Roman Tschäppeler, Co-autor des Buchs Zusammenarbeiten, Bild, Ella Mettler

Zusam­men­ar­bei­ten

Wie geht Zusammenarbeiten? Das Autorenduo Roman Tschäppeler und Mikael Krogerus haben dazu ein Buch verfasst. Dieses erklärt wie ein zusammengeschweisstes Team gemeinsam Berge versetzen kann. Wir konnten uns mit Roman Tschäppeler zum Buch «Zusammenarbeiten» austauschen.

Was war eure Moti­va­tion, ein Buch über Zusam­men­ar­beit zu schrei­ben? Gab es einen spezi­fi­schen Auslö­ser, der euch dazu inspi­riert hat?

Wir haben uns, so wie wir das alle 6 Monate tun, darüber unter­hal­ten, ob unsere Stra­te­gien und Ziele als Autoren­duo noch im Lot sind. Dabei fiel uns auf, dass wir beide Spass als wich­tigs­ten Teil unse­rer Zusam­men­ar­beit betrach­ten. Und das offen­bar schon seit vielen Jahren. Dann haben wir uns gefragt, welche weite­ren Fakto­ren sich bei unse­rer gemein­sa­men Arbeits­ge­schichte durch­zie­hen — und welche nicht. So kamen wir auf die Idee, ein Buch über Team­work zu machen, um mehr darüber zu lernen.

Zusam­men­ar­beit kann schei­tern. Welche Hinder­nisse stehen einer guten Zusam­men­ar­beit im Weg?

In der Regel Menschen. Beson­ders störend fürs Team­work: pessi­mis­ti­sche Menschen, faule Menschen und toxi­sche Menschen. In der Forschung spricht von «Bad Apples», so wie ein fauler Apfel schnell frische Früchte im Korb verfau­len lässt, kann eine toxi­sche Person die ande­ren im Team «anste­cken». Umge­kehrt gilt: nichts moti­viert mehr als begeis­terte, zuver­läs­sige, kompe­tente Mitarbeitende. 

Welches sind aus eurer Sicht die wich­tigs­ten Fakto­ren für eine erfolg­rei­che Zusammenarbeit?

Die beiden gros­sen Para­me­ter der Zusam­men­ar­beit sind Kompe­tenz und Sympa­thie. Wir alle wollen, bran­chen­un­ab­hän­gig, lieber mit einem kompe­ten­ten Egois­ten als mit einem inkom­pe­ten­ten Idio­ten arbei­ten. Klar. Die tatsäch­li­chen Arbeits­kon­takte aber zeigen ein diffe­ren­zier­tes Bild: Sympa­thie ist uns wich­ti­ger als Kompe­tenz. Die Forsche­rin Tiziana Casciaro und ihr Kollege Miguel Sousa Lobo stell­ten fest, dass es bei star­ker Abnei­gung gegen eine Person fast uner­heb­lich ist, ob sie kompe­tent ist oder nicht. Die Leute werden nicht mit ihr arbei­ten wollen. Wenn eine Person hinge­gen beliebt ist, suchen die Arbeitskolleg:innen nach jedem noch so klei­nen biss­chen Kompe­tenz, das sie zu bieten hat. Das finde ich span­nend, aber auch unvor­teil­haft für ein Team: Wenn sich alle im Team einig sind, alle sich sympa­thisch finden und womög­lich noch glei­che Ausbil­dun­gen und Hinter­gründe haben, dann fehlt die Viel­falt. Und wenn die fehlt, dann fehlen auch andere Perspek­ti­ven und Ideen. Es gibt aber noch einen wesent­li­chen, drit­ten Faktor: Ziele. Je klarer die sind und je mehr das Team dahin­ter­steht, desto besser performt es. Und desto einfa­cher werden gemein­same Entscheidungen.

Entscheide fällen im Arbeits­le­ben ist wich­tig und häufig. Wie kann man sicher­stel­len, dass alle Team­mit­glie­der gehört werden und dass die Entschei­dun­gen auf einer brei­ten Basis von Infor­ma­tio­nen und Perspek­ti­ven basieren?

