Um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes zu bezeichnen, ist das Bruttoinlandprodukt BIP eine etablierte Grösse. Allerdings zeigt es nicht alle Ebenen, die für eine Gesellschaft relevant sind. Wichtige Parameter wie soziale oder ökologische Entwicklungen würde das BIP nicht abbilden, sagte André Hoffmann, Co-Gründer von InTent bei der Eröffnung des Beyond BDP Forums in Davos. Damit umriss er das Thema der Konferenz: Wie kann die Gesellschaft das Bruttoinlandprodukt BIP (GDP) als einzige Messgrösse für den Wohlstand überwinden oder erweitern. Die Stiftung B Lab Schweiz und InTent hatten Vertreter:innen aus Wirtschaft und Politik zur Diskussion geladen zur Frage, wie Wohlstand nachhaltiger und integrativer definiert werden kann.
Richtige Daten als Basis für richtiges Handeln
Die Veranstaltung fand am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos im Rahmen der Swiss Impact & Prosperity Initiative (SIPI). Die 2024 lancierte Initiative will die Art und Weise neu definieren, wie die Gesellschaft Erfolg und Wohlstand bemisst. Dazu bezieht die SIPI neben wirtschaftlichen auch ökologische, soziale und menschliche Aspekte ein. Die Initiative soll dazu beitragen, die Zersplitterung der Akteure zu überwinden und mit einem wissenschaftsbasierten Ansatz einen einheitlichen Rahmen zu schaffen. Jonathan Normand, Co-Gründer und CEO von B Lab Schweiz hob dabei die Wichtigkeit von Daten hervor. «Wenn wir nicht die richtigen Daten haben, können wir nicht richtig handeln.» Die Daten und der Umgang mit ihnen war denn auch Thema des Podiums. Andrea Rauber Saxer, Leiterin des Leistungsbereichs Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen Seco, Anna Fontcuberta i Morral, Präsidentin der EPFL, Stephanie Hart, Head of Operations Nestlé und Sandrine Dixson-Declève, bis 2024 Co-Präsidentin des Club of Rome diskutierten die Frage, weshalb die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Schweizer Wirtschaft gemessen werden sollten. Auch wenn gerade die nicht im BIP enthaltenen Faktoren das Thema waren, war das BIP immer wieder Ausgangspunkt für die Messbarkeit. So wies Dixson-Declève darauf hin, dass eine Erderwärmung von 1,5 Grad ein Minus von 3 Prozent beim BIP bedeutet.
Die richtige Regulierung
Damit eine Alternativ zum BIP sich durchsetzen kann waren sich die Podiumteilnehmerinnen einig: Eine neue Messbarkeit für den Wohlstand muss einfach und machbar sein. Es braucht ein Narrativ, dass mehr Menschen mitnimmt. Nur so kann sie für die KMU in der Schweiz von Bedeutung werden. Auch ärmere Länder brauchen einfache Lösungen, damit sie anwendbar sind. Die Teilnehmer:innen wiesen zudem auf die Bedeutung hin, dass die Wirkung belegbar sein muss. Daten seien heute genügend vorhanden. Was es nun brauche, sei eine gute Regulierung. Kritisiert wurde dagegen die aktuelle Rapportierungspraxis. Aufwand und auch Wirkung der Berichterstattungen wurden kritisch hinterfragt. Profitieren würden vor allem jene Unternehmen, die diese Berichterstattungen erstellen.
Messbarkeit und Menschen
Das Beyond GDP Forum will die Meinungführer:innen vernetzen. Sie sollen eine nachhaltige Wirtschaft mitgestalten. Dabei gehe es nicht um Messbarkeit und Wachstum, sondern um Menschen, sagte André Hoffmann zum Schluss. Welchen Beitrag die Veranstaltung und die SIPI leisten, um die Diskussion weiter voranzutreiben, wird sich zeigen. Dabei hätte die Schweiz gemäss SIPI die Chance, in dem sie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, international eine Vorreiterrolle einzunehmen, die eigenen Aktivitäten an den globalen Nachhaltigkeitszielen auszurichten und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.