The Philanthropist: Die Stiftung Clima Now ist vor einem Jahr gestartet. Was bezwecken die Gründer*innen mit Clima Now?
Nathalie Moral: Wir wollen eine Gesellschaft, die ihrer eigenen Lebensgrundlage Sorge trägt und den kommenden Generationen einen intakten Planeten hinterlässt. Mit unserem Wirken wollen wir zu einer Verhaltensveränderung beisteuern.
Wie wollen Sie das erreichen?
Wir sprechen von Kipppunkten im Klima. Ab diesen ist eine Umkehr nicht mehr möglich. Eine andere Denkhaltung wäre ein positiver gesellschaftlicher Kipppunkt. Wir fördern dies, indem wir Lösungen finanzieren. Aber nicht nur. Wir stellen eine Plattform zur Verfügung, wo diese Projekte sichtbar und mit einer grossen Community zusammengebracht werden. Wir möchten die Menschen inspirieren und sie dazu einladen mitzudenken, mitzubestimmen und mitzuspenden. Wir wollen eine Community aktivieren und so eine Gemeinschaft bilden, die das gleiche Ziel verfolgt: den Klimawandel aufhalten.
Was soll sich konkret ändern?
Das Konsum- und Essverhalten soll sich ändern. Ein Grossteil der Gesellschaft soll anders und mehr abstimmen, sich anders fortbewegen und ihre Gelder auf eine andere Art anlegen. Heute macht dies nur eine Minderheit. Was das Klima angeht, muss aber jetzt und grösser gehandelt werden und das schaffen wir nur gemeinsam.
Eine Art intrinsischer Wandel bewirken?
Ja. Heute ist der Einsatz gegen den Klimawandel mit dem Gedanken des Verzichts verbunden. Wir wollen klar machen: Nichts zu tun wird viel teurer. Wenn wir nicht handeln, wird der Verzicht noch viel grösser werden. Dieser Gedanke soll bei den Menschen ankommen.
Wollen Sie sich mit der Stiftung in den politischen Diskurs einbringen?
Wir unterstützen durchaus politische Initiativen und Projekte mit Lobbying-Charakter. Wir sind politisch neutral und möchten den Klimadiskurs als Stiftung auch so führen. Für uns ist es prioritär, die Community breit abgestützt aufzubauen. Wir möchten deshalb auch jene Menschen zu einem Umdenken bewegen, die sich nicht in der grünen, linken Ecke sehen.
Es braucht dazu keine Schreckensszenarien oder den Zeigefinger?
Es braucht Lösungen. Dazu brauchen wir mehr Kollaboration. Begegnung auf Augenhöhe. Wir waren von Anfang an sehr offen mit unserem Vorhaben, als wir noch gar keinen Namen hatten. Im Ping-Pong mit dem WWF haben wir dann gewisse Formate entwickelt.
Nichts zu tun wird viel teurer.
Nathalie Moral, Geschäftsführerin Clima Now
Was hat das gebracht?
Wir wollten nichts tun, was es nicht braucht, sondern uns ergänzend ins Ökosystem einbringen. Mit diesem Anspruch haben wir das Format Spotlight entwickelt, wo wir jedes Jahr Klima-Ideen zu einem bestimmten Thema eine Bühne bieten.
Was erhalten die Gewinner*innen?
Finanziell stehen insgesamt 175’000 Franken zur Verfügung. Dazu erhalten die Gewinner*innen ein Jahr Zugang zum Spotlight-Support-Programm. Dieses haben wir gemeinsam mit dem One-Planet Lab und dem Impact Hub Zürich entwickelt. Es behandelt Themen wie den Aufbau des Geschäftsmodells oder die Planung einer Fundraising-Strategie. One-Planet Lab verfügt über eine Datenbank mit Expert*innen. Zehn Projekte nehmen derzeit am Support-Programm teil.
Wie geht es mit Spotlight 2022 weiter?
In diesem Jahr wenden wir uns mit Spotlight einer anderen Community zu. Das Thema ist: «Rethinking the Impact of Art – Climate Artivists wanted»! Die Ausschreibung startet im Juni. Im Oktober findet dann die Pitch Night statt.
Sie haben eine Klimakoalition gegründet?
Genau, die Foundations for Climate Coalition (FCC). Wir wollen damit Stiftungen und Geldgeber für das Klima mobilisieren. Das Ziel von FCC ist eine gemeinsame Learning Agenda voranzutreiben, Projekte formalisiert und unkompliziert auszutauschen sowie eine grössere Stimme in Policy Work zu erlangen. Hierfür möchten wir einen gemeinsamen Fördertopf kreieren, über den mehrere Akteur*innen miteinander politische Projekte finanzieren können, ohne sich individuell zu exponieren.
Wir wollen damit Stiftungen und Geldgeber für das Klima mobilisieren.
Nathalie Moral, Geschäftsführerin Clima Now
Wie kam das zustande?
Immer mehr Stiftungen investieren in die Klima-Thematik. Zurzeit stecken wir aber noch in den Kinderschuhen. Weltweit wird nur etwa zwei Prozent des gesamten Spendenvolumens fürs Klima ausgeben. Das wollen und müssen wir ändern. Deshalb haben wir eine Befragung von über 400 Stiftungen über das Center for Philanthropy Studies in Basel lanciert. Wir wollen herausfinden, wo Stiftungen bezüglich dem Klimathema stehen und welche Themen sie beschäftigen. Am 28. März haben wir diese Ergebnisse und den Grundgedanken von FCC präsentiert. Das Interesse war enorm und zeigt, dass es der richtige Zeitpunkt ist mit diesem Thema gemeinsam zu wirken. Derzeit schreiben sich immer mehr Stiftungen und andere Förderstrukturen ein, um aktiv bei FCC mitzumachen.
Was hat die Umfrage ergeben?
Wir sehen, dass Stiftungen sich immer mehr mit dem Thema Klima auseinandersetzen, das Thema jedoch, mit Ausnahme von ein paar Pionieren, recht stiefmütterlich behandeln. Es überrascht wenig, dass Stiftungen lieber Projekte mit konkreten Resultaten finanzieren, als sich Advocacy und Policy Themen anzunehmen. Letzteres ist einer der grössten Hebel, um in grossem Masse etwas gegen den Klimawandel zu tun. Deshalb streben wir den gemeinsamen Fördertopf für Policy Work an. Zudem sehen wir, dass das Interesse gross ist, Best Practices und Projekte auszutauschen und miteinander an gewissen Themen zu arbeiten, wie beispielsweise das Anlagemanagement unter Berücksichtigung von Klimakriterien oder die Entwicklung eines Klimakriterienkatalogs entlang verschiedener Förderthemen (SDGs).