Prävention kann viel Leid verhindern. Bei Nichtberufsunfällen verletzen sich in der Schweiz jedes Jahr 40’000 Personen schwer. Sie fehlen drei Monate oder länger am Arbeitsplatz. 2500 Personen sterben. Um diese folgenschweren Unfälle zu verhindern, engagiert sich die Stiftung BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung, in der Prävention. Als Kompetenzzentrum ist die Stiftung ausschliesslich der Sicherheit verpflichtet, unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Partikularinteressen. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Akteur:innen wie Versicherungen und Sportverbänden zusammen.
Schaden verhindern …
Die BFU arbeitet basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie analysiert Unfallgeschehen und entwickelt zukunftsgerichtete Handlungskonzepte. Daraus leitet sie Tipps ab, wie Gefahren und Risiken minimiert werden können. «Die Präventionsaktivitäten der BFU zielen in erster Linie auf die Schaffung sicherer Systeme ab. Beispiele für diese Verhältnisprävention sind sicher gebaute Strassen oder Sportanlagen», sagt Mediensprecher Christoph Leibundgut. Ergänzend dazu zielt die BFU mit ihren Kampagnen darauf ab, die Menschen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. «Bei dieser Verhaltensprävention geht es bspw. darum, Personen im Strassenverkehr dazu zu motivieren, nicht unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug zu lenken. Wenn immer möglich, kombiniert die BFU technische, edukative sowie kommunikative Massnahmen», sagt er. So trägt Prävention zu einer sichereren Gesellschaft bei. Bei diesem übergeordneten Ziel sieht Matthias Holenstein von der Stiftung RisikoDialog Gemeinsamkeiten zwischen Prävention und Resilienz, allerdings mit unterschiedlichen Ansätzen. «Prävention verfolgt das Ziel, Schäden zu verhindern, während Resilienz die Fähigkeiten stärken will, mit einem Schaden oder einer Krise umzugehen.»
…oder damit umgehen
Beschäftigt sich die Prävention einzig damit, dass etwas nicht geschieht, und baut so grosse Sicherheitsmargen ein, sei dies nicht unbedingt resilienzförderlich, gibt er zu bedenken. Deswegen plädiert er für einen Präventionsansatz, der nicht nur verhindern will, sondern auch die Risikokultur fördert. Dieser muss den Gedanken beinhalten, dass nicht jedes Risiko eliminierbar ist und wir damit umgehen müssen. Die Auseinandersetzung mit dem Schadenfall ist notwendig, damit wir in der Krise nicht orientierungslos sind. Denn am Ende ist es auch eine Frage der Ressourcen und der Aufmerksamkeit, welches Risiko wir mit welcher Präventionsmassnahme angehen.
Angemessener Umgang
Ressourcen brauchen auch neue Herausforderungen. Die Digitalisierung fordert die Präventionsarbeit. Der richtige Umgang ist herausfordernd. Sie birgt Chancen, wenn etwa Notbremsassistenten in Autos Kollisionen verhindern. «Gleichzeitig ist es wichtig, die Grenzen dieser Systeme zu kennen und zu respektieren», sagt Christoph Leibundgut. Der angemessene Umgang ist entscheidend. «Bis heute und in naher Zukunft muss in der Schweiz immer der Fahrzeuglenkende die Kontrolle über sein Fahrzeug behalten.» Im Strassenverkehr konnte bisher dank ganzheitlicher Prävention eine gute Wirkung erzielt werden. Starben 1970 im Strassenverkehr von 10’000 Verletzten noch 450, sank diese Zahl auf 109 im Jahr 2022. Tempolimiten, Gurttragepflicht und Alkoholprävention haben zu dieser Entwicklung – 341 weniger Todesopfer pro Jahr – beigetragen, genauso wie die technologischen Entwicklungen und Infrastrukturverbesserungen. In den letzten Jahren stagnierte die Entwicklung allerdings. «Grosses Potenzial sieht die BFU im Innerortsbereich, wo sich 60 Prozent aller schweren Unfälle ereignen», sagt er. Sie plädiert deshalb für Tempo 30 überall dort, wo es die Verkehrssicherheit erfordert.