Regel­mäs­sig Work­shops und Retrai­ten machen. Menschen­zen­triert und agil arbei­ten. Unter­schied­li­che Sitzungs­ar­ten pfle­gen, wech­selnde Team­struk­tu­ren auspro­bie­ren: Das bringt schon viel. Gemein­sa­mes Entschei­den muss nicht bedeu­ten, auf Biegen und Brechen jede klit­ze­kleine Entschei­dung im Konsens zu fällen. Meine Güte, das wäre ja viel zu anstren­gend! Man sollte sich aber fragen: Gibt es Projekte, bei denen nur bestimmte Perso­nen aus dem Team entschei­den sollen? Wer hat ein Veto bei neuen Part­ner­schaf­ten? Versu­chen wir auch mal das Konsent­prin­zip anzu­wen­den? Ein Team sollte also idea­ler­weise immer wieder darüber entschei­den, wie entschie­den wird.

Ein Team sollte also idea­ler­weise immer wieder darüber entschei­den, wie entschie­den wird.

Roman Tsch­äp­pe­ler, Co-Autor

Konflikte kommen fast in jedem Team vor; schon wegen der unter­schied­li­chen Rollen, der unter­schied­li­chen Charak­tere. Welche Stra­te­gien oder Ansätze könnt ihr empfeh­len, um Konflikte konstruk­tiv zu lösen und die Zusam­men­ar­beit nicht zu beeinträchtigen?

Oft hilft es schon, dem Stören­fried einfach mal zuzu­hö­ren. Viel­leicht hat er oder sie einen Punkt? Viel­leicht versteckt sich hinter der Kritik aber auch eine tiefer­lie­gende Frus­tra­tion. Es gibt nur eine Art, das heraus­zu­fin­den: Nach­fra­gen und zuhö­ren. Die meis­ten Ärger­nisse entste­hen, wenn Menschen sich nicht gese­hen oder gehört fühlen. 

Autoren­duo Mikael Kroge­rus und Roman Tsch­äp­pe­ler, Bild, Ella Mettler

Wie wich­tig ist ein klar defi­nier­ter Purpose für die Team­dy­na­mik und die Zusam­men­ar­beit? Wie kann ein Purpose entwi­ckelt und im Team etabliert werden?

Auch wenn das Gequat­sche über den Purpose mitun­ter etwas nervig ist, so ist es doch wich­tig, einen Kompass zu haben, an dem man sich in unkla­ren Momen­ten orien­tie­ren kann. Um heraus­zu­fin­den, was ein Team, eine Firma, eine Genos­sen­schaft oder ein Verein zusam­men­hält, hilft es, die alte Kinder­frage «Warum?» zu stel­len. Warum machen wir das, was wir machen? Und dann noch­mals eine Runde: Warum? Und viel­leicht noch ein drit­tes Mal. Und dieses «Warum» sollte nicht nur die Geschäfts­lei­tung beant­wor­ten, sondern alle Ange­stell­ten. Je mehr wir uns einig sind, wohin wir wollen und warum, desto grös­ser ist die Bereit­schaft, einan­der zu helfen, wenn wir vom Weg abkommen.

Im gemein­nüt­zi­gen Bereich enga­gie­ren sich viele Menschen aus Über­zeu­gung, oft auch ehren­amt­lich: Ist dies für die Zusam­men­ar­beit beson­ders heraus­for­dernd?

Gute Frage, ich kenne keine Unter­su­chung dazu, meine Vermu­tung ist aber diese: Auch die besten Absich­ten und ehren­wer­teste Über­zeu­gun­gen führen nicht auto­ma­tisch zu gutem Team­work. Es ist ein Hand­werk, das man üben muss. 

Autoren­duo Roman Tsch­äp­pe­ler und Mikael Kroge­rus, Bild, Ella Mettler

Das Buch: https://www.keinundaber.ch/buecher/zusammenarbeiten

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