5. Tagung «Compliance bei Stiftungen und Vereinen – Good Foundation Compliance: beyond regulations»

5. Tagung «Compli­ance bei Stif­tun­gen und Verei­nen – Good Foun­da­tion Compli­ance: beyond regulations»

Patrick Krauskopf, Leiter Zentrum für Wettbewerbsrecht und Compliance, begrüsste am 1. Juli 2022 die Zuschauerinnen und Zuschauer zur 5. Tagung «Compliance bei Stiftungen und Vereinen» im spektakulären Besucherraum des Flughafens Zürich. Auch dieses Jahr konnten wieder hochkarätige Rednerinnen und Redner gewonnen werden.

Patrick Kraus­kopf eröff­net die Tagung

Das Thema der dies­jäh­ri­gen Tagung war die «Good Foun­da­tion Compli­ance: beyond regu­la­ti­ons». Namhafte Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten beleuch­te­ten die stra­te­gi­sche, opera­tive und finan­zi­elle Sicht von Compliance-Aufgaben:

  • Wer trägt die recht­li­che Verant­wor­tung und haftet in einem Compliance-Verstoss?
  • Wie sieht die opti­male Zusam­men­set­zung eines Stif­tungs­ra­tes aus?
  • Welche Vorteile besitzt eine Orga­ni­sa­tion mit gros­ser Diversität?
  • Wie kann die Vermö­gens­be­wirt­schaf­tung im Kontext von Stif­tun­gen und Verei­nen opti­miert werden?

Die Tagung wurde musi­ka­lisch beglei­tet durch die akus­ti­sche Mund­art-Comedy-Gruppe Koffer­band (kofferbande.ch)

Koffer­band | Daniel Pataky, Laura Stras­ser, Tobias Fischer, Clau­dia Dutli und Martin Peter
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Fokus I: Die Stra­te­gi­sche Sicht: Interne Verantwortung

Dr. Alice Henge­voss – «Rechen­schafts­pflicht von NPO – ein notwen­di­ges Übel oder stra­te­gi­scher Mehrwert?»

Alice Henge­voss  zur Rechen­schafts­plficht von NPO

Dr. Alice Henge­voss, Post­doc­to­ral Rese­ar­cher am CEPS (Center for Phil­an­tropy Studies, Univer­si­tät Basel), erläu­terte anhand eines sehr anschau­li­chen Beispiels wie wich­tig es sei, eine ganz­heit­li­che Rechen­schafts­pflicht als Stif­tung oder Verein im Auge zu behal­ten. Gut gemeinte Hilfe allein reiche nicht immer aus. Gerade in Dritt­welt­län­dern sei es nötig, die Outcome- und Dialog-Logik zu berück­sich­ti­gen. Dies könne oft am besten mit Orga­ni­sa­tio­nen vor Ort sicher­ge­stellt werden. Der ganz­heit­li­che Ansatz der Rechen­schafts­pflicht umfasse neben der juris­ti­schen Logik (Einhal­tung der Gesetz­mäs­sig­keit) eben auch die Ressour­cen-Logik (Siche­rung der Geld­ströme; rich­tet sich an die Geld­ge­ber), die Outcome-Logik (dient der Wirkungs­mes­sung und der Verbes­se­rung der Wirkungs­er­brin­gung) sowie der Diskurs-Logik (Schaf­fung von Wirkung und Legi­ti­mi­tät; der Dialog zwischen der NPO und den verschie­de­nen Inter­es­sens­grup­pen steht im Zentrum). Dr. Alice Henge­voss betonte, dass neben den klas­si­schen Compli­ance-Themen die Schaf­fung von Wirkung und Legi­ti­mi­tät mass­ge­bend und wert­schöp­fend sei. Diese Rechen­schafts­pflicht solle nicht als notwen­di­ges Übel ange­se­hen werden, sondern als erheb­li­cher Wettbewerbsvorteil.

Fran­çois Geinoz – «Dos and Don’ts im Stiftungsrat »

Fran­çois Geinoz über die Dos and Don’ts im Stiftungsrat

Fran­çois Geinoz, Geschäfts­füh­rer der Limmat Stif­tung und Präsi­dent von proFonds, dem Dach­ver­band gemein­nüt­zi­ger Stif­tun­gen der Schweiz, refe­rierte über die «Dos and Don’ts im Stif­tungs­rat». Er erläu­terte die Aufga­ben des Stif­tungs­ra­tes als stra­te­gi­sches Organ. Ausge­hend von der Vision («vision to cure») und der Mission («mission to care») einer Stif­tung entstehe die Stif­tungs­po­li­tik, aus welcher die Stra­te­gie in das opera­tive Geschäft fliesst. Die Stif­tungs­po­li­tik stelle den norma­ti­ven Orien­tie­rungs­rah­men für die gesamte Stif­tungs­tä­tig­keit dar (Werte, Stoss­rich­tung, Anla­ge­po­li­tik und Förder­po­li­tik). Die Stif­tungs­stra­te­gie solle die Frage beant­wor­ten, wie die Stif­tung wirken will. Fran­çois Geinoz orien­tierte sich bei seinen Ausfüh­run­gen auch am Swiss Foun­da­tion Code (SFC) und zeigte die wich­tigs­ten Elemente einer Stif­tungs­stra­te­gie sowie deren Berei­che auf. Des weite­ren leitete er über in die opera­tive Geschäfts­füh­rung. Er wies insbe­son­dere darauf hin, dass die Geschäfts­füh­rung als Gestal­te­rin der Stra­te­gie eine Kern­auf­gabe wahr­neh­men solle, welche die stra­te­gi­schen Vorga­ben des Stif­tungs­ra­tes unter­neh­me­risch umsetzt. Die Geschäfts­füh­rung sei nicht als eine rein admi­nis­tra­tive Stif­tungs­ver­wal­te­rin zu sehen. Haupt­ziel müsse hier­bei immer sein, den Stif­tungs­zweck zu errei­chen. Das Refe­rat wurde mit einer span­nen­den Veran­schau­li­chung diver­ser Span­nungs­fel­der ergänzt (bspw. opera­tiv täti­ger Stif­tungs­rat, unfä­hi­ger Stif­tungs­rat, Geschäfts­lei­tung bestimmt Vision und Stra­te­gie, der Stif­tungs­rat hat keine einheit­li­che Stra­te­gie). Lösungs­an­sätze konn­ten skiz­ziert werden. So sei es elemen­tar wich­tig, dass gewisse Mindest­kom­pe­ten­zen im Stif­tungs­rat vorhan­den sind (Recht, Finan­zen, Stif­tungs­zweck). Weitere Lösungs­an­sätze zu Span­nungs­fel­dern wurden in der Panel­dis­kus­sion diskutiert. 

Panel-Diskus­sion

Kris­tina Picenoni, Geschäfts­füh­re­rin von Kris­tina Picenoni Consul­ting, mode­rierte die erste Panel­dis­kus­sion. Zu Beginn begrüsste sie Herrn Dr. Roland Wirth, Geschäfts­füh­rer und Rektor der Kader­schule Zürich. Sie bat ihn als Einstieg in die Panel-Diskus­sion, seine Meinung zu den bishe­ri­gen Stand­punk­ten darzulegen.

In einer offe­nen Diskus­sion wurde der Begriff «Foun­da­tion Compli­ance» geschärft und geklärt. Stif­tun­gen müssen demnach den Grund­ge­dan­ken der Regel­treue wahren und Stra­te­gie und Systeme zur Verhin­de­rung von Norm­ver­stös­sen aufbauen. Darüber hinaus enthalte Compli­ance aber auch eine ethi­sche Dimen­sion, wie Dr. Alice Henge­voss deut­lich aufzeigte.

Kris­tina Picenoni ging mit den Panelis­ten der Frage nach, warum Foun­da­tion Compli­ance nötig ist und nicht als nur ein notwen­di­ges Übel ange­se­hen werden sollte. Man war sich einig, dass es um die Vermei­dung von Rechts­ri­si­ken (bspw. Haftungs­re­duk­tion für Stif­tungs­räte), um die Vermei­dung finan­zi­el­ler Risi­ken (bspw. Bussen, Schad­geld­zah­lun­gen), um die Vermei­dung regu­la­to­ri­scher Risi­ken (aufsichts­recht­li­ches Einschrei­ten) und vor allem auch um die Vermei­dung von Repu­ta­ti­ons­ri­si­ken gehe.

Die Panelis­ten berei­cher­ten die Diskus­sion mit persön­li­chen Beispie­len aus der Praxis.

Dr. Alice Henge­voss schil­derte, wie ein inte­gra­ti­ves Verständ­nis der Rechen­schafts­pflicht die Leis­tungs­er­brin­gung stär­ken kann. Fran­çois Geinoz erläu­terte weiter, wem gegen­über die NPOs rechen­schafts­pflich­tig sind. Oft sei es schwie­rig, alle Inter­es­sens­grup­pen wie Geld­ge­ber, Regu­lie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Leis­tungs­emp­fän­ger oder Peer-Orga­ni­sa­tio­nen unter einen Hut zu bekom­men. Auch wurde der Frage nach­ge­gan­gen, wie im Sinne einer Risi­ko­ver­mei­dung ein geeig­ne­tes Erwar­tungs­ma­nage­ment aufge­baut werden kann.

Das Kontroll­um­feld einer gemein­nüt­zi­gen Stif­tung umfasst den Stif­tungs­rat, die Revi­si­ons­stelle und die Stif­tungs­auf­sicht. Die Pflich­ten des Stif­tungs­ra­tes wurden von Fran­çois Geinoz akzen­tu­iert dargelegt.

Dr. Roland Wirth ist auch der Meinung, dass vielen Stif­tungs­rä­ten nicht klar sei, dass sie bei Verstös­sen haften. Er ist der Meinung, dass Compli­ance eine klare Führungs­auf­gabe des Stif­tungs­ra­tes sei. So gelte die Sorg­falts- und Treue­pflicht des Stif­tungs­ra­tes ebenso wie es nötig sei, Inter­es­sens­kon­flikte möglichst zu vermei­den oder adäquat damit umzu­ge­hen (Ausstand, Rück­tritt, Offenlegung).

Von links nach rechts: Alice Henge­voss, Roland Wirth, Kris­tina Picenoni, Fran­çois Geinoz

Fokus II: Die opera­tive Sicht: Erfolg­rei­che Zusammenarbeit

Domi­nic R. Lüthi – Opti­ma­ler Stif­tungs­rat: Planung, Suche Zusammenstellung

Domi­nic Lüthi über die Zusam­men­stel­lung des opti­ma­len Stiftungsrats

Domi­nic R. Lüthi stellte die Haupt­tä­tig­kei­ten von StiftungsratsMandat.com vor. Seit 2012 betreibt er zusam­men mit seinem Team die Platt­form VerwaltungsratsMandat.com und seit 2021 die Platt­form StiftungsratsMandat.com, um den rich­ti­gen Mix in Verwal­tungs- und Stif­tungs­rä­ten auch für klei­nere Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen zu kreieren.

Weil die Methode auf der elek­tro­ni­schen «Do-it-yours­elf-Praxis» aufbaut, wird die Platt­form auch das «Parship für Stif­tungs­rats­mit­glie­der und Stif­tun­gen» genannt.

 Er betonte, dass Stif­tungs­räte viel­fäl­ti­ger werden soll­ten. Weiter ging er auf die Empfeh­lun­gen des Swiss Foun­da­tion Codes ein, welcher besagt, dass ein Stif­tungs­rat idea­ler­weise  nicht weni­ger als drei Perso­nen zählen sollte, zeit­lich verfüg­bar sei, nicht nur aus Galli­ons­fi­gu­ren, sondern aus inte­gren Persön­lich­kei­ten bestehen sollte, welche möglichst diverse fach­li­che und persön­li­che Fähig­kei­ten mitbrin­gen soll­ten. Auch der Wille sich weiter­zu­bil­den sei nicht zu unter­schät­zen. Eine grosse Heraus­for­de­rung dabei sei es, Persön­lich­kei­ten zu finden, welche ein gutes Profil mitbrin­gen und den Willen, dieses für kein oder ein gerin­ges Einkom­men oder sogar ehren­amt­lich zu Verfü­gung zu stel­len. Im Gegen­zug biete die Mitglied­schaft in einer (gros­sen) Stif­tung die Betei­li­gung an (gros­sen) stra­te­gi­schen Entschei­dun­gen und ein gewis­ses Mass an Pres­tige. Bei klei­ne­ren und mitt­le­ren Stif­tun­gen fallen dieses Moti­va­ti­ons­gründe aller­dings schnell weg. Daher sei es hier schwie­ri­ger, geeig­nete Persön­lich­kei­ten zu finden und auch länger zu verpflich­ten. Auch eine aktive Mitar­beit auf allen Ebenen der Stif­tungs­tä­tig­keit werde hier oft gefor­dert. Daher sei es wich­tig, poten­zi­elle Stif­tungs­rats­mit­glie­der vorab umfas­send und realis­tisch über ihre Aufga­ben, Pflich­ten und den zu erwar­ten­den Zeit­auf­wand zu infor­mie­ren. Im Anschluss zeigte Domi­nic R. Lüthi in einer Live-Demons­tra­tion die Platt­form StiftungsratsMandat.com. Zum Schluss beleuch­tete er einige Tipps für die Arbeit in Stif­tun­gen und wies darauf hin, sich früh­zei­tig nach Nach­fol­gen inner­halb des Stif­tungs­rats umzusehen.

