Aline Freiburghaus und Julia Jakob an ihrem letzten Stiftungssympoisum als Co-Geschäftsführerinnen. Bild zVg SwissFoundations

Aus vielen Blickwinkeln

Das diesjährige Schweizer Stiftungssymposium von SwissFoundations ging am 21. September 2023 in Fribourg über die Bühne. Unter dem Titel «Brave New Philanthropy» wurde den Teilnehmenden ein buntes Programm mit zahlreichen Podien, Keynotes und Workshops geboten. Ausserdem wurde in der Woche vor dem Symposium der Rücktritt der Co-Geschäftsführerinnen Aline Freiburghaus und Julia Jakob bekannt gegeben.

Drei inspi­rie­rende Inputs eröff­ne­ten das Schwei­zer Stif­tungs­sym­po­sium. Jedes einzelne Refe­rat brachte eine ganz spezi­fi­sche Sicht ein. So appel­lierte Profes­sor Claude Garcia, Univer­sity of Applied Scien­ces, Bern, BFH, an die Teil­neh­men­den mit einem Wake-up Call, sich an der Gestal­tung der Zukunft  zu betei­li­gen. Unter dem Titel «In Defence of Phil­an­thropy» zeigte Beth Breeze, Direc­tor Centre for Phil­an­thropy, Univer­sity of Kent auf, weshalb es sich lohnt, die Phil­an­thro­pie mutig zu vertei­di­gen und den Narra­ti­ven wie «Mit Stif­tun­gen will man vor allen Steu­ern sparen» oder «Phil­an­thro­pie abge­ho­ben und elitär» entschlos­sen entge­gen zu treten. Eine sehr klare Botschaft vermit­telte die Profes­so­rin Julia Stein­ber­ger von der Univer­sité de Lausanne. Sie forscht, lehrt über das Klima und ist Akti­vis­tin bei Reno­vate Switz­er­land. Bekannt wurde sie im vergan­ge­nen Jahr, als sie sich an einer Stras­sen­blo­ckade der Aktivist:innengruppe betei­ligte. Sie ruft dazu auf, «radi­cal», ja revo­lu­tio­när zu handeln: «We are all born just in time to be revo­lu­tio­nary». Sie ist der Meinung, dass die ganze Welt ein Schau­platz eines indus­tri­el­len Verbre­chens ist, denn die fossile Ener­gie­in­dus­trie kenne das Problem seit Jahrzehnten. 

Bilder: zVg SwissFoundations

Wut in Mut umwandeln

Die Mode­ra­to­rin und Jour­na­lis­tin Anne-Barbara Luft führte durch das Gespräch mit Nicola Fors­ter, Präsi­dent der Schwei­zern Gemein­nüt­zi­gen Gesell­schaft SGG, und Phil­ipp von der Wippel, Foun­der & Mana­ging Direc­tor bei Project­Tog­e­ther. Auf die Frage der Mode­ra­to­rin, wie es gelingt, als junger poli­ti­scher Mensch sich im aktu­el­len poli­ti­schen System mit vielen Menschen im Alter über 60 zu etablie­ren, gab Nicola Fors­ter zu beden­ken, dass in der Schweiz grund­sätz­lich Vieles möglich sei. Die SGG berich­tet in einem von ihr veröf­fent­lich­ten Beitrag über das Sympo­sium, dass Nicola Fors­ter sagte: «Die Schweiz funk­tio­niere nach dem Konzept ‹Manage­ment by Apéro›. Man könne die aller­meis­ten Entscheidungsträger:innen irgendwo auf einem Apéro tref­fen und ins Gespräch kommen.» Und weiter berich­tet die SGG, dass Phil­ipp von der Wippel bestä­tigt habe, dass es in Deutsch­land meist schwie­rig sei, an die rich­ti­gen Leute zu gelan­gen. Er plädiere dafür, Wut in Mut umzu­wan­deln. Junge Menschen soll­ten nicht nur mit Ohnmacht oder Empö­rung auf gesell­schaft­li­che Miss­stände reagieren. 

