LetzÂten Monat erhielt ich eine WhatsÂApp-NachÂricht von einem meiner engen Freunde Moritz. Er bat mich, ihn beim AbhoÂlen seines Kindes vom KinderÂgarÂten zu vertreÂten, da er einen wichÂtiÂgen ArztÂterÂmin hatte. Ich war gerührt, dass er mir diese Aufgabe anverÂtraute und willigte ohne zu überÂleÂgen ein, einen NachÂmitÂtag KinderÂbeÂtreuer zu sein. Die Zeit verging wie im Flug und als ich sein Kind abends zurück bei ihm absetzte, drückte er mir noch schnell einen Umschlag in die Hand. Beigelegt war kommenÂtarÂlos eine 50er-Note.
Ein weiteÂres Beispiel nimmt Bezug auf FreiÂwilÂliÂgenÂarÂbeit. In einer seiner Studien unterÂsucht der Basler Ökonom Bruno Frey den Einfluss moneÂtäÂrer ZahlunÂgen für FreiÂwilÂlige auf deren intrinÂsiÂsche MotiÂvaÂtion. Die Studie «Does pay motiÂvate volunÂteers? Working paper/Institute for EmpiÂriÂcal ReseÂarch in EconoÂmics» zeigt: Die Anzahl der geleisÂteÂten StunÂden nimmt durch die ZahlunÂgen nicht wie vielÂleicht erwarÂtet zu, sondern ab. Die blosse TatsaÂche, dass FreiÂwilÂlige eine Zahlung erhalÂten, senkt ihre ArbeitsÂanÂstrenÂgunÂgen laut der Studie um etwa vier Stunden.
MoneÂtäre Anreize
Die beiden oben genannÂten Beispiele haben etwas gemeinÂsam: MoneÂtäre Anreize können auch nach hinten losgeÂhen. Indem mir Moritz einen Umschlag mit der 50er-Note gab, entwerÂtete er meine intrinÂsiÂsche Freude und MotiÂvaÂtion, ihm zu helfen. Im zweiÂten Beispiel scheint ein ähnliÂcher MechaÂnisÂmus zu greiÂfen. Das VerhältÂnis zwischen den FreiÂwilÂliÂgen und der OrgaÂniÂsaÂtion wurde von einem zwischenÂmenschÂliÂchen in ein moneÂtäÂres VerhältÂnis transÂforÂmiert. In der WissenÂschaft spricht man vom sogeÂnannÂten VerdränÂgungsÂefÂfekt (CrowÂding-Out-Effect). Sobald Menschen etwas tun, ohne eine finanÂziÂelle GegenÂleisÂtung zu erwarÂten, kann eine BezahÂlung genau diese BereitÂschaft zerstöÂren. In einem Sektor, in dem oft SinnÂhafÂtigÂkeit die ArbeitsÂbeÂreitÂschaft prägt, gilt es, diesen Effekt zu beachten.
Die klasÂsiÂsche ökonoÂmiÂsche TheoÂrie (Homo OecoÂnoÂmicus) lehrt uns jedoch auch einen zweiÂten Effekt, den sogeÂnannÂten PreisÂefÂfekt. Wenn IndiÂviÂduen eine höhere VergüÂtung für eine TätigÂkeit erhalÂten, werden sie auch vermehrt dazu bereit sein, diese AktiÂviÂtät auszuÂüben. Der VerdränÂgungsÂefÂfekt ist deshalb so wichÂtig zu beachÂten, da er dem PreisÂefÂfekt entgeÂgenÂwirkt. Oftmals können daher die erwünschÂten ErgebÂnisse, die mit dem PreisÂefÂfekt erzielt werden sollÂten, nicht erreicht werden. Welcher dieser beiden Effekte schliessÂlich überÂwiegt, ist in der TheoÂrie unklar, weshalb wir auf empiÂriÂsche Studien wie die obige angeÂwieÂsen sind. IntuiÂtiv lässt sich jedoch folgenÂdes festÂhalÂten: Wenn eine moneÂtäre VergüÂtung als kontrolÂlieÂrend wahrÂgeÂnomÂmen wird und damit das Gefühl der SelbstÂbeÂstimÂmung verrinÂgert, erleÂben Menschen ein Gefühl der FremdÂsteueÂrung, was wiederum die intrinÂsiÂsche MotiÂvaÂtion schmäÂlert. Kurzum, wir Menschen möchÂten nicht als käufÂlich wahrÂgeÂnomÂmen werden. Der PreisÂefÂfekt hingeÂgen überÂwiegt dort, wo es kaum eine intrinÂsiÂsche MotiÂvaÂtion zu verdränÂgen gibt. Oder kennen Sie etwa eine:n Versicherungsmakler:in welche bei Verzicht auf die ProviÂsion die ArbeitsÂanÂstrenÂgung um etwa vier StunÂden erhöÂhen würde? Mir persönÂlich ist solch eine Person noch nicht begegnet.
