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Zahlungs­dienst­leis­ter als stille Helfers­hel­fer: Tipps für Hilfsorganisationen

In der Entwick­lungs­hilfe gilt es zuneh­mend als Stan­dard, Gelder direkt in einer loka­len Währung an Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen zu trans­fe­rie­ren, statt sie mittels handels­üb­li­cher Über­wei­sun­gen zu senden. Dieser neue Ansatz hat sich bewährt, um Kosten zu senken, die Rechen­schafts­pflich­ten zu opti­mie­ren und die grund­sätz­li­che Kontrolle über die Gelder zu verbessern.

Gerade inter­na­tio­nale Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen (NGOs) sind stets auf Mittel und Wege ange­wie­sen, vor Ort Fremd­wäh­run­gen zu beschaf­fen. Die Durch­füh­rung und Abwick­lung ihrer Aufträge hängen maßgeb­lich von einem zuver­läs­si­gen und siche­ren Strom an Geldern ab. Die Abwick­lung auf den Devi­sen­märk­ten kann jedoch oft ziem­lich entmu­ti­gend sein, insbe­son­dere wenn die Gelder für Länder bestimmt sind, in denen der Währungs­trans­fer beson­ders unsi­cher ist. Dazu zählen Krisen­ge­biete wie der Südsu­dan oder armuts­ge­beu­telte Länder wie Sierra Leone, aber auch Märkte mit spezi­el­len Anfor­de­run­gen, beispiels­weise in Vanuatu.

Dabei ist kaum etwas wich­ti­ger für gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tio­nen als Trans­pa­renz, insbe­son­dere da sie auf Spen­den ange­wie­sen sind. Und maßgeb­lich für ein wirkungs­vol­les und zugleich seriö­ses Verhält­nis von Spen­den­ei­nah­men und der Weiter­gabe dieser Gelder, ist die Sicher­stel­lung eines siche­ren und reibungs­lo­sen Zahlungs­ver­kehrs. Für den inter­na­tio­na­len Trans­fer von (Spenden-)Geldern nun den rich­ti­gen Anbie­ter zu finden, kann kompli­ziert sein. Immer mehr Akteure für globale Zahlungs­dienst­leis­tun­gen drän­gen auf den Markt und sie alle verspre­chen den Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen Sicher­heit, Trans­pa­renz und Einspar­po­ten­ziale. Nach­fol­gende Tipps sollen NGOs helfen, die rich­tige Wahl zu treffen:

1. Korre­spon­denz­ban­ken­netz­werke sind das A & O
Wer die Zusam­men­ar­beit mit einem Finanz­dienst­leis­ter für inter­na­tio­nale Trans­ak­tio­nen erwägt, sollte vor allem darauf achten, wie das Korre­spon­denz­ban­ken­netz des Anbie­ters aussieht und welche Banken das Unter­neh­men konkret für die Bereit­stel­lung bestimm­ter Währun­gen nutzt. Dadurch erhal­ten poten­zi­elle Auftrag­ge­ber einen guten Eindruck davon, wie viel Kontrolle sie über den Zahlungs­pro­zess haben werden. Dieser Einfluss ist entschei­dend, um Probleme zu vermei­den, die mit dem Trans­fer harter Währun­gen bei der Umrech­nung auf den loka­len Märk­ten verbun­den sein können. Wenn ein Anbie­ter einfach nur Trans­ak­tio­nen in eine der globa­len Banken einspeist, ist die Wahr­schein­lich­keit groß, dass er nicht viel Kontrolle über den Abwick­lungs­pro­zess und Kosten hat, sobald die Gelder ihren Einfluss­be­reich verlassen.

2. Indi­vi­du­elle Markt­kennt­nisse
Wissen ist Macht! Verfügt der vorge­schla­gene Anbie­ter über einge­hende Kennt­nisse des Mark­tes, an den die Gelder weiter­ge­lei­tet werden? Er sollte in der Lage sein, Einbli­cke in den Abwick­lungs­me­cha­nis­mus des jewei­li­gen Mark­tes, das Vorge­hen der Zentral­bank, die örtli­chen Banken und indi­vi­du­elle, lokal-markt­be­dingte Beson­der­hei­ten der Abwick­lung haben und diese auch weiter­ge­ben. Ohne ein ausrei­chen­des Verständ­nis der Beson­der­hei­ten einer bestimm­ten Region können Anbie­ter den NGOs nicht die effi­zi­en­tes­ten Abwick­lun­gen anbieten.

