Historische Inschrift (nach Galater 6,9) beim Opferstock am Eingang des Burgerspitals Bern

«Von der Kunst Geld zu verteilen»

So war eine im Juni ausge­strahlte Sendung des Schwei­zer Radios SRF über­ti­telt. Die «Input Story» vom 10. Juni profi­tierte von kennt­nis­rei­chen Einwür­fen von Elisa Borto­luzzi Dubach und von Georg von Schnur­bein. Und lebte vor allem auch von den offen­her­zi­gen Äusse­run­gen von Moni­que Bär, der Stif­te­rin und Seele der von ihr 2005 gegrün­de­ten Arcas Foun­da­tion in Zürich. Alle wissen wir, dass das Stif­tungs­we­sen hier­zu­lande seit Jahr­zehn­ten einen regel­rech­ten Boom erlebt, der sich in sehr vielen Neugrün­dun­gen nieder­schlägt. Ange­sichts der anhal­ten­den Vermö­gens­ent­wick­lung beim wohl­ha­bends­ten Teil der Bevöl­ke­rung deutet alles darauf hin, dass unser Stif­tungs­sek­tor auch in den kommen­den Jahren prospe­rie­ren wird. Und da liegt der folgende Schluss nahe: Es braucht auch mehr Stif­tungs­rats­mit­glie­der und Mitar­bei­tende auf den Stif­tungs­se­kre­ta­ria­ten. Über letz­tere möchte in diesem meinem letz­ten Blog-Beitrag schreiben.

«Benno, weisst du mir eine Stelle bei einer Stiftung?»

Wie oft schon wurde mir diese Frage gestellt! Es spricht aus ihr die Anzie­hungs­kraft einer Tätig­keit in der Förder­bran­che. Und sie schlägt sich im Umstand nieder, dass sich auf ein Stel­len­in­se­rat für die Geschäfts­lei­tung einer thema­tisch breit orien­tier­ten Förder­stif­tung auch schon mal 250 Perso­nen melden.

Wo liegt das Faszi­no­sum der Arbeit in einer Stif­tung? An der trocke­nen Formu­lie­rung der Empfeh­lung 13 des Swiss Foun­da­tion Code von 2015 über die «Funk­tion der Geschäfts­füh­rung» kann es nicht liegen. Aber bereits die dazu­ge­hö­ren­den Erläu­te­run­gen werfen ein Licht auf ein bemer­kens­wert brei­tes Tätig­keits­spek­trum, welches auf den Geschäfts­füh­rer einer Förder­stif­tung und subsi­diär auf seine Mitar­bei­ten­den wartet.

Was den Moti­va­ti­ons­kern der Arbeit für eine Förder­stif­tung ausmacht – sowohl für die Mitglie­der des Stif­tungs­rats wie für die Geschäfts­stelle – liest man auch in den Hand­bü­chern über die Stif­tun­gen höchs­tens am Rande. Die Attrak­ti­vi­tät liegt in der Sinn­stif­tung, die man dabei erle­ben kann, und die einher geht mit einer hohen intrin­si­schen Moti­va­tion. Eine Beson­der­heit ist dabei die «Polum­kehr» gegen­über der Wirt­schaft, die viele vor Neid erblas­sen lässt: Der Zweck einer Förder­stif­tung ist nicht das Erzie­len eines peku­niä­ren Gewinns auf der Basis eines bestimm­ten Geschäfts­mo­dells, sondern gerade umge­kehrt das Ausschüt­ten der Rendite aus einem vorhan­de­nen Stif­tungs­ver­mö­gen zuguns­ten der verbind­li­chen Förder­ziele des jewei­li­gen Stiftungsstatuts.

Geld vertei­len ist zwar keine Kunst, aber …

Geld zu vertei­len an sich ist natür­lich keine Kunst, aber im Rahmen einer Förder­stif­tung eine Heraus­for­de­rung, die bestimm­ten Regeln folgen muss. Einige davon sind unge­schrie­ben. Beispiels­weise, dass Mitglie­der des Stif­tungs­rats­gre­mi­ums sich mindes­tens in den gros­sen Linien einig sein soll­ten, nach denen sie die Ziel­set­zun­gen der Stif­tungs­zwe­cke verwirk­li­chen wollen. In einem Stif­tungs­rat muss nicht immer Einig­keit herr­schen; aber konstante Unei­nig­keit kann zu Obstruk­tion führen.

Ein ande­res wich­ti­ges Prin­zip: Ein Stif­tungs­rat und dessen Geschäfts­füh­rung dürfen nicht konti­nu­ier­lich gegen­ein­an­der arbei­ten, sonst droht eine Lähmung bei der Stif­tungs­ar­beit. Da die Gover­nance-Regeln die strikte Unter­stel­lung der Geschäfts­lei­tung unter den Stif­tungs­rat verlan­gen, bleibt der Geschäfts­füh­rung –halt am kürze­ren Hebel­ende – nichts ande­res als die Absich­ten ihres Stif­tungs­rats korrekt zu «lesen» und daraus folgernd diesen von ihren eige­nen Inten­tio­nen zu über­zeu­gen. Da hier­bei die Über­gänge zum heik­len «Führen von unten» flies­send sind , muss sich die Geschäfts­füh­rung des Risi­kos von Miss­ver­ständ­nis­sen bewusst sein.

Frust im golde­nen Käfig?

Was Aussen­ste­hende schlecht nach­voll­zie­hen können: Bei manchen grös­se­ren Stif­tun­gen sind die Förder­pro­zesse – das heisst Gesu­che studie­ren, Anträge schrei­ben, Beitrags­zah­lun­gen auslö­sen, Schluss­be­richte able­gen – ein Massen­ge­schäft des ewig Glei­chen und dabei gefühlt ein konti­nu­ier­li­ches Geben. Klar, man kriegt den Dank der Geför­der­ten; aber inhalt­li­che Vertie­fung bei einem derar­ti­gen Gesuch­ver­kehr und damit verbun­de­nen Projek­ten ist selten möglich. Eine einge­fleischte Gene­ra­lis­tin wird sich deshalb an der Spitze einer solchen «Verga­be­stif­tung» vermut­lich wohler fühlen als eine ambi­tio­nierte Spezialistin.

Förder­stif­tun­gen in wach­sen­der Zahl arbei­ten nicht nur «verga­bend» inner­halb stan­dar­di­sier­ter Gesuch­ab­läufe (diese dabei zuneh­mend online), sondern bauen opera­tive Anteile in ihre Förder­stra­te­gie ein: Wir reden von mehr­jäh­ri­gen Koope­ra­tio­nen, Schwer­punkt­pro­jek­ten, Eigen­in­itia­ti­ven. Gegen­über dem «binä­ren Verga­ben» mit Zusa­gen und Ableh­nen stei­gert ein opera­ti­ves oder auch bloss teil­ope­ra­ti­ves Fördern nicht nur die Risi­ken für die Stif­tung an sich, sondern auch die Ansprü­che an die Geschäfts­füh­rung – mit den schö­nen Neben­ef­fek­ten grös­se­rer Gestaltungsspielräume.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Arbeits­plätze in Stif­tun­gen sind attrak­tiv. Dies schlägt sich auch in der gerin­gen Perso­nal­fluk­tua­tion wieder, die in Deutsch­land von Berit Sand­berg schon statis­tisch unter­sucht wurde. Die Crux bei diesem beson­de­ren Arbeits­markt: Er ist recht intrans­pa­rent, was sich insbe­son­dere darin äussert, dass vergleichs­weise wenige dieser Arbeits­stel­len (die ja an sich nicht so zahl­reich sind) öffent­lich ausge­schrie­ben werden. Was wir in der Schweiz beob­ach­ten, wird für Deutsch­land durch Berit Sand­berg statis­tisch erhärtet.

In eige­ner Sache

Nach diesem 25. Blog-Beitrag resp. nach knapp zwei­ein­halb Jahren möchte ich nämlich meine Arbeit für Benno’s Blog fürs Erste ruhen lassen. Bei der Lancie­rung des ersten Blogs über Stif­tun­gen und Phil­an­thro­pie in der Schweiz im Februar 2018 hatte ich mir vorge­nom­men, monat­lich Inter­es­san­tes aufzu­grei­fen, das mir über den Weg laufen würde und zu erör­tern, was mich bewe­gen würde. Genau so habe ich es dann gehal­ten, dabei auch viele persön­li­che Erfah­run­gen in meine Texte einflies­sen lassen. Und wenn ich in Zukunft spora­disch für The Philanthropist schrei­ben werde, wird es nicht anders sein.

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