Die neuste Ausgabe des seit 2015 von ZEWO zusammen mit Swissfundraising herausgegebenen Spendenreports nimmt den Schweizer Spendenmarkt unter die Lupe. Es wird aber nicht nur das Spendenverhalten der Schweizer Bevölkerung untersucht, sondern auch wie die Hilfswerke in der Schweiz wahrgenommen werden. Der Spenden- und Imagebarometer liefert interessante Erkenntnisse zur Wahrnehmung von Wirkung, Relevanz und Verhalten von Schweizer Hilfsorganisationen. Als Fazit heisst es im Report: «Die Organisationen geniessen das Vertrauen der Bevölkerung, ihre Transparenz lässt jedoch zu wünschen übrig.» Von den befragten Personen fanden 91 Prozent die Arbeit von Spendenorganisationen unverzichtbar, und jeweils um die 80 Prozent finden Hilfswerke wichtig als ergänzende Kraft zu den Aufgaben des Staates wie auch für die Gesellschaft im Allgemeinen. Auch wenn diese Resultate leicht unter den Werten des Vorjahres sind, geniessen die Hilfswerke immer noch ein sehr hohes Ansehen. Die Branche als Ganzes betrachtet gibt es aber für Innovation, Glaub- und Vertrauenswürdigkeit sowie Transparenz ein deutliches «ungenügend». Der Report sieht diese Resultate als Ansporn: «Sie fordern uns heraus, kreative Lösungen zu finden, Technologien verantwortungsvoll und gezielt zu nutzen und nach neuen Wegen in der Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zu suchen.»
Zum vierten Jahr in Folge über zwei Milliarden Franken
Insgesamt 2,25 Milliarden Franken wurden im Jahr 2023 in der Schweiz an Hilfswerke gespendet. Das ist zwar weniger als im Rekordjahr 2022, welches durch den Krieg in der Ukraine mit einem Spendenvolumen von 2,5 Milliarden nach oben ausschlägt, aber immer noch einiges über den Werten der Vorjahre. Das Jahr 2019 eignet sich als Referenzjahr, da es wie auch 2023 ein Jahr war, in dem keine Grossereignisse das Spendenaufkommen beeinflussten. So stieg der gespendete Gesamtbetrag zwischen 2019 und 2013 um 18 Prozent. Aber es zeigt sich auch eine gewisse Spendemüdigkeit: im 2023 haben weniger Haushalte an Hilfswerke gespendet als noch im Vorjahr. Der Report verortet die Gründe für den Rückgang und sieht «einerseits aufgrund ökonomischer Entwicklungen eine stärkere Sorge um die eigene soziale Sicherheit, andererseits wohl auch eine wachsende Ermattung und Ohnmacht angesichts einer zusätzlich unsicheren und versehrten Welt.» Auch trug eine gewisse Radikalisierung in der Klimabewegung wohl zu einer eher negativen Dynamik in der Klimapolitik bei, was sich im Spendenverhalten für Klimaprojekte niederschlug.
Für was wird gespendet?
Interessant ist auch zu sehen, welche Themen bei den Spender:innen im Trend sind. So hat sich im 2023 das Ranking der drei Top-Themen zum ersten Mal seit Jahren geändert: Neu ist «Natur‑, Umwelt- und Tierschutz» mit 56 Prozent auf Platz 1, auf Platz 2 findet sich das Thema «Menschen mit Behinderung» (48 Prozent) und auf Platz 3 «Sozial- und Nothilfe» (43 Prozent). Interessant ist zudem der 28 prozentige Zuwachs im Bereich «Kulturelles» im Vergleich zum letzten Jahr – die Gründe konnte der Report jedoch nicht klar eruieren. Und noch eine weitere interessante Erkenntnis aus dem Report: «2023 betrug die durchschnittliche Spende per Post- oder Banküberweisung an ein Zewo-Hilfswerk 178 Franken, während sie bei digitalen Zahlungsmitteln bei 100 Franken lag.»
Der von ZEWO zusammen mit Swissfundraising herausgegebene Spendenreport kann auf der Website von ZEWO heruntergeladen werden. Seit 2015 werden Methodik und Fragestellungen konsistent gehalten, was verlässliche Vergleiche ermöglicht und langfristige Entwicklungen sichtbar macht.