Michel Rudin – Erfolgs­fak­to­ren und Wider­stände in der Organisation

Michel Rudin über die Erfolgs­fak­to­ren und Wider­stände in der Organisation

Michel Rudin, ehem. Präsi­dent Pink Cross und Grün­der Swiss Diver­sity Forum & Swiss Diver­sity Awards stellte in einem sehr persön­li­chen Refe­rat die Erfolgs­fak­to­ren und Wider­stände in einer Orga­ni­sa­tion dar. Sein gros­ser Erfolg und die Früchte seiner Arbeit gipfel­ten in der Annahme der «Ehe für alle». Dies war aber auch eine Erfolgs­ge­schichte mit Höhen und Tiefen. Er weiss aus eige­ner Erfah­rung, dass eigene Betrof­fen­heit zwar ein gros­ser Moti­va­ti­ons­fak­tor sein könne und diese gerade bei NGOs eine posi­tive Auswir­kung auf das Gelin­gen eines Projek­tes habe, trotz­dem sei Betrof­fen­heit allein kein Erfolgs­ga­rant. Beson­ders wenn die Team­zu­sam­men­set­zung nicht breit und divers abge­stützt sei. Iden­ti­fi­zie­rung mit einer Proble­ma­tik sei nicht ohne weite­res Quali­täts- und Compliance-relevant.

Eine ziel­füh­rende und effi­zi­ente Struk­tur sowie eine konsis­tente Stra­te­gie seien der Schlüs­sel zum Erfolg. Eine Compli­ance-kulti­vierte Vision sei unab­ding­bar. Weiter soll­ten der Mitglie­der­nut­zen im Auge behal­ten, die (finan­zi­el­len) Ressour­cen sinn­voll einge­setzt, sowie stets die Stake­hol­der mitein­be­zo­gen werden. Die Öffent­lich­keits­ar­beit sei auch enorm wich­tig. Michel Rudin empfahl den Stra­te­gie­pro­zess als einen steti­gen Prozess zu sehen und das Stra­te­gie­do­ku­ment regel­mäs­sig zu über­ar­bei­ten und der Situa­tion anzu­pas­sen. Dies auch um früh­zei­tig auf Trends zu reagieren.

Panel-Diskus­sion

Kris­tina Picenoni, Geschäfts­füh­re­rin von Kris­tina Picenoni Consul­ting, mode­rierte die zweite Panel­dis­kus­sion und stellte die beiden neuen Diskus­si­ons­teil­neh­me­rin­nen Julia Jakob, Co-Geschäfts­füh­re­rin von Swiss­Foun­da­ti­ons sowie Susanne Sugi­moto, Co-Redak­ti­ons­lei­te­rin bei THE PHILATHROPIST vor.

Auch hier ging die Diskus­sion «Beyond Regu­la­ti­ons» und die opera­tive Ebene wurde mit vielen persön­li­chen Beispie­len aus dem Berufs­all­tag veran­schau­licht. Mass­ge­bend sei dabei, dass es keine Einheits­lö­sung für Compli­ance-Orga­ni­sa­tio­nen und Compli­ance-Prozesse gibt. Ein risi­ko­ori­en­tier­tes Compli­ance-Manage­ment­sys­tem sollte immer ange­mes­sen sein und auch nicht zu einer unnö­ti­gen Über­re­gu­lie­rung in der Orga­ni­sa­tion führen. Auch der Beizug eines exter­nen Compli­ance-Beauf­trag­ten könne manch­mal sinn­voll sein. Julia Jakob stellte in der Folge auch den Swiss Foun­da­ti­ons Code (SFC) vor, welcher vom Verband heraus­ge­ge­ben wurde. Dieser Code sei eine wich­tige Richt­schnur für «good foun­da­tion gover­nance». Auch wurde darauf hinge­wie­sen, dass sich Mitar­bei­tende und Stif­tungs­räte von Stif­tun­gen gezielt in diesen Thema­ti­ken weiter­bil­den können.

