12. Basler Stiftungstag auf dem Novartis Campus, Bild: Dominik Plüss

Basler Stif­tungs­tag: Viel­fäl­tige Anre­gun­gen für notwen­dige Entwicklungen

Der diesjährige Basler Stiftungstag auf dem Novartis Campus war dem lokalen Standort in globalen Herausforderungen gewidmet. Er zeigte die aktuelle Vielfalt und beachtliches Potenzial bei der Zusammenarbeit.

Basel hat die höchste Stif­tungs­dichte der Schweiz, betonte Regie­rungs­rä­tin Tanja Soland die Bedeu­tung des Sektors für die Stadt. Mit 330 Teil­neh­men­den verzeich­nete der 12. Basler Stif­tungs­tag auf dem Novar­tis Campus einen Rekordan­drang. Die Vorste­he­rin des Finanz­de­par­te­ments Basel-Stadt bedankte sich bei den Anwe­sen­den, dass die vielen Stif­tun­gen in Basel so viel ermög­lich­ten. Sie griff in ihrer Gruss­bot­schaft aber auch das Thema der Steu­er­be­frei­ung gemein­nüt­zi­ger Stif­tun­gen auf. Diese verrin­gere das Steu­er­sub­strat, sagte die Regie­rungs­rä­tin, und zudem würden diese Mittel ausser­halb der demo­kra­ti­schen Einfluss­nahme flies­sen. Deswe­gen trage der Staat hier Verant­wor­tung. «Es ist ein Geben und Nehmen», sagte sie und fügte an: Man brau­che hier Ausge­wo­gen­heit – was bisher gut funk­tio­niert habe.

Tanja Soland, Regie­rungs­rä­tin Basel-Stadt, Bild. Domi­nik Plüss

Neue Studie zeigt fehlende Dynamik

Um die Bedeu­tung der Stif­tun­gen und ihre Entwick­lung zu unter­su­chen, hatten das Präsi­di­al­de­par­te­ment des Kantons Basel-Stadt und der Verein «Stif­tungs­stadt Basel» beim Center for Phil­an­thropy Studies (CEPS) der Univer­si­tät Basel die Studie «Stif­tungs­stadt Basel – Zeigen, was Basels Stif­tun­gen bieten» in Auftrag gege­ben. Profes­sor Georg von Schnur­bein, Leiter des CEPS und Co-Autor der Studie, stellte die wich­tigs­ten Erkennt­nisse vor und eruierte vorhan­de­nes Poten­zial. Die Studie soll ein erster Schritt zu einer besse­ren Zusam­men­ar­beit zwischen dem Sektor, der Poli­tik und den Behör­den sein. Die Bedeu­tung der Stif­tun­gen für Basel liege nicht nur an der Stif­tungs­dichte, zeigen die Ergebnisse. 

Georg von Schnur­bein, Bild: Domi­nik Plüss

Basel hat im natio­na­len Vergleich über­durch­schnitt­lich viele Förder­stif­tun­gen. Gleich­zei­tig sind diese in ihrem Wirken über­durch­schnitt­lich lokal. Mit Blick auf das Motto des Stif­tungs­ta­ges, «Teil der Welt – Basler Stif­tun­gen und globale Heraus­for­de­run­gen», belegt die Studie Poten­zial für Basel bei inter­na­tio­nal agie­ren­den Stif­tun­gen. Und sie zeigt ein zwie­späl­ti­ges Ergeb­nis bezüg­lich Dyna­mik des Stif­tungs­stand­orts. Ein Drit­tel der Stif­tun­gen wurden nach 2009 gegrün­det. «Basler Stif­tun­gen sind also recht jung», stellte Georg von Schnur­bein fest. Der Blick über die Kantons­grenze rela­ti­viert die Entwick­lung der Neugrün­dun­gen aller­dings. So legten Genf oder Zürich bei den Neugrün­dun­gen in den vergan­ge­nen Jahren deut­lich stär­ker zu. Und während schweiz­weit das Stif­tungs­ver­mö­gen seit 2017 um 40 Prozent steigt, stagniert es in Basel. Diese deut­li­che Abfla­chung der Entwick­lung in Basel hat Georg von Schnur­bein über­rascht. Er sieht Hand­lungs­be­darf: «Gerade aufgrund der hohen Bedeu­tung kanto­na­ler Stif­tun­gen ist für die Zukunft des Sektors eine konstruk­tive Zusam­men­ar­beit zwischen kanto­na­len Behör­den und Basler Stif­tun­gen sehr wichtig».

Nähe und Unabhängigkeit

Die Bedeu­tung von Part­ner­schaf­ten und Zusam­men­ar­beit hob auch Marcel Tanner hervor, gerade mit Blick auf all die vielen Initia­ti­ven, die entste­hen. Der Präsi­dent der Akade­mien der Wissen­schaf­ten Schweiz und Direc­tor Emeri­tus des Schwei­ze­ri­schen Tropen- und Public Health-Insti­tut regte in seinem Refe­rat zu «Wie wir lokal veran­kert global erfolg­reich sein können» an, dass gemein­sam mehr zu errei­chen sei. Er kriti­sierte die «Impact-Beses­sen­heit» vieler Stiftungsvertreter:innen und forderte statt­des­sen eine Fokus­sie­rung auf Prozesse und Outco­mes. Auch reiche der Zweck nicht. Eine Stif­tung brau­che eine Stra­te­gie, mahnte er. «Hier ein Projekt und dort ein Projekt» sei nicht ziel­füh­rend. Auch Pascale Vonmont, Direk­to­rin Gebert Rüf Stif­tung, betonte die Notwen­dig­keit, dass Stif­tungs­ar­beit einen Fokus brau­che. Sie stellte die Arbeit der Stif­tung vor, die ihr 25-Jahre-Jubi­läum feiert. Pascale Vonmont rela­ti­vierte die Rolle einer Stif­tung – sie bleibe eine Nischen­playe­rin. Sie müsse aber die Nische finden, in der sie etwas bewe­gen könne. Wie das gehen kann, zeig­ten während der Podi­ums­dis­kus­sion Gabriela Sánchez, Geschäfts­füh­re­rin Choba Choba Foun­da­tion, und Luccio Schlett­wein, Geschäfts­füh­rer Carl Schlett­wein Stiftung. 

Wie breit der Stif­tungs­sek­tor in Basel ist, beleg­ten die 90-Sekun­den-Inputs von elf Stif­tun­gen während der «Speed­da­tin­grunde». Michael Willi, Chief Commu­ni­ca­ti­ons Offi­cer von Gast­ge­be­rin Novar­tis, stellte die Stif­tun­gen des Phar­ma­kon­zerns vor und sprach unter ande­rem über die Unter­stüt­zung für das Insti­tut für mole­ku­lare und klini­sche Ophthal­mo­lo­gie Basel (IOB). Dessen Co-Direc­tor Profes­sor Hendrik Scholl ordnete anschlies­send die Bedeu­tung dieser Part­ner­schaft ein. Einen poten­ten Part­ner zu haben sieht der Forscher durch­aus posi­tiv. «Natür­lich wollen wir ein Medi­ka­ment auf den Markt brin­gen», sagte er. Da hilft die Nähe einer Koope­ra­tion. Gleich­zei­tig brau­che es aber auch Distanz. Während er in der Forschung zwischen Nähe und Unab­hän­gig­keit eine gelun­gene Ausge­wo­gen­heit erkennt, sieht er diese in der Mittel­be­schaf­fung noch nicht ganz erreicht.


Zur Studie: Stif­tungs­stadt Basel – Zeigen, was Basels Stif­tun­gen bieten

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