Indonesien belegt bereits zum siebten Mal in Folge den Spitzenplatz des World Giving Index. Dies unterstreicht die tief verwurzelte Tradition des Altruismus in der Region, könnte aber auch durch kulturelle Unterschiede im Verständnis von «Geben» beeinflusst sein. Ebenso bemerkenswert ist der Aufstieg Singapurs, das mit einem historischen Höchststand den dritten Platz erreicht. Dieser Erfolg zeigt, wie gezielte Regierungsinitiativen und steuerliche Anreize das Spenden- und Freiwilligenengagement fördern können. Auch hier könnte jedoch der Einfluss staatlicher Kampagnen die Ergebnisse verzerren.
Krisen mobilisieren
Auffallend ist weiter der dramatische Anstieg in Marokko. Nach den verheerenden Erdbeben stieg die Spendenbereitschaft um 800 Prozent gestiegen ist. Diese Entwicklung verdeutlicht, wie Krisen die Gemeinschaft mobilisieren und eine Welle der Solidarität auslösen können. Es bleibt jedoch die Frage, inwieweit solche Krisensituationen kurzfristige Spitzen im Spendenverhalten erzeugen, die nicht unbedingt nachhaltige Grosszügigkeit widerspiegeln.
Doch der Index offenbart auch beunruhigende Tendenzen. Länder wie Aserbaidschan verzeichnen einen dramatischen Rückgang in der Grosszügigkeit, was Fragen nach den Ursachen dieser Entwicklung aufwirft. Gleichzeitig zeigt der langfristige Rückgang des Vereinigten Königreichs in der Rangliste, dass selbst etablierte Spendernationen nicht vor abnehmendem bürgerschaftlichen Engagement gefeit sind. Hier könnte ein gewisser Wohlstands- und Stabilitätsbias die Ergebnisse beeinflussen, da wohlhabendere Länder tendenziell höhere Spendenraten aufweisen.
Schweiz im unteren Mittelfeld
In Bezug auf die Schweiz zeigt der World Giving Index 2024 eine eher zurückhaltende Entwicklung. Die Schweiz rangiert in diesem Jahr im unteren Mittelfeld, was angesichts ihrer wirtschaftlichen Stärke und langen Tradition des Spendenwesens überraschend ist. Auch hier könnte eine kulturelle Präferenz für bestimmte Formen des Gebens die Ergebnisse beeinflussen. Besonders auffällig ist der relativ niedrige Rang in der Kategorie «Fremdenhilfe» (45 Prozent), was möglicherweise auf einen gewissen Rückzug in der internationalen Beteiligung hinweist. Obwohl die Schweiz weiterhin durch grosszügige Spendenbereitschaft überzeugt, bleibt die Frage offen, inwieweit die Schweizer Bevölkerung bereit ist, über ihre Landesgrenzen hinaus zu helfen.
Der World Giving Index ist nicht nur ein Massstab für Grosszügigkeit, sondern auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, die das Geben beeinflussen. Es ist daher entscheidend, die Ergebnisse des World Giving Index 2024 im Kontext dieser möglichen Verzerrungen zu interpretieren. Dies sollte Regierungen, gemeinnützige Organisationen und die Zivilgesellschaft dazu anregen, die richtigen Strukturen zu schaffen, um nachhaltige und inklusive Philanthropie zu fördern.
100 Jahre Jubiläum
Die Charities Aid Foundation wurde 1924 von einem Veteran des 1. Weltkriegs gegründet. Sie engagiert sich, damit Spender:innen wirkungsvoller agieren können. Sie vergibt eine Milliarde Pfund pro Jahr an NPO.