«Die Unterstützung der Forschung ist unsere erste Priorität und unsere Leidenschaft», steht auf der Homepage der NOMIS Foundation geschrieben. Das genuine Interesse an erkenntnisorientierter Grundlagenforschung und die Begeisterung an der Förderung exzellenter Forschender trieben Georg Heinrich «Heini» Thyssen zur Gründung der NOMIS Foundation an. Den Forschenden wollte er Freiräume schaffen, um mit interdisziplinären Arbeiten kreative «Funken» zu erzeugen. «Gemäss unseren Erfahrungen und Beobachtungen entstehen besonders in den Überlappungsbereichen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen Funken», sagt Markus Reinhard, CEO der NOMIS Foundation, «denn Reibung erzeugt Funken, auch in intellektueller Hinsicht.» In aller Regel sei der Wille zu interdisziplinärer Zusammenarbeit bei den Forschenden vorhanden, betont der CEO. Manchmal fehle es lediglich an wenigen Anreizen, um tatsächlich eine Kollaboration zu starten. Und an dieser Stelle kann die Stiftung mit verschiedenen Fördermassnahmen und Vernetzungsformaten die notwendigen Impulse setzen.
Vertrauensvolle Moderatorin
Die NOMIS Foundation versteht sich als eine Art «Broker» zwischen Personen, Institutionen und Projekten. Sie nimmt eine moderierende Rolle ein. «Als private Förderstiftung können wir Dinge tun, die andere aufgrund von unterschiedlichen Gegebenheiten oder Zwängen nicht tun können», betont Markus Reinhard, «das sollten wir dann auch machen.» Die Verantwortlichen der Stiftung versuchen, über Kommunikation und Veranstaltungen die persönliche und virtuelle Interaktion unter den Forschenden zu unterstützen und zu intensivieren. Sie seien gerade aufgrund der speziellen gesellschaftlichen und ökonomischen Position einer gesteigerten Verantwortung zur Umsetzung ihrer Ziele, zum Wohle der Menschheit und Gesellschaft, verpflichtet.
Kreativ, mutig und risikobereit
Die Stiftung bewegt sich mit dem Ansatz der risikoreichen und reinen Grundlagenforschung – dem «Blue-Sky-Research-Ansatz» – ein wenig gegen den internationalen Trend, wie Markus Reinhard berichtet. Deshalb wollen sie für eine Kollaboration immer zuerst die Menschen kennenlernen. Die NOMIS Verantwortlichen besuchen potentielle Forschende in ihren Instituten und Laboren und versuchen herauszufinden, ob es auch auf der persönlichen Ebene passt und sich beide Seiten bei der Zusammenarbeit wohlfühlen würden. Denn in der reinen Grundlagenforschung sind die Ideen und Methoden das Entscheidende. So gibt der CEO der Stiftung zu bedenken: «Talentierte Wissenschaftler haben oftmals eine besondere Persönlichkeit, einen speziellen Charakter: Sie sind neugierig, haben Wissensdurst, sind kreativ und denken ausserhalb von Normen.» Man muss kreativ, mutig und risikobereit sein, ein Herangehen, das Wissenschaftler:innen offenbar schätzen. So hatte schon Albert Einstein gesagt: «Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur.»
Heute gehe es bei geförderten Projekten leider vielfach eher darum, Hypothesen zu bestätigen, als diese zu hinterfragen, sagt Markus Reinhard, das sei schade und werde den historischen Erfolgen der «Blue-Sky-Wissenschaft» nicht gerecht: «Denken Sie an Becquerel, das Ehepaar Curie und Heisenberg. Es gibt einen grossen Unterschied zwischen Forschung, die auf den Erkenntnisgewinn und jener, die auf die Anwendbarkeit ausgerichtet ist.» Beides habe natürlich, betont er, seine Berechtigung, aber vor der Anwendung stehe immer die Erkenntnis. Markus Reinhard sieht die Rolle der Stiftung darin, Dinge zu ermöglichen, die es ansonsten einfach nicht gäbe.
Interdisziplinarität im Fokus
Die meisten von der NOMIS Foundation unterstützten Projekte sind von vornherein interdisziplinär und schliessen mehrere Wissenschaftsbereiche mit ein. Das ist eines der wesentlichen Kriterien bei der Förderentscheidung. Auch einige der eigens konzipierten Fellowship-Programme, die sich an Forschende am Anfang ihrer Karriere richten, gehen von mindestens zwei Mentor:innen aus zwei unterschiedlichen Bereichen aus. Die Stiftung erhält auch regelmässig Anfragen, um direkte Kontakte herzustellen. Das sei eine ihrer liebsten Tätigkeiten, sagt Markus Reinhard. Ausserdem pflegt NOMIS eine Reihe von institutionellen Partnerschaften mit unterschiedlichen akademischen Einrichtungen. So auch mit den beiden Zürcher Hochschulen. Ein kontinuierlicher Austausch, so Markus Reinhard, sei auf verschiedenen Ebenen sehr bereichernd, es entstehe aus dem gegenseitigen Vertrauen für beide Seiten ein hohes Mass an Verlässlichkeit und Planbarkeit.
Breite Unterstützung
NOMIS hat seit ihrer Gründung im Jahr 2008 über 200 Forschende direkt und weit über hundert Wissenschaftsprojekte gefördert. Die Kriterien sind immer: Die Forschenden müssen von ihrem Charakter her zur NOMIS Foundation passen und die Projektideen sollten ambitioniert, interdisziplinär und aussergewöhnlich sein. Das «Out-of-the-Box-Element» ist dabei von grosser Wichtigkeit. Gefördert wird häufig in Westeuropa und den Vereinigten Staaten von Amerika, da dort die meiste und beste Grundlagenforschung stattfindet. Der Förderanteil in der Schweiz beträgt ein beachtliches Volumen von 40 Prozent aller Investitionen. Die NOMIS Foundation kennt kein öffentlich zugängliches Antragswesen, sondern erhält in der Regel von einem Kreis von hochrangigen internationalen Wissenschaftler:innen Vorschläge zu Personen.
Scientist and Scholar Awards
Neben der Durchführung von Veranstaltungen vergibt die NOMIS auch den «Distinguished Scientist and Scholar Award». «Anders als beispielsweise beim Nobelpreis, wird der NOMIS Award für ein Projekt vergeben. Die Mittel sind also nicht unbedingt frei verwendbar», erklärt der CEO. «Die interne Vorgehensweise bei uns ist allerdings dieselbe wie bei anderen Förderungen: Erst lernen wir die Forschenden kennen und bringen ihnen unsere Kriterien nahe.» Das Volumen der NOMIS-Awards ist aber höher als bei anderen Förderungsmechanismen; es bewegt sich im Bereich eines ERC Advanced Grants.
«Entdeckerinnen, Erfinder, Pioniere – engagierte Forscherinnen und Forscher an den Grenzen der Natur‑, Sozial- und Geisteswissenschaften: Ihr Einfallsreichtum und ihre Beharrlichkeit treiben den Fortschritt voran, überwinden alle Widrigkeiten und gestalten die Zukunft», schreibt NOMIS. Da sieht man die Funken buchstäblich sprühen.