Im Bericht der SGG weiter zu lesen, dass die Gesprächs­part­ner heraus­ge­ar­bei­tet haben, dass viel Poten­tial für eine «Brave New Phil­an­tropy» in spon­tan einbe­ru­fe­nen und lösungs­ori­en­tier­ten Ansät­zen von Zivil­ge­sell­schaft, Wirt­schaft und Staat liege. Solche Projekte gebe es durch­aus in der Schweiz, warf Nicola Fors­ter ein. Die SGG als NGO müsse sich immer fragen, ob sie noch weitere Stake­hol­der einbe­zie­hen könne, um Projekte breit abzu­stüt­zen und um zum Flie­gen zu brin­gen. Er kriti­sierte, dass es in der Schweiz zu viele Stif­tun­gen gebe, bei denen das Kapi­tal nur herum­liege und oft der Wage­mut fehle.

Auch Phil­ipp von der Wippel vertrat die Ansicht, dass Stif­tun­gen nicht in einen Verwal­tungs­mo­dus verfal­len und sich darauf besin­nen soll­ten, dass «chan­ging the busi­ness» ihre Sache sei und nicht «running the business». 

Podi­ums­ge­spräch von l.n.r. Phil­ipp von der Wippel, Anne-Barbara Luft, Nicola Fors­ter. Bild: zVg, SwissFoundations

Brave  New Philanthropy

Auf die Frage, wie das Tagungs­thema zustande gekom­men ist, sagt Aline Frei­burg­haus, Co-Geschäfts­füh­re­rin von Swiss­Foun­da­ti­ons: «Brave New Phil­an­thropy war nicht nur das Thema unse­res Stif­tungs­sym­po­si­ums, sondern auch ein Aufruf an den Sektor, muti­ger zu sein und Neues zu wagen. Dies woll­ten wir in der Auswahl der Referent:innen wider­spie­geln und auch kriti­sche Stim­men zu Wort kommen lassen. Für Verän­de­rung und progres­sive Diskus­sio­nen muss man viel­sei­tige Meinun­gen zulas­sen und aushal­ten können.» Die Themen­set­zung hat offen­bar gefal­len. Es haben sich 475 Teil­neh­mende auf das Aben­teuer einge­las­sen. Ein einzel­nes High­lights heraus­zu­grei­fen fällt Aline Frei­burg­haus schwer. Sie betont: «Das Sympo­sium war in seiner Gesamt­heit eine berei­chernde Erfah­rung. Beson­ders span­nend fand ich die inter­ak­ti­ven Formate einzel­ner Work­shops wie beispiels­weise das EUTOPIA Spiel, aber auch die augen­öff­nen­den Bühnen­bei­träge wie der Wake-up Call von Dr. Claude Garcia.» 

Teilnehmer:innen aus der ganzen Schweiz tref­fen im Forum Fribourg für das Schwei­zer Stif­tungs­sym­po­sium von Swiss­Foun­da­ti­ons ein. Bild: zVg, SwissFoundations.

Wech­sel in der Geschäfts­füh­rung von Swiss­Foun­da­tions

Kurz vor dem Stif­tungs­sym­po­sium wurde bekannt, dass die Co-Geschäfts­füh­re­rin­nen von Swiss­Foun­da­ti­ons, Julia Jakob und Aline Frei­burg­haus, Ende 2023 die Verbands­lei­tung weiter­ge­ben werden. Sie hatten das Amt Ende 2021 über­nom­men mit dem Auftrag, die Struk­tu­ren und Prozesse des Verbands für die Zukunft zu festi­gen und damit der wach­sen­den Mitglie­der­or­ga­ni­sa­tion Rech­nung zu tragen. Swiss­Foun­da­ti­ons betont, nach der abge­schlos­se­nen Konso­li­die­rungs­phase stehe die Dach­or­ga­ni­sa­tion der Förder­stif­tun­gen am Start eines neuen Stra­te­gie­zy­klus. Wich­tige Initia­ti­ven für die Zukunft des Sektors und die Mitglie­der des Vereins seien aufgegleist. 

StiftungSchweiz engagiert sich für eine Philanthropie, die mit möglichst wenig Aufwand viel bewirkt, für alle sichtbar und erlebbar ist und Freude bereitet.

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