3. Preis­ga­ran­tie statt böser Über­ra­schun­gen
Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die ihre Devi­sen­ge­schäfte mithilfe von Trans­ak­ti­ons­dienst­leis­tern abwi­ckeln wollen, soll­ten darauf achten, dass im Voraus ein Pauschal­satz gesi­chert ist und der konkrete Liefer­be­trag garan­tiert ist. Wenn der Anbie­ter nicht gewähr­leis­ten kann, dass keine zusätz­li­chen Gebüh­ren abge­zo­gen werden, kann man den Wert des verhan­del­ten Pauschal­sat­zes gar nicht beur­tei­len. Vorab sollte daher der konkrete, endgül­tige Wech­sel­kurs einschließ­lich aller Gebüh­ren verein­bart werden.

4. Doppelt genäht, hält besser
Eine Zweit­mei­nung scha­det nie. Man sollte bei jedem Ange­bot versu­chen, einen Vergleichs­satz zu erhal­ten. Jeder Anbie­ter, der eine Exklu­siv­ver­ein­ba­rung anstrebt, handelt in seinem Inter­esse, nicht in dem seiner Kunden. Seriöse Unter­neh­men, die eine konkur­renz­fä­hige, faire Dienst­leis­tung anbie­ten, soll­ten kein Problem damit haben, wenn die Kunden die Wech­sel­kurse, mit denen eines Konkur­ren­ten vergleichen.

5. Der Devi­sen­han­del kocht auch nur mit Wasser
Keine Scheu. Die Beschaf­fung von Geld in loka­len Währun­gen ist im Grunde dasselbe wie der Erwerb von Moski­to­net­zen, einem Toyota-Lkw oder Nutella. Kunden soll­ten sich nicht davor scheuen, ein biss­chen zu feil­schen. Vom Fach­chi­ne­sisch darf man sich nicht einschüch­tern lassen. Anbie­ter, die sich darüber profi­lie­ren, soll­ten ohne­hin kritisch gese­hen werden. Wenn ein Anbie­ter sich weigert, eine Landes­wäh­rung in einen bestimm­ten Ziel­markt zu schi­cken und statt­des­sen US-Dollar über­wei­sen will, sollte man hell­hö­rig werden. Viel­leicht kann nur dieser Anbie­ter keine Landes­wäh­rung trans­fe­rie­ren, ein ande­rer aber schon.

6. Drum prüfe, wer sich (ewig) bindet
Die finan­zi­elle Hand­lungs­fä­hig­keit eines Anbie­ters sollte immer auf dem Prüf­stand stehen. Blin­des Vertrauen kann teuer werden. Wenn der Dienst­leis­ter möchte, dass der Kunde ein finan­zi­el­les Risiko eingeht, indem er sich bereit erklärt, das Ange­bot in Anspruch zu nehmen, dann sollte sich dieser auch verge­wis­sern, wie hoch das einzu­ge­hende Risiko ist. Der Mythos eines getrenn­ten Kontos kann irre­füh­rend sein; die Gelder sind nur sicher, solange sie sich noch auf dem hiesi­gen Konto befin­den. In dem Moment, in dem die Gelder dieses Konto verlas­sen, um in das jewei­lige Ziel­land über­wie­sen zu werden, haben die Kunden ein direk­tes Kredit­ri­siko für ihren Anbie­ter. Darum ist Vorsicht besser als Nachsicht.

7. Keine Vorkasse
Idea­ler­weise sollte vermie­den werden, im Voraus zu zahlen. Warum auch sollte eine Hilfs­or­ga­ni­sa­tion ein Kredit­ri­siko für seinen Trans­ak­ti­ons­dienst­leis­ter einge­hen? Ein seriö­ser Anbie­ter sollte in der Lage sein, eine Simul­tan­ab­rech­nungs­ver­ein­ba­rung anzu­bie­ten, d.h. er zahlt die lokale Währung auf das Konto des Begüns­tig­ten zur glei­chen Zeit ein, zu der ihm das Geld über­wie­sen wird. Dies ist auch ein guter Test für die finan­zi­elle Soli­di­tät. Wenn ein Anbie­ter nicht über ausrei­chende Mittel verfügt, um die Trans­ak­tion unab­hän­gig und ohne Verwen­dung der Kunden­gel­der abzu­wi­ckeln, könnte dies darauf hindeu­ten, dass er im Falle eines Fehlers Schwie­rig­kei­ten haben wird, die Beträge zurückzuerstatten.

Last but not least: Die Gelder, um die es hier geht sind das eigene Vermö­gen, im Falle von Hilfs- und Entwick­lungs­or­ga­ni­sa­tio­nen zumeist spen­den­ba­siert. Daher sollte auch im inter­na­tio­na­len Finanz­trans­fer so viel Kontrolle wie möglich darüber behal­ten werden.

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