Bild: Antoine Merour

UNHCR: Frauen auf der Flucht

Am 9. März 2021 fokussierte ein Online-Panel auf Resilienz, Unternehmertum von Frauen sowie auf Innovation für die Erholung von COVID19. Eingeladen haben UNHCR und Concordia zu Ehren des internationalen Frauentages.

«80 Millio­nen Menschen sind aktu­ell auf der Flucht, und wir gehen davon aus, dass die Anzahl 2021 substan­zi­ell stei­gen wird», sagt  Kelly T. Clements, Vize- Flücht­lings­hoch­kom­mis­sa­rin des UNHCR und weiter: «Spezi­ell für Frauen und Mädchen ist die Situa­tion viel schwie­ri­ger gewor­den.» Es sei eine histo­risch hohe Anzahl von Menschen betrof­fen, die alles zusam­men­pa­cken und ihr Zuhause zurück­las­sen müssen. 

Kelly T. Clements erläu­terte eindrück­lich die zurzeit gröss­ten Heraus­for­de­run­gen für die Frauen aufgrund der Pandemie:

  • Die Frauen sind einmal mehr die gefähr­dets­ten. Und unter den Frauen sind es die verletz­lichs­ten, die am meis­ten betrof­fen sind. In den Flücht­lings­la­gern sind 70 Prozent der «Commu­nity Worker» Frauen, was sie beson­ders exponiert. 
  • Aufgrund der Pande­mie muss­ten die Geflüch­te­ten oft ihre letz­ten Erspar­nisse aufbrau­chen. Deshalb sind die Frauen darauf ange­wie­sen, Wege zu finden, wie sie ihre Fami­lien unter­stüt­zen können. Das macht sie abhän­gig, vor allem im infor­mel­len Bereich. Das UNHCR beob­ach­tet ein enor­mes Wachs­tum bei der Möglich­keit, den eige­nen Körper für Sex zu verkau­fen und damit einher­ge­hend einen Anstieg bei der geschlech­ter­ba­sier­ten Gewalt. Mit dem Ausüben der Sexar­beit fallen die Frauen oft durch die Maschen, weil  sie sich ausser­halb der staat­li­chen Sicher­heits­netze bewegen. 
  • Ein weite­rer Punkt sind wach­sende Span­nun­gen zuhause und die damit einher­ge­hende häus­li­che Gewalt. 
  • Oft fehlt es schlicht an genü­gend Essen und an einem Dach über dem Kopf. Die Schu­len haben geschlos­sen. Das UNHCR geht davon aus, dass 50 Prozent der Mädchen, die aktu­ell die Schule verlas­sen muss­ten, nie wieder zurück­keh­ren werden. 
  • Je länger die Pande­mie dauert, umso schwie­ri­ger wird es, Frauen und Mädchen Hilfe zukom­men zu lassen. Dies, weil Geflüch­tete oft in schon armen Ländern leben. Diese Staa­ten betrach­ten sie nicht als Einwoh­ne­rin­nen und Einwoh­ner. Insbe­son­dere bei den Impfun­gen werden die Geflüch­te­ten oft nicht mitgezählt. 

Im letz­ten Monat wurde aller­dings genau diese Proble­ma­tik erkannt. Es gibt nun einige Länder, welche die Flücht­linge bei den Impfun­gen mit einbeziehen. 

Das UNHCR Netz­werk
Das UNHCR Netz­werk besteht heute aus 18’000 Helfen­den auf der ganzen Welt. Es ist in 130 Ländern und an 550 Stand­or­ten tätig. Über 1000 Part­ner­schaf­ten mit huma­ni­tä­ren Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, NGO, loka­len Behör­den und zivi­len Commu­ni­ties ergän­zen das enorme Engagement.

Tara Nathan, EVP, Huma­ni­ta­rian & Deve­lo­p­ment Sector, Master­card (MC) gab Einblick in ein inter­es­san­tes Mastercard-Engagement.

Seit gut zehn Jahren setzt sich Master­card dafür ein, Menschen auf der Flucht Instru­mente in die Hand zu geben. Diese ermög­li­chen ihnen den Zugang zu Inter­net und Smart­phones und sich zu vernet­zen. Dies gerade weil Geflüch­tete oft in Regio­nen leben, wo sie komplett abge­hängt sind. Sie konn­ten mit Prepaid Card digi­tale Lösun­gen liefern, die den Geflüch­te­ten wieder die Möglich­keit gaben, gewisse Dinge selber zu tun, bspw. frische Esswa­ren zu orga­ni­sie­ren oder zu kaufen, was  wiederum den Handel ange­regt hat. 

Mit der Erkennt­nis, dass Geflüch­tete manch­mal fünf oder zehn Jahre auf der Flucht sind, muss­ten digi­tale Lösun­gen nach­hal­ti­ger und lang­fris­ti­ger werden. Es ging nicht um blosse Sofort­hilfe. Deshalb hat MC eine öffent­lich-private Koali­tion initi­iert, die Tech­no­lo­gie, Lösun­gen und Erfah­run­gen aus verschie­de­nen Sekto­ren zusam­men­bringt, um Flücht­lings­sied­lun­gen in digi­tal vernetzte Gemein­schaf­ten umzu­wan­deln. So konn­ten die Frauen Commu­ni­ties bilden, sich vernet­zen und Möglich­kei­ten finden, ihre Kinder zur Schule zu schi­cken, sich impfen zu lassen oder auch bezahlte Arbeit  zu finden. Es wurde und wird ein ganzes Set von Möglich­kei­ten entwickelt. 

Heute geht man davon aus, dass der Zugang zu Mobil­te­le­fo­nen und zum Inter­net für die Sicher­heit von Frauen auf der Flucht ebenso wich­tig  ist, wie Nahrung, Unter­kunft und Wasser. Die Koali­tion setzt sich für die Inter­net- und mobile Konnek­ti­vi­tät, für den Zugang zu saube­rer, effi­zi­en­ter Ener­gie und für digi­tale Finanz­in­stru­mente für Gemein­den ein.

Maya Ghazal, UNHCR Good­will Ambassa­dor, flüch­tete aus Syrien und lebt heute in Gross­bri­tan­nien. Sie schil­derte auf eindrück­li­che Art, wie sie die von der UK gege­bene Chance packt und mit gros­ser Dank­bar­keit ihr Studium angeht, um später der Gesell­schaft wieder etwas zurückzugeben.

Vais­hali Misra, Busi­ness Leader, stellte die IKEA Social Entre­pre­neur­ship Initia­tive vor.

Mode­riert hat das Panel Dr. Eduardo Padrón, Presi­dent, Emeri­tus, Miami Dade College. 

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