Michel Rudin erläu­terte anschau­lich seine Erfah­run­gen, wenn es darum geht, eine opti­male Team­zu­sam­men­set­zung zu errei­chen. Dies sei ein stän­di­ger Prozess und ein gewis­ses Mass an Selbst­re­flek­tion sei unabdingbar.

Frau Sugi­moto und Herr Lüthi teil­ten eben­falls die Meinung, dass die rich­tige Zusam­men­set­zung im Stif­tungs­rat oder im Vereins­vor­stand Erfolgs­fak­to­ren seien. Viel­falt sei hier­bei ein abso­lut stra­te­gi­scher Erfolgs­vor­teil. Aller­dings könne Diver­si­tät auch anstren­gend sein und man müsse stets daran arbeiten.

Folgende Compli­ance-rele­vante Berei­che auf der orga­ni­sa­to­ri­schen Ebene soll­ten beach­tet werden: Kern ist immer der Förder­zweck und die Förder­ziele, die Förder­mit­tel sollen effi­zi­ent und wirk­sam einge­setzt werden, Sozi­al­ver­si­che­run­gen sind einzu­hal­ten, geeig­nete Mitar­bei­ter sollen einge­stellt werden etc.

Zum Abschluss berich­te­ten die Panel-Teil­neh­men­den von mögli­chen Fall­stri­cken und wie diese verhin­dert werden können.

Von links nach rechts: Michel Rudin, Domi­nic Lüthi, Susanne Sugi­moto, Kris­tina Picenoni, Julia Jakob

Fokus III: Die finan­zi­elle Sicht: Vermö­gens­be­wirt­schaf­tung im Stiftungskontext

Dr. Chris­toph Degen – Die Verwen­dung und Bewirt­schaf­tung der Stif­tungs­mit­tel: Was ist zu beachten?

Chris­toph Degen über die Verwen­dung und Bewirt­schaf­tung der Stiftungsmittel

Dr. Chris­toph Degen erläu­terte einge­hend den Stif­tungs­be­griff und wies auf die beiden Grund­funk­tio­nen, die Erfül­lung des Stif­tungs­zwecks und die Bewirt­schaf­tung des Stif­tungs­ver­mö­gens hin. Der Stif­tungs­rat müsse die Treue- und Sorg­falts­pflicht erfül­len und die Beschlüsse bzw. das Handeln des Stif­tungs­ra­tes müssen mit dem staat­li­chen Recht und dem stif­tungs­in­ter­nen Recht im Einklang stehen. Dennoch gäbe es einen weiten Ermessensspielraum.

Chris­toph Degen wies auf die zweck­mäs­sige Verwen­dung des Stif­tungs­ver­mö­gens hin. Ein effi­zi­en­ter und wirk­sa­mer Einsatz der Stif­tungs­mit­tel und die Fest­le­gung einer Stra­te­gie zur Umset­zung des Stif­tungs­zwecks als Gebot der «good gover­nance» seien gege­ben. Die Stif­tungs­or­gane seien zur getreuen und sorg­fäl­ti­gen Verwal­tung des Stif­tungs­ver­mö­gens verpflich­tet. Der Stif­tungs­rat trage demnach grund­sätz­lich die Zustän­dig­keit für die Vermö­gens­be­wirt­schaf­tung. Das grösste Risiko hier­bei könne das fehlende Fach­wis­sen im Stif­tungs­rat im Bereich Vermö­gens­ver­wal­tung sein. Wich­tig hier­bei sei, dass sich die Haftung der Stif­tungs­rats­mit­glie­der auf das Privat­ver­mö­gen bei Verschul­den (auch bei leich­ter Fahr­läs­sig­keit) bezieht. Auch gäbe es das Risiko des Über­nah­me­ver­schul­dens bei subjek­ti­vem Unge­nü­gen. Es wurde im Detail auf die Pflich­ten und Aufga­ben des Stif­tungs­ra­tes im Bereich der Vermö­gens­be­wirt­schaf­tung einge­gan­gen (Anla­ge­or­ga­ni­sa­tion, Anla­ge­stra­te­gie, Anla­ge­ho­ri­zont, Aspekte der Nach­hal­tig­keit, «mission based invest­ments», Risi­ko­be­ur­tei­lung, Forma­li­sie­rung der Anla­ge­tä­tig­keit, Beizug exter­ner Fach­leute, Control­ling, etc.).

