Drei inspirierende Inputs eröffneten das Schweizer Stiftungssymposium. Jedes einzelne Referat brachte eine ganz spezifische Sicht ein. So appellierte Professor Claude Garcia, University of Applied Sciences, Bern, BFH, an die Teilnehmenden mit einem Wake-up Call, sich an der Gestaltung der Zukunft zu beteiligen. Unter dem Titel «In Defence of Philanthropy» zeigte Beth Breeze, Director Centre for Philanthropy, University of Kent auf, weshalb es sich lohnt, die Philanthropie mutig zu verteidigen und den Narrativen wie «Mit Stiftungen will man vor allen Steuern sparen» oder «Philanthropie abgehoben und elitär» entschlossen entgegen zu treten. Eine sehr klare Botschaft vermittelte die Professorin Julia Steinberger von der Université de Lausanne. Sie forscht, lehrt über das Klima und ist Aktivistin bei Renovate Switzerland. Bekannt wurde sie im vergangenen Jahr, als sie sich an einer Strassenblockade der Aktivist:innengruppe beteiligte. Sie ruft dazu auf, «radical», ja revolutionär zu handeln: «We are all born just in time to be revolutionary». Sie ist der Meinung, dass die ganze Welt ein Schauplatz eines industriellen Verbrechens ist, denn die fossile Energieindustrie kenne das Problem seit Jahrzehnten.
Bilder: zVg SwissFoundations
Wut in Mut umwandeln
Die Moderatorin und Journalistin Anne-Barbara Luft führte durch das Gespräch mit Nicola Forster, Präsident der Schweizern Gemeinnützigen Gesellschaft SGG, und Philipp von der Wippel, Founder & Managing Director bei ProjectTogether. Auf die Frage der Moderatorin, wie es gelingt, als junger politischer Mensch sich im aktuellen politischen System mit vielen Menschen im Alter über 60 zu etablieren, gab Nicola Forster zu bedenken, dass in der Schweiz grundsätzlich Vieles möglich sei. Die SGG berichtet in einem von ihr veröffentlichten Beitrag über das Symposium, dass Nicola Forster sagte: «Die Schweiz funktioniere nach dem Konzept ‹Management by Apéro›. Man könne die allermeisten Entscheidungsträger:innen irgendwo auf einem Apéro treffen und ins Gespräch kommen.» Und weiter berichtet die SGG, dass Philipp von der Wippel bestätigt habe, dass es in Deutschland meist schwierig sei, an die richtigen Leute zu gelangen. Er plädiere dafür, Wut in Mut umzuwandeln. Junge Menschen sollten nicht nur mit Ohnmacht oder Empörung auf gesellschaftliche Missstände reagieren.
Im Bericht der SGG weiter zu lesen, dass die Gesprächspartner herausgearbeitet haben, dass viel Potential für eine «Brave New Philantropy» in spontan einberufenen und lösungsorientierten Ansätzen von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Staat liege. Solche Projekte gebe es durchaus in der Schweiz, warf Nicola Forster ein. Die SGG als NGO müsse sich immer fragen, ob sie noch weitere Stakeholder einbeziehen könne, um Projekte breit abzustützen und um zum Fliegen zu bringen. Er kritisierte, dass es in der Schweiz zu viele Stiftungen gebe, bei denen das Kapital nur herumliege und oft der Wagemut fehle.
Auch Philipp von der Wippel vertrat die Ansicht, dass Stiftungen nicht in einen Verwaltungsmodus verfallen und sich darauf besinnen sollten, dass «changing the business» ihre Sache sei und nicht «running the business».
Brave New Philanthropy
Auf die Frage, wie das Tagungsthema zustande gekommen ist, sagt Aline Freiburghaus, Co-Geschäftsführerin von SwissFoundations: «Brave New Philanthropy war nicht nur das Thema unseres Stiftungssymposiums, sondern auch ein Aufruf an den Sektor, mutiger zu sein und Neues zu wagen. Dies wollten wir in der Auswahl der Referent:innen widerspiegeln und auch kritische Stimmen zu Wort kommen lassen. Für Veränderung und progressive Diskussionen muss man vielseitige Meinungen zulassen und aushalten können.» Die Themensetzung hat offenbar gefallen. Es haben sich 475 Teilnehmende auf das Abenteuer eingelassen. Ein einzelnes Highlights herauszugreifen fällt Aline Freiburghaus schwer. Sie betont: «Das Symposium war in seiner Gesamtheit eine bereichernde Erfahrung. Besonders spannend fand ich die interaktiven Formate einzelner Workshops wie beispielsweise das EUTOPIA Spiel, aber auch die augenöffnenden Bühnenbeiträge wie der Wake-up Call von Dr. Claude Garcia.»
Wechsel in der Geschäftsführung von SwissFoundations
Kurz vor dem Stiftungssymposium wurde bekannt, dass die Co-Geschäftsführerinnen von SwissFoundations, Julia Jakob und Aline Freiburghaus, Ende 2023 die Verbandsleitung weitergeben werden. Sie hatten das Amt Ende 2021 übernommen mit dem Auftrag, die Strukturen und Prozesse des Verbands für die Zukunft zu festigen und damit der wachsenden Mitgliederorganisation Rechnung zu tragen. SwissFoundations betont, nach der abgeschlossenen Konsolidierungsphase stehe die Dachorganisation der Förderstiftungen am Start eines neuen Strategiezyklus. Wichtige Initiativen für die Zukunft des Sektors und die Mitglieder des Vereins seien aufgegleist.