Bild: Bayu Prayuda, unsplash

Wo die Gross­zü­gig­keit Gren­zen hat – Einbli­cke aus dem World Giving Index 2024

Der World Giving Index 2024, herausgegeben von der Charities Aid Foundation, bietet Einblicke in das globale Spendenverhalten. In einem Jahr, das von wirtschaftlichen Unsicherheiten und humanitären Krisen geprägt war, zeigt der Index die Resilienz und Grosszügigkeit der globalen Gemeinschaft.

Indo­ne­sien belegt bereits zum sieb­ten Mal in Folge den Spit­zen­platz des World Giving Index. Dies unter­streicht die tief verwur­zelte Tradi­tion des Altru­is­mus in der Region, könnte aber auch durch kultu­relle Unter­schiede im Verständ­nis von «Geben» beein­flusst sein. Ebenso bemer­kens­wert ist der Aufstieg Singa­purs, das mit einem histo­ri­schen Höchst­stand den drit­ten Platz erreicht. Dieser Erfolg zeigt, wie gezielte Regie­rungs­in­itia­ti­ven und steu­er­li­che Anreize das Spen­den- und Frei­wil­li­gen­en­ga­ge­ment fördern können. Auch hier könnte jedoch der Einfluss staat­li­cher Kampa­gnen die Ergeb­nisse verzerren.

Krisen mobi­li­sie­ren

Auffal­lend ist weiter der drama­ti­sche Anstieg in Marokko. Nach den verhee­ren­den Erdbe­ben stieg die Spen­den­be­reit­schaft um 800 Prozent gestie­gen ist. Diese Entwick­lung verdeut­licht, wie Krisen die Gemein­schaft mobi­li­sie­ren und eine Welle der Soli­da­ri­tät auslö­sen können. Es bleibt jedoch die Frage, inwie­weit solche Krisen­si­tua­tio­nen kurz­fris­tige Spit­zen im Spen­den­ver­hal­ten erzeu­gen, die nicht unbe­dingt nach­hal­tige Gross­zü­gig­keit widerspiegeln.

Doch der Index offen­bart auch beun­ru­hi­gende Tenden­zen. Länder wie Aser­bai­dschan verzeich­nen einen drama­ti­schen Rück­gang in der Gross­zü­gig­keit, was Fragen nach den Ursa­chen dieser Entwick­lung aufwirft. Gleich­zei­tig zeigt der lang­fris­tige Rück­gang des Verei­nig­ten König­reichs in der Rang­liste, dass selbst etablierte Spen­der­na­tio­nen nicht vor abneh­men­dem bürger­schaft­li­chen Enga­ge­ment gefeit sind. Hier könnte ein gewis­ser Wohl­stands- und Stabi­li­täts­bias die Ergeb­nisse beein­flus­sen, da wohl­ha­ben­dere Länder tenden­zi­ell höhere Spen­den­ra­ten aufweisen.

Schweiz im unte­ren Mittelfeld

In Bezug auf die Schweiz zeigt der World Giving Index 2024 eine eher zurück­hal­tende Entwick­lung. Die Schweiz rangiert in diesem Jahr im unte­ren Mittel­feld, was ange­sichts ihrer wirt­schaft­li­chen Stärke und langen Tradi­tion des Spen­den­we­sens über­ra­schend ist. Auch hier könnte eine kultu­relle Präfe­renz für bestimmte Formen des Gebens die Ergeb­nisse beein­flus­sen. Beson­ders auffäl­lig ist der rela­tiv nied­rige Rang in der Kate­go­rie «Frem­den­hilfe» (45 Prozent), was mögli­cher­weise auf einen gewis­sen Rück­zug in der inter­na­tio­na­len Betei­li­gung hinweist. Obwohl die Schweiz weiter­hin durch gross­zü­gige Spen­den­be­reit­schaft über­zeugt, bleibt die Frage offen, inwie­weit die Schwei­zer Bevöl­ke­rung bereit ist, über ihre Landes­gren­zen hinaus zu helfen. 

Der World Giving Index ist nicht nur ein Mass­stab für Gross­zü­gig­keit, sondern auch ein Spie­gel­bild gesell­schaft­li­cher und wirt­schaft­li­cher Rahmen­be­din­gun­gen, die das Geben beein­flus­sen. Es ist daher entschei­dend, die Ergeb­nisse des World Giving Index 2024 im Kontext dieser mögli­chen Verzer­run­gen zu inter­pre­tie­ren. Dies sollte Regie­run­gen, gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tio­nen und die Zivil­ge­sell­schaft dazu anre­gen, die rich­ti­gen Struk­tu­ren zu schaf­fen, um nach­hal­tige und inklu­sive Phil­an­thro­pie zu fördern.


100 Jahre Jubiläum

Die Chari­ties Aid Foun­da­tion wurde 1924 von einem Vete­ran des 1. Welt­kriegs gegrün­det. Sie enga­giert sich, damit Spender:innen wirkungs­vol­ler agie­ren können. Sie vergibt eine Milli­arde Pfund pro Jahr an NPO.

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