade für Organisationen entstehen neue Möglichkeiten für Prozessabläufe und Strukturen. Durch die Home Office-Pflicht waren viele Mitarbeitende gezwungen, von extern auf Organisationsunterlagen zurückzugreifen bzw. von verschiedenen Orten gemeinsam daran zu arbeiten. Selbst in kleinen Teams wird das ohne eine systematische Ablage und entsprechende Zugriffsmöglichkeiten zur Herausforderung. Ein Intranet ist kein Ersatz für gemeinsame Bürozeiten, aber ein wertvolles organisationales Gedächtnis, auf das von überall zugegriffen werden kann.
Aussage 5: Freiwillige brauchen den direkten Kontakt
Zugegeben, Freiwilligenarbeit lebt von der Interaktion. Aber selbst wenn diese nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, bleibt der Wunsch anderen zu helfen. In der Pandemie haben Menschen auf vielfältige Art anderen Menschen geholfen oder sich für das Gemeinwesen eingesetzt. Die Koordination lief dabei in den meisten Fällen über Online-Plattformen, auf denen sich Helfer und Hilfesuchende registrieren konnten. Das war nicht nur pandemisch der beste Weg, sondern auch noch sehr effizient: Denn in Katastrophensituationen übersteigt das Hilfsangebot meist den Bedarf, was zu Frustration bei den enttäuschten Helfern und den überforderten Hilfesuchenden führt. Die Plattformen haben das Überangebot an Hilfe kanalisiert und so die Wirksamkeit der Hilfsbereitschaft deutlich erhöht.
Digitalisierung ist kein Zauberwerk
So manche NPO wird von den digitalen Erfordernissen in der Pandemie überfordert gewesen sein. Gleichzeitig aber konnten so wichtige Erfahrungen gesammelt werden und bei vielen ist wohl die Erkenntnis gewachsen, dass Digitalisierung kein Zauberwerk ist und schon gar nicht (nur) des Teufels. Vielmehr bieten sich dadurch auch ganz neue Chancen.