Förderbeiträge gehen immer mit guten Absichten einher. Dabei darf jedoch nicht vergessen gehen, dass eine Förderung auch negative Folgen haben kann. Denn jeder noch so kleine Förderbeitrag löst Signale aus. Jeder Beitrag bedeutet einen Eingriff in eine bestehende Konstellation. Will eine Stiftung nachhaltig fördern, macht sie sich Gedanken über die Folgen ihrer Förderung und dazu, wie es nach Abschluss der Förderung mit dem Projekt weitergeht. Kann die geförderte Organisation das Projekt selber weiterführen? Soll sie eine Trägerschaft aufbauen? Oder soll der Staat einspringen? Letzteres machen Kritiker den Förderstiftungen gerne zum Vorwurf: Sie schieben ein teures Projekt an, welches dann «too big to fail» ist und vom Staat übernommen werden muss.
Gebundene Fördergelder bei den Kantonen für stiftungseigene Museen
Das meiner Ansicht nach folgenschwerste Beispiel für unbeabsichtigte negative Folgen sind die stiftungseigenen Museen. Lassen Sie mich dieses Beispiel etwas ausführen: Ende des letzten Jahrhunderts explodierte die Zahl der Museen in der Schweiz regelrecht und stieg von rund 500 auf heute 1100. Sage und schreibe die Hälfte dieser neuen Museen wurde von privaten Stiftungen gegründet. Wie sieht die Finanzierung dieser Museen heute aus? Nur bei 160 der 310 stiftungseigenen Museen sind Stiftungen die Hauptfinanzierungsträger. Bei den anderen ist es – richtig geraten – der Staat. Für diesen ist es (politisch) fast unmöglich, ein Museum, welches dazu beiträgt, das Kulturerbe zu pflegen und zu vermitteln und somit fraglos seine Daseinsberechtigung hat, einfach sterben zu lassen. Doch mit welcher Konsequenz? Heute sind bei jenen Kantonen, welche über mehrere Museen verfügen, ein Grossteil der Fördermittel gebunden an Betriebskosten von Museen. Da bleibt wenig Raum für Neues. Zum Glück flacht die Kurve der Museumsgründungen wieder ab. Doch der Staat wird noch lange tragen an den kurzsichtigen Museumsgründungen.
Müssen es immer neue Tanzproduktionen sein?
Auch bei Förderprojekten mit weniger weit reichenden Konsequenzen sind Förderstiftungen gut beraten, die Folgen ihrer Förderung einzuschätzen. Hierzu ein Beispiel aus der Tanzförderung. Die meisten Förderstiftungen wollen neue Tanzproduktionen unterstützen. Das führt dazu, dass Tanzschaffende in eine Art «Produktionszwang» geraten, denn nur so gelangen sie an die existenzsichernden Fördermittel. Die Konsequenz: In der Schweiz werden jährlich überproportional viele Produktionen geschaffen, denen dann aber die Mittel für eine Tournee fehlen und die somit kaum zur Aufführung gelangen.
Kontext verschaffen
Wie nun können Förderstiftungen diese Fallstricke umgehen? Indem sie sich ein Bild des Kontextes verschaffen, in welchem sie fördern. Ohne Kenntnisse der Zusammenhänge, der Herausforderungen und der Bedarfe geht es kaum. Ein vorgängiger Dialog mit den involvierten Stakeholdern, darunter auch mit staatlichen Stellen, kann Klarheit schaffen über den tatsächlichen Bedarf. Eine Investition in diese Informationen lohnt sich unbedingt. Nur auf dieser soliden Grundlage können Stiftungen einschätzen, wie sie ihre Mittel am Sinnvollsten einsetzen. Um den Informationsbeschaffungsaufwand in Grenzen zu halten, empfiehlt es sich, innerhalb des Förderzwecks Schwerpunkte zu schaffen, so dass sich die Stiftung nicht jedes Mal in ein neues Thema einarbeiten muss. Auf diese Art kann eine Förderstiftung verantwortungsbewusst und nachhaltig agieren, im Wissen darum, nicht an der gesellschaftlichen Realität vorbeizufördern.
Interessiert an weiterführenden Informationen? Dann lege ich Ihnen das kostenlose «Kursbuch Wirkung» vom unabhängigen Beratungshaus „PHINEO“ ans Herz: