Basel hat die höchste Stiftungsdichte der Schweiz, betonte Regierungsrätin Tanja Soland die Bedeutung des Sektors für die Stadt. Mit 330 Teilnehmenden verzeichnete der 12. Basler Stiftungstag auf dem Novartis Campus einen Rekordandrang. Die Vorsteherin des Finanzdepartements Basel-Stadt bedankte sich bei den Anwesenden, dass die vielen Stiftungen in Basel so viel ermöglichten. Sie griff in ihrer Grussbotschaft aber auch das Thema der Steuerbefreiung gemeinnütziger Stiftungen auf. Diese verringere das Steuersubstrat, sagte die Regierungsrätin, und zudem würden diese Mittel ausserhalb der demokratischen Einflussnahme fliessen. Deswegen trage der Staat hier Verantwortung. «Es ist ein Geben und Nehmen», sagte sie und fügte an: Man brauche hier Ausgewogenheit – was bisher gut funktioniert habe.
Neue Studie zeigt fehlende Dynamik
Um die Bedeutung der Stiftungen und ihre Entwicklung zu untersuchen, hatten das Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt und der Verein «Stiftungsstadt Basel» beim Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel die Studie «Stiftungsstadt Basel – Zeigen, was Basels Stiftungen bieten» in Auftrag gegeben. Professor Georg von Schnurbein, Leiter des CEPS und Co-Autor der Studie, stellte die wichtigsten Erkenntnisse vor und eruierte vorhandenes Potenzial. Die Studie soll ein erster Schritt zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen dem Sektor, der Politik und den Behörden sein. Die Bedeutung der Stiftungen für Basel liege nicht nur an der Stiftungsdichte, zeigen die Ergebnisse.
Basel hat im nationalen Vergleich überdurchschnittlich viele Förderstiftungen. Gleichzeitig sind diese in ihrem Wirken überdurchschnittlich lokal. Mit Blick auf das Motto des Stiftungstages, «Teil der Welt – Basler Stiftungen und globale Herausforderungen», belegt die Studie Potenzial für Basel bei international agierenden Stiftungen. Und sie zeigt ein zwiespältiges Ergebnis bezüglich Dynamik des Stiftungsstandorts. Ein Drittel der Stiftungen wurden nach 2009 gegründet. «Basler Stiftungen sind also recht jung», stellte Georg von Schnurbein fest. Der Blick über die Kantonsgrenze relativiert die Entwicklung der Neugründungen allerdings. So legten Genf oder Zürich bei den Neugründungen in den vergangenen Jahren deutlich stärker zu. Und während schweizweit das Stiftungsvermögen seit 2017 um 40 Prozent steigt, stagniert es in Basel. Diese deutliche Abflachung der Entwicklung in Basel hat Georg von Schnurbein überrascht. Er sieht Handlungsbedarf: «Gerade aufgrund der hohen Bedeutung kantonaler Stiftungen ist für die Zukunft des Sektors eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen kantonalen Behörden und Basler Stiftungen sehr wichtig».
Nähe und Unabhängigkeit
Die Bedeutung von Partnerschaften und Zusammenarbeit hob auch Marcel Tanner hervor, gerade mit Blick auf all die vielen Initiativen, die entstehen. Der Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz und Director Emeritus des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut regte in seinem Referat zu «Wie wir lokal verankert global erfolgreich sein können» an, dass gemeinsam mehr zu erreichen sei. Er kritisierte die «Impact-Besessenheit» vieler Stiftungsvertreter:innen und forderte stattdessen eine Fokussierung auf Prozesse und Outcomes. Auch reiche der Zweck nicht. Eine Stiftung brauche eine Strategie, mahnte er. «Hier ein Projekt und dort ein Projekt» sei nicht zielführend. Auch Pascale Vonmont, Direktorin Gebert Rüf Stiftung, betonte die Notwendigkeit, dass Stiftungsarbeit einen Fokus brauche. Sie stellte die Arbeit der Stiftung vor, die ihr 25-Jahre-Jubiläum feiert. Pascale Vonmont relativierte die Rolle einer Stiftung – sie bleibe eine Nischenplayerin. Sie müsse aber die Nische finden, in der sie etwas bewegen könne. Wie das gehen kann, zeigten während der Podiumsdiskussion Gabriela Sánchez, Geschäftsführerin Choba Choba Foundation, und Luccio Schlettwein, Geschäftsführer Carl Schlettwein Stiftung.
Wie breit der Stiftungssektor in Basel ist, belegten die 90-Sekunden-Inputs von elf Stiftungen während der «Speeddatingrunde». Michael Willi, Chief Communications Officer von Gastgeberin Novartis, stellte die Stiftungen des Pharmakonzerns vor und sprach unter anderem über die Unterstützung für das Institut für molekulare und klinische Ophthalmologie Basel (IOB). Dessen Co-Director Professor Hendrik Scholl ordnete anschliessend die Bedeutung dieser Partnerschaft ein. Einen potenten Partner zu haben sieht der Forscher durchaus positiv. «Natürlich wollen wir ein Medikament auf den Markt bringen», sagte er. Da hilft die Nähe einer Kooperation. Gleichzeitig brauche es aber auch Distanz. Während er in der Forschung zwischen Nähe und Unabhängigkeit eine gelungene Ausgewogenheit erkennt, sieht er diese in der Mittelbeschaffung noch nicht ganz erreicht.
Zur Studie: Stiftungsstadt Basel – Zeigen, was Basels Stiftungen bieten