Die Gründung einer Firmenstiftung muss gut überlegt sein. Es gibt viele Gestaltungsmöglichkeiten. Alle haben Vor- und Nachteile. Aber welche?
Die Arbeitsgruppe der Firmenstiftungen beim Verband SwissFoundations gibt hier Praxistipps.
Firmen, die sich philanthropisch engagieren wollen, haben mehrere Optionen. Sie können zum Beispiel Spenden tätigen oder soziale Einsätze ihrer Mitarbeitenden fördern. Je nach Firmengrösse und Engagementsniveau kann eine solche interne Lösung die beste sein. Oft sind diese Aktivitäten aber stark personenabhängig. Verlässt die entscheidende Führungskraft das Unternehmen, stirbt auch das Projekt. In mageren Jahren schrumpfen die Spendenbudgets. Von der erstrebenswerten Nachhaltigkeit der Philanthropie ist dann nichts zu spüren.
Abhilfe gibt es bei Stiftungen. «Denken Sie dabei aber nicht nur an eine eigene», rät Curdin Duschletta, Geschäftsführer der UBS Stiftung für Soziales und Ausbildung. «Gerade für KMU kann die Beteiligung an einer Dachstiftung eine bessere Option sein. Man kann auch die Umsetzung eines philanthropischen Projekts an einen Partner auslagern.» Professioneller Rat ist hier wichtig. Inzwischen sind etliche Kanzlei- und Bankenteams auf Stiftungen und Philanthropie spezialisiert.
«Entscheidet man sich für eine eigenständige Stiftung, stehen einige Weichenstellungen an», kommentiert Denise Brændgård, Leiterin der Novo Nordisk Haemophilia Foundation in Zürich. «Die wesentlichen sind die Finanzierungsart, die Nähe zur Firma und die Zusammenstellung des Stiftungsrats.»
Zu den möglichen Finanzierungsmodellen gehört das Anlegen eines Stiftungsvermögens. Das bietet einiges an Planbarkeit. «Manchmal beneiden wir Stiftungen mit solchen Polstern», gibt Paul Castle von der Syngenta Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft zu. «Wir müssen jedes Jahr ein Budget beantragen. Das beisst sich mit unseren stets mehrjährigen Engagements. Aber es diszipliniert ungemein!»
Für ihre Programme wirbt die Basler Syngenta Stiftung auch externe Gelder ein. Drittmittel unterschiedlicher Art gehören zu den weiteren Finanzierungsquellen für Firmenstiftungen. «Viele setzen auch auf Spenden von Konzernmitarbeitenden», weiss Kristian Tersar. Er leitet die Luzerner Osteology Foundation, die Firmenstiftung von Geistlich Pharma. «Wie beim Volunteering können auch Geldspenden die Identifikation der Mitarbeitenden mit der Stiftung stärken», fügt Tersar an. «Aber der Organisationsaufwand ist erheblich.»
Geld- und Zeitspenden dieser Art sind ein Aspekt der zweiten wichtigen Weichenstellung, der Nähe zur Firma. «Entscheidungen zum Mitarbeiterengagement können bei der Gründung noch warten», sagt Denise Brændgård. «Grundsätzliches darf man aber nicht vertagen.» Dazu gehört vor allem der Zweck der Stiftung. Soll sie auf thematisch ähnlichem Gebiet arbeiten – bspw. Gesundheit bei der Stiftung einer Pharmafirma – oder etwas ganz anderes machen? «Gute Beispiele gibt es für beide Varianten», erklärt Kristian Tersar. «Meine Stiftung ist aber froh um die thematische Nähe. Sie ermöglicht viel Expertisentransfer und einen inhaltlichen Austausch auf Augenhöhe.» Ein firmennaher Zweck bringt vor allem Vorteile, wenn eine Stiftung operativ tätig ist; als reine Donatorin spielt ein gemeinsames Thema eine etwas kleinere Rolle.
Steuerung und Besteuerung
«Wenn wir von ‹Firmennähe› reden, ist auch die Zusammensetzung des Stiftungsrats ein zentrales Thema», betont Curdin Duschletta. Oft dienen mehrere Führungskräfte des Unternehmens im Stiftungsrat (SR), manchmal ohne externe Mitglieder. Letzteres hat den Vorteil, dass damit das leidige Thema ‹Entschädigung› vom Tisch ist. Es schränkt aber die Expertisenbreite und die Aussensicht ein. «Unsere Gründerin ernennt nur den SR-Vorsitz; alle anderen Mitglieder sind unabhängig», merkt Paul Castle an. «Das finde ich eine nahezu optimale Kombination.»
Ein Thema beschäftigt derzeit viele Firmenstiftungen: das neue Mehrwertsteuergesetz. Vereinfacht gesagt, geht es für sie um die Besteuerung nichtfinanzieller Unterstützung. Etliche Firmenstiftungen benutzen Infrastruktur und Dienstleistungen «ihrer» Unternehmen. Nebst der Bürobelegung greifen sie beispielsweise auf die Personal- und IT-Abteilung zurück. Dem neuen Gesetz nach droht darauf die Erhebung von Mehrwertsteuer. Je nach Situation könnten erhebliche Summen zu entrichten sein. Noch ist unklar, wie das Gesetz genau ausgelegt wird. «Aber es ist sehr wichtig, dass Firma und Stiftung eine klare schriftliche Vereinbarung treffen», unterstreicht Denise Brændgård. «Mit einem Service Level Agreement dokumentieren sie die zu leistende Unterstützung.»
«Firmenstiftungen sind merkwürdige Schöpfungen», heisst es in einer kürzlichen akademischen Publikation1. Das mag sein; jedenfalls sind sie eine besondere Stiftungsart. Wer eine gründen will, muss noch mehr Aspekte berücksichtigen als bei der Errichtung einer Familien-
oder öffentlichen Stiftung. Weiterführende Literatur dazu liefert die SwissFoundations-Arbeitsgruppe gern auf Anfrage.
Zu den Autoren und Autorinnen:
Die Arbeitsgruppe steht allen Firmenstiftungen bei SwissFoundations offen. Mehrmals im Jahr tauschen sie sich über gruppenspezifische Themen aus. Die Leitung (Denise Brændgård, Curdin Duschletta, Kristian Tersar und Paul Castle) freut sich auf weitere aktive Mitglieder. Infos und Kontakt: swissfoundations.ch/themen/corporate-foundations
1 Handbook on Corporate Foundations, Roza/Bethmann/Meijs/von Schnurbein (Red.), Springer Nature 2020, ISBN 978–3‑030–25758‑3 oder eBook 978–3‑030–25759‑0.