Wirkung auf die Arbeitsmotivation
Wir tun gut daran, die Dinge diffeÂrenÂziert zu betrachÂten und genau hinzuÂschauen, ob die beteiÂligÂten PersoÂnen freiÂwilÂlig arbeiÂten möchÂten und eine kommenÂtarÂlose BezahÂlung deren ArbeitsÂmoÂtiÂvaÂtion unterÂgraÂben würde oder ob eine speziÂfiÂsche TätigÂkeit, wie bspw. die SteuÂerÂfraÂgen ihrer NPO, vergüÂtet werden sollte. Daher habe ich folgende Tipps zusamÂmenÂgeÂtraÂgen, welche als GedanÂkenÂstütÂzen dienen sollten:
- Viele Menschen möchÂten in ihrer ehrenÂamtÂliÂchen TätigÂkeit Gutes tun und ein «Mehr an Sinn» anstatt ein «Mehr im GeldÂbeuÂtel» fühlen. KommuÂniÂzieÂren Sie aktiv den gesellÂschaftÂliÂchen MehrÂwert ihrer angeÂboÂteÂnen ehrenÂamtÂliÂchen Tätigkeiten.
- Bei BezahÂlung ist es wichÂtig, transÂpaÂrent zu kommuÂniÂzieÂren, wofür die EntschäÂdiÂgung gedacht ist. Die 50er-Note von Moritz hätte einen andeÂren Beigeschmack, wenn transÂpaÂrent kommuÂniÂziert worden wäre, wofür die EntschäÂdiÂgung gedacht ist. MehrÂausÂgaÂben, wie zum Beispiel Fahrt- oder EssensÂkosÂten, sind als sinnÂvoll und nicht schädÂlich zu betrachÂten. Bei transÂpaÂrenÂter KommuÂniÂkaÂtion ist hier auch kein oder ein gerinÂgeÂrer VerdränÂgungsÂefÂfekt zu erwarten.
- In wichÂtiÂgen straÂteÂgiÂschen PosiÂtioÂnen muss EhrenÂamtÂlichÂkeit mit ProfesÂsioÂnaÂliÂtät einherÂgeÂhen. Ohne LetzÂtere können grobe FehlÂentÂscheiÂdunÂgen für Ihre OrgaÂniÂsaÂtion entsteÂhen. Daher können fachÂliÂche ArbeiÂten, wie zum Beispiel die SteuÂerÂfraÂgen ihrer NPO, nicht von einer allein intrinÂsisch motiÂvierÂten Person ohne FachÂwisÂsen beantÂworÂtet werden und sollÂten angeÂmesÂsen entschäÂdigt werden. Warum? Der PreisÂefÂfekt sollte Ihnen nun kein FremdÂwort mehr sein.
- BerufÂlich im NPO-Sektor angeÂstellt zu sein, bedeuÂtet nicht zwangsÂläuÂfig ehrenÂamtÂlich zu arbeiÂten. Wie in andeÂren SektoÂren gehört die berufÂliÂche TätigÂkeit fair entlohnt.
MitmaÂchen: Online-Umfrage
Da besonÂders empiÂriÂsche Studien für HonoÂrieÂrunÂgen wichÂtig sind, benöÂtiÂgen wir Ihre UnterÂstütÂzung. Wir am Center for PhilÂanÂthropy Studies (CEPS) sind interÂesÂsiert daran, wie Ihre OrgaÂniÂsaÂtion mit der HonoÂrieÂrung von StifÂtungsÂratsÂmitÂglieÂdern umgeht. Helfen Sie uns HonoÂrieÂrung in unseÂrem Sektor besser zu versteÂhen und füllen Sie hier eine kurze Online-Umfrage aus.
AngaÂben zur zitierÂten Studie: Frey, B. S., & Goette, L. (1999). Does pay motiÂvate volunÂteers? Working paper/Institute for EmpiÂriÂcal ReseÂarch in EconoÂmics, 7.