Laut den Zahlen vom SEM sind von den gut 30’000 im letzten Jahr gestellten Asylgesuchen 12’466 von Kindern und Jugendlichen gestellt worden. Viele dieser Kinder machen traumatische Erfahrungen auf der Flucht nach Europa. Diese psychisch belasteten Kinder und Jugendlichen benötigen deshalb besonderen Schutz. Doch trotz den bestehenden Bemühungen vieler Beteiligten wird die Unterbringung und Betreuung in Asylunterkünften den Schutzbedürfnissen dieser Kinder aber leider oftmals nicht gerecht. «Wir sehen, dass vielen Asylunterkünften trotz unterschiedlicher Infrastruktur, Standortbedingungen und Betreuungskonzepten eines gemeinsam ist: Die Kinder sind sehr belastet», sagt Nina Hössli von Save the Children Schweiz. Die Kinder haben keine Privatsphäre, es fehlt an Spielräumlichkeiten und ruhigen Orten, um sich zurückzuziehen und beispielsweise Hausaufgaben zu erledigen. Viele Asylzentren sind ausserdem sehr abgelegen, was den Kontakt zu anderen Kindern oder den Zugang zu Bildungs- und Freizeitangeboten ausserhalb der Unterkunft fast verunmöglicht.
Belastetes Asylsystem
Knappe finanzielle Ressourcen, Überlastung und hohe Fluktuation beim Personal, einen Mangel an geeigneten Unterkünften sowie die Auswirkungen des allgemeinen Fachkräftemangels im Sozial- und Gesundheitswesen belasten das Asylsystem in der Schweiz. Was zur Folge hat, dass selbst unbegleitete Minderjährige oder Familien mit Kindern nicht immer würdig untergebracht werden können. «Niemand in der Schweiz möchte, dass Kinder so prekär aufwachsen. Doch genau das ist leider die Lebensrealität von vielen geflüchteten Kindern in der Schweiz», sagt Hössli.
Keine Entspannung in Sicht
Die aktuelle europäische Migrationspolitik hat zur Folge, dass die Fluchtrouten – speziell für Kinder – immer gefährlicher werden. Somit ist auch eine Entspannung der Situation im Asylwesen nicht in Sicht. «Die Schweiz muss sich auf diese Realität einstellen und dringend Lösungen zur Verbesserung der Situation der Kinder anbieten. Eine langandauernde Unterbringung in Kollektivunterkünften, in gewissen Fällen sogar unterirdischen Anlagen, ist nicht die Antwort, die wir schutzsuchenden Kindern geben sollten», so Hössli. Save the Children fordert deshalb, dass keine weiteren Sparmassnahmen im Asylbereich vorgenommen und Massnahmen zum Schutz der Kinder verstärkt werden.