Dr. Hans­jörg Schmidt – Ein GRC-Frame­work für die Vermögensbewirtschaftung

Hans­jörg Schmidt über das GRC-Frame­work für die Vermögensbewirtschaftung

Dr. Hans­jörg Schmidt, Leiter Stif­tun­gen, Zürcher Kanto­nal­bank, zeigte eindrück­lich ein Gover­nance-Risk-Compli­ance-Frame­work auf. Er betonte klar, dass die Verant­wor­tung für die Stra­te­gie in Sachen Liqui­di­täts­be­darf, Anla­ge­ho­ri­zont, Erwar­tun­gen der Rendite, Restrik­tio­nen, Nach­hal­tig­keit, Wirkung etc. nicht über­trag­bar an einen Dienst­leis­ter wie die ZKB seien. Der grösste Erfolgs­bei­trag läge somit beim Stif­tungs­rat. In der Umset­zung und Kontrolle des Invest­ment­kon­zepts indes können die Verwal­tung, Verwah­rung und Kontrolle gut an Finanz­dienst­leis­ter über­tra­gen werden. Der Vorstand bzw. der Stif­tungs­rat oder die Anla­ge­kom­mis­sion müssen immer die lang­fris­tige Zweck­erfül­lung gemäss den Statu­ten oder dem Leit­bild kontrol­lie­ren. Eine geeig­nete Risi­ko­streu­ung in der Anla­ge­stra­te­gie sei ange­zeigt. Auch sei es sinn­voll sich mit seinen Peer-Grup­pen zu verglei­chen. Ein mögli­ches Beispiel sei hier der Swiss Phil­an­thropy Perfor­mance Index (SwiPhiX). Dr. Hans­jörg Schmidt ging in der Folge noch auf die konkrete Einord­nung in der Vermö­gens­al­lo­ka­tion des SwiPhiX ein. 

Panel-Diskus­sion

Patrick Kraus­kopf, Leiter Zentrum für Wett­be­werbs­recht und Compli­ance, mode­rierte die dritte Panel­dis­kus­sion und stellte die beiden neuen Diskus­si­ons­teil­neh­mer Dr. Lukas von Orelli, Geschäfts­füh­rer der VELUX Stif­tung und Stif­tungs­rat bei Swiss­Foun­da­ti­ons sowie Benja­min Vetterli, Stif­tungs­rat AGE Stif­tung, vor. Er bat beide auf das Gesagte der Vorred­ner einzu­ge­hen und dies zu reflek­tie­ren. Gröss­ten­teils bestand Einig­keit im Bezug auf die Vorred­ne­rin­nen und ‑redner.

Von links nach rechts: Patrick Kraus­kopf, Benja­min Vetterli, Lukas von Orelli, Chris­toph Degen, Hans­jörg Schmidt

Dr. Lukas von Orelli ging weiter auf das Span­nungs­feld zwischen wirkungs­vol­ler Anlage und Inves­ti­ti­ons­an­la­gen ein. Die Wirkungs­mes­sung der Anla­gen müsse immer in Bezug auf den Stif­tungs­zweck erfol­gen. Auch Benja­min Vetterli wies auf die Bedeu­tung des Repu­ta­ti­ons­ma­nage­ments im Hinblick auf die Öffent­lich­keit hin. Der Druck der Öffent­lich­keit bspw. über Social Media nehme stetig zu. Trans­pa­renz, Orien­tie­rung an Bran­chen­stan­dards und Teil­nahme an Bench­mark-Verglei­chen helfe, Diskus­sio­nen zu versach­li­chen und Repu­ta­ti­ons­ri­si­ken zu vermindern.

Abschluss

Patrick Kraus­kopf bedankte sich herz­lich bei allen Redne­rin­nen und Rednern sowie auch bei allen Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern, welche den reibungs­lo­sen Ablauf der Tagung ermög­licht haben. Die nächste Veran­stal­tung «Compli­ance bei Stif­tun­gen und Verei­nen» findet im Juli 2023 statt. Alle Inter­es­sier­ten sind bereits heute herz­lich eingeladen.

Weitere Auskünfte

Patrick Kraus­kopf, Leiter Zentrum für Wett­be­werbs­recht